EM Herren

Christensen in Führung


29. Juni 2023 , Stefan Bluemer


Tiger Christensen und Peer Wernicke (© DGV)
Tiger Christensen und Peer Wernicke (© DGV)

Der zweite Wettkampftag der Europameisterschaft der Herren steht in Estland ganz im Zeichen von Gewittern und Verzögerungen, so dass einige Spieler rekordverdächtig späte Startzeiten hinnehmen müssen. Tiger Christensen tritt so spät auf das erste Tee, wie bisher noch nie - und startet mit sechs Birdies auf den ersten acht Löchern, so gut wie noch nie. Nachdem der Hamburger seine Runde am Freitag in der Frühe beendet hat, steht er als Co-Leader an der Spitze.

Pärnu/Estland – 19.03 Uhr ging es für Tiger Christensen endlich mit der zweiten Runde dieser EM los. Da Pärnu in Estland sehr weit im Norden liegt, in etwa auf dem Breitengrad der Südspitze Norwegens, ist es sehr lange hell und so schaffte der Youngster des Hamburger GC noch, 15 Bahnen zu spielen.
Bis dahin waren sieben Birdies und ein Bogey auf der Karte, wobei es noch tiefer hätte gehen können, wenn der Pitch auf Loch zehn gefallen wäre. Der Hanseat hatte voll den Fahnenstock getroffen und musste trotzdem mit einem Par zufrieden sein. Am frühen Freitag bringt der College-Student seine Runde mit zwei weiteren Birdies zu Ende und klettert damit an die Spitze. Co-Leader mit dem Waliser James Ashfield, der wie Tiger Christensen zweimal 64 Schläge gebraucht hatte sowie dem Spanier Jose Ballester, der 62 und 66 Schläge notiert hatte.

Spielen, was geht

Das ungeschriebene Gesetz „Play as much as you can“, das die Spielleitung konsequent eingehalten hat, wird sich am dritten Tag auszahlen, denn nur noch 15 der 144 Teilnehmer werden am Freitag ab 7.00 Uhr wieder raus gehen, um ihre zweite Runde zu beenden. Der Start der dritten Wettkampfrunde, nach der es zum Cut kommt, ist für 9.30 Uhr vorgesehen, wobei die schlechtere Hälfte des Feldes im frühen Block raus gehen wird, während die besseren 72 Teilnehmer ab 14.20 Uhr ihre dritte Runde beginnen werden.

Starke Ergebnisse

Am zweiten Wettkampftag gab es aus deutscher Sicht etliche starke Ergebnisse. Neben Tiger Christensen, der nach 15 Bahnen mit sechs unter Par für die Runde seinen Gesamtscore auf -14 drücken konnte und damit auf den fünften Platz geklettert ist, sind drei Deutsche mit einer 67 (-5) rein gekommen, zudem hat Jonas Baumgartner vom GC Hösel eine 66 (-6) unterschrieben. Der Essener, der in den USA im Collegegolf unterwegs ist, hatte acht Birdies notiert, musste aber auch einen Doppelbogey einstecken. Bei seiner Auftaktrunde hatte Baumgartner von Eagle bis Doppelbogey alle Farben auf seiner Karte und hatte 70 Schläge gebraucht. Seinen Sprung um 38 Plätze auf Rang 40 im vorläufigen Tagesergebnis kommentierte der 20-Jährige bei seiner zweiten EM-Teilnahme mit gestärktem Selbstvertrauen: „Der Platz ist nicht so anspruchsvoll, wie man zuerst denkt. Die Grüns sind langsam und weich, was es leicht macht, sich viele Chancen zu erarbeiten. Mein langes Spiel hat mich an den ersten beiden Tagen etwas im Stich gelassen, dafür war mein Putter sehr solide und gibt mir noch eine Chance im Turnier. Ich hoffe, in den nächsten zwei Tagen noch weiter auf dem Leaderboard nach oben zu klettern.“

Dreimal „fünf unter“

Drei Bundesadler brachten eine 67 (-5) nach Hause: Wolfgang Glawe, Tim Wiedemeyer und Yannick Malik. Für Glawe ist es schon die dritte EM und so gehört der Spieler des GC Mannheim-Viernheim schon ein wenig zu den routinierten Athleten. Der Start in die Runde des 20-Jährigen war noch etwas wechselhaft. Später lief es besser und es kamen etliche Birdies auf die Scorekarte. „Meine Runde war sehr solide, besonders meine letzten acht Bahnen, die ich fünf unter Par gespielt habe. An Loch elf habe ich eingechippt. Damit hat es angefangen, richtig gut zu laufen. Dieser Platz gibt dir viele Birdiemöglichkeiten, aber wenn man die Geduld verliert, können die Fahnenposition und Grüns dich bestrafen. Dieses Turnier steht jedes Jahr im Kalendar als eines der Highlights!“ Die 67 lässt Glawe gleichauf um 19 Plätze klettern, wie Tim Wiedemeyer. Auch der Athlet des Münchener GC hat nach einer  69 eine 67 unterschrieben und sich damit in die Top 40 vorgekämpft. Nur ein Bogey findet sich auf der ansonsten sauberen Karte des Bayerns, der bei dieser EM sein Debüt gibt. Seine sechs Birdies kommentierte der Doppel-Team-Europameister der Jungen sachlich: „Meine Runde heute war solide. Ich habe relativ viele Fairways und Grüns getroffen und mir dadurch viele Chancen gegeben. Ich habe passabel geputtet, hätte aber hier und da noch ein bisschen smarter bei den Schlägen ins Grün spielen können. Ansonsten war es aber echt gut. Das Turnier ist geil. Es ist einfach eine gute Erfahrung, sich mit den besten Spielern Europas zu messen.“

Comeback

Mit seinem Comeback am zweiten Tag ist Yannick Malik vom GC St. Leon-Rot bei seiner zweiten EM-Teilnahme sehr happy: „Mit der Runde heute bin ich ganz zufrieden, vor allem weil ich gestern zwar auch nicht schlecht gespielt habe, aber mir den Score mit zwei späten Doppelbogeys kaputt gemacht habe. Ich hatte mir vorgenommen, heute die Fehler zu vermeiden. Dass es bogeyfrei wurde, ist schon etwas besonderes. Dies war erst meine dritte Runde ohne Bogey. Das fühlt sich gut an. Der Platz gibt tiefe Scores her, aber ich bin trotzdem sehr zufrieden, auch wenn ich noch sehr viel liegen lassen habe. Ich habe mich sehr gesteigert und bin gut zurück gekommen. Das gibt mir für morgen ein gutes Gefühl. Ich habe heute sehr viele gute Eisen gehauen. Auf Loch 14 habe ich meinen Abschlag aus 140 Metern habe ich den Ball auf zehn Zentimeter ans Loch gehauen. Der Platz ist wunderschön und sehr idyllisch. Die Front Nine noch zwischen Bäumen und die Back Nine dann draußen zum offenen Meer hin. Die EM ist ein besonderes Turnier, weil der Sieger die Open spielen darf.“