Spec. Olympics

Die Golf-Wettbewerbe im Detail


9. Juni 2023 , Christopher Tiess


Special Olympics Golfer Niklas Block während der Nationalen Spiele 2022. In den fünf Wettbewerbs-Kategorien zeigt der Golfsport sein volles inklusives Potenzial.
Special Olympics Golfer Niklas Block während der Nationalen Spiele 2022. In den fünf Wettbewerbs-Kategorien zeigt der Golfsport sein volles inklusives Potenzial. | © Special Olympics/ Sarah Rauch

Während der Special Olympics Weltspiele finden vom 19. bis 22. Juni die Golf-Wettkämpfe statt. Dabei handelt es sich allerdings nicht einfach nur um ein Turnier. Vielmehr zeigt sich der Golfsport hier in einer facettenreichen und maximal inklusiven Form. Eine Detailbetrachtung…

Am Abend des 17. Juni 2023 wird das Berliner Olympiastadion einmal mehr Schauplatz für die Eröffnungszeremonie von olympischen Spielen sein. Genau gesagt sind es die Special Olympics Weltspiele, die ihren bunten und hoffentlich auch „lauten“ Start feiern. Insgesamt werden 7.000 Athleten zu diesem sportlichen Großereignis erwartet, das in seiner Dimension das größte in Deutschland ausgetragene Multisport-Event seit den Olympischen Sommerspielen 1972 in München sein wird.

Die Golf-Wettbewerbe der Special Olympics finden im Golf Club Bad Saarow statt. Genau hier fanden vom 20. bis 23. Juni 2022 auch die Nationalen Sommerspiele der Special Olympics 2022 statt. Damals wurden die Wettkämpfe in vier der fünf Kategorien ausgetragen. Zu den Weltspielen werden es nun alle fünf sein. Die Kategorien zeigen eindrucksvoll, wie flexibel der Golfsport an inklusive Anforderungen angepasst werden kann. Sie untergliedern sich wie folgt:

Level 1 – individueller Geschicklichkeits-Wettbewerb auf einem Parcours

Hier geht es darum, Aufgaben in verschiedenen Abschnitten möglichst präzise zu spielen und dabei Punkte zu sammeln. Der Parcours wird an jedem der vier Wettkampftage vollständig durchspielt. Dabei wird ein Putt-Wettbewerb über zwei verschiedene Längen durchgeführt. Hinzu kommen ein Pitch-Wettbewerb und ein Chip-Wettbewerb. Außerdem wird ein Long-Drive-Wettbewerb mit Eisen und mit Holz gespielt, bei dem in vorformulierten Korridoren von zirka 30 Meter Breite möglichst weit geschlagen wird.

Die Wettkämpfe finden in kleinen Gruppen statt, in denen sich trotz der sportlichen Rivalität ein Gruppengefühl entwickelt. Gerade die Level 1 Wettbewerbe sind ein unkomplizierter Eintritt in die Special-Olympics-Sportart Golf. 

Level 2 – Unified Sports im Teammodus (Klassischer Vierer) über 9 Löcher

Level 3 – Unified Sports im Teammodus (Klassischer Vierer) über 18 Löcher

Bei den Unified-Wettbewerben spielen Golfer mit und ohne mentale Behinderung gemeinsam als Team. Die Spielpartner passen aufeinander auf und sind füreinander da. Ganz so wie es im Klassischen Vierer üblich ist, beraten sie sich bei der Schlägerwahl und der Spieltaktik. Jede Bahn wird gespielt, bis der Ball im Loch ist oder bis der Ball auf einer Bahn zum zehnten Mal gespielt wurde. Wenn er nach dem zehnten Schlag nicht eingelocht ist, wird dies auf der Scorekarte vermerkt und das Team spielt erst ab dem nächsten Abschlag weiter.

Level 2 und 3 sind sich grundsätzlich sehr ähnlich. Allerdings wird Level 2 nur über neun Löcher gespielt und es soll keine „Forced Carries“ mit mehr als 47 Meter Länge geben. In Level 3 wächst diese Distanz auf 140 Meter an. Zudem wird bei der Auswahl der Abschläge darauf geachtet, dass die Spielbahnen bestimmte Längen nicht überschreiten. Dies sind:

                   Level 2             Level 3

  • Par 3:  137 Meter       160 Meter
  • Par 4:  320 Meter       366 Meter
  • Par 5:  434 Meter       480 Meter

Level 4 – individueller Wettkampf über 9 Löcher

Level 5 – individueller Wettkampf über 18 Löcher

In Level 4 und 5 spielen die Athleten vier ganz reguläre Golfrunden im Zählspiel über neun oder 18 Löcher. Auch hier gilt allerdings: wenn der Ball nach dem zehnten Schlag nicht eingelocht ist, wird dies auf der Scorekarte vermerkt und der Athlet setzt sein Spiel am nächsten Abschlag fort. Es gelten dieselben Anforderungen an Carry-Distanzen und Bahnlängen wie bei Level 2 und Level 3. Davon abgesehen werden grundsätzlich die üblichen Golfregeln angewendet.

Vier Tage dauern die Golf-Wettbewerbe. Insgesamt werden ungefähr 190 Athleten antreten – darunter auch zirka 45 Unified Partner. Die Wettbewerbe des Level 1 werden auf dem Übungsgelände ausgetragen. Die Wettbewerbe über neun Löcher – also Level 2 und 4 – finden auf dem Arnold-Palmer-Course statt. Und für die Turniere über 18 Löcher – also Level 3 und 5 – steht der Nick-Faldo-Course bereit. Neben den fünf Wettkampf-Kategorien wird es zudem ein sogenanntes Divisioning geben. Die Spieler innerhalb der einzelnen Level werden dafür nach zwei Wettkampftagen nochmal gemäß ihrer Spielstärke eingeteilt. Es kann dann nicht nur in jedem Level, sondern auch in jeder Division um Medaillen gespielt werden.

Stefan Waas, DGV-Verantwortlicher für Schul- und Hochschulsport, Inklusion und Behindertensport erklärt die Vorzüge der verschiedenen Wettbewerbs-Kategorien: „Wichtig ist neben dem sportlichen Aspekt auch der soziale. Denn die Selbständigkeit ist ein wichtiges Merkmal für die Athleten - und der Golfsport unterstützt sie hierbei ganz stark. Wir können von Level 1 bis Level 5 viel abbilden, wobei sich die Kategorien nicht an der Behinderung, sondern ganz an den Golffähigkeiten orientieren. Sowohl die zurückliegenden Nationalen Spiele als auch die anstehenden Weltspiele der Special Olympics zeigen: Golf als inklusiver Sport funktioniert. Und das ist nicht nur ein schönes Zeichen für uns, sondern auch ein wichtiges Zeichen für den Golfsport insgesamt.“