Menschen

Helden aus Holywood


6. Juni 2023 , Thomas Kirmaier


Nordirlands Golf-Helden: Hamburg-Champion Tom McKibbin und Rory McIlroy kennen sich seit zehn Jahren und kommen aus dem selben Club in Belfast. © Oisin Keniry/Getty Images
Nordirlands Golf-Helden: Hamburg-Champion Tom McKibbin und Rory McIlroy kennen sich seit zehn Jahren und kommen aus dem selben Club in Belfast. © Oisin Keniry/Getty Images

Beide spielen richtig gutes Golf. Der Eine gehört längst zur Weltspitze, der Andere will dorthin. Eine Story über die Helden aus dem nordirischen Holywood.

Wer ist besser? Mbappé oder Ronaldo? Zverev oder Djokovic? Verstappen oder Hamilton? Die Top-Sportler dieser Welt werden immer wieder mit großen Namen früherer Tage verglichen. Das ist normal und gehört zum Geschäft. Das kann die Jungen anspornen, aber auch langweilen oder nerven, wenn sie immer wieder mit Alt-Stars in Verbindung gebracht werden. Aus dieser Nummer kommt Tom McKibbin irgendwie nicht raus. Der Champion der Porsche European Open 2023 ist schon qua seines Heimatclubs vorbelastet, denn der Holywood Golf Club im nordirischen Belfast ist „The Home of Rory McIlroy“, so steht es in dicken Lettern auf der Homepage des Clubs.

Klar sind sie stolz dort auf ihren großen Star, denn einer der Ihren (oder Iren) hat immerhin vier Majors gewonnen und gehört nach wie vor zu den Besten der Welt. Im Clubhaus von Holywood fieberten sie jüngst aber mindestens genauso mit einem neuen, deutlich jüngeren „Mc“ mit: Tom McKibbin heißt der Held, der mit seinem fabelhaften, unaufgeregten, nervenstarken Golfspiel die große Bühne Europas betrat und siegte. Den 20-Jährigen hatte in Hamburg keiner so recht auf dem Schirm. Jetzt schon. Und das nicht nur wegen seiner Herkunft und des Vergleichs zu Rory.

Im Clubhaus des Holywood GC fieberten sie mit ihrem Tom McKibbin (l.). Rechts im Bild der Hamburg-Champ als damals 13-Jähriger 2016 mit seinem Idol Rory McIlroy.
Im Clubhaus des Holywood GC fieberten sie mit ihrem Tom McKibbin (l.). Rechts im Bild der Hamburg-Champ als damals 13-Jähriger 2016 mit seinem Idol Rory McIlroy. | © Twitter.com/DPWorldTour


Der Irish Mirror, der Belfast Telegraph, die Irish Times - sämtliche Zeitungen auf der Grünen Insel berichten nach McKibbins Triumph in Hamburg über den neuen Helden aus Holywood. Klar war McIlroy eine Art Inspiration für den 14 Jahre jüngeren McKibbin. Den ständigen Vergleich mit dem großen Idol aus der Weltspitze kennt der eher schüchterne Rookie schon lange. „Mit Rory verglichen zu werden, ist natürlich eine große Ehre. Ich höre es schon so lange, mittlerweile sieben oder acht Jahre, dass es mich nicht einmal mehr beunruhigt. Ich bin daran gewöhnt“, sagt er gegenüber der BBC. Er beschäfige sich nicht mehr mit Vergleichen, wolle sich da heraushalten. Klingt so, als nerve es ihn hin und wieder, dass immer wieder dieser große Schatten auftaucht, dessen Fußstapfen schlicht riesig sind.

McKibbin muss nicht dieselben Pfade gehen wie McIlroy. Aber wohl zumindest in dieselbe Richtung, denn eines ist klar: Auch Tom McKibbin möchte Majors gewinnen und der Beste der Welt werden. Da kann es von Vorteil sein, wenn dir einer erzählen kann, wie das geht und was das mit dir macht. Im Clubhaus des Holywood GC hatten sie am Sonntagmittag die Stühle und Tische vor den großen Fernseher geschoben, um ihrem neuen Stern am Himmel die Daumen zu drücken. Und in zahlreichen Irish Pubs im ganzen Land wird eine Menge Bier geflossen sein, als der 20-jährige Tom McKibbin seine letzte Annäherung aus schwieriger Lage und knapp 200 Metern mit einer Präzision aufs Grün genagelt hat, dass Golf-Fans überall auf der Welt nur so mit der Zunge schnalzten. So macht das nur ein ganz Großer.

Und den Großen früherer Zeiten ist das nicht entgangen. Über ihre Social-Media-Kanäle gratulierten die Alt-Stars Nick Faldo, Shane Lowry, Thomas Bjørn, Padraig Harrington und viele mehr. Ein neuer Held aus Holywood, dessen Erfolgsgeschichte in Hamburg so richtig begonnen hat. Auch Mclroy war happy und gratulierte aus den USA: „Ich habe heute Morgen jeden Schlag von ihm gesehen. Ich freue mich wirklich sehr für ihn. Zu Hause wissen wir, welches Potenzial er hat.“ Mit erst 20 Jahren so gelassen zu Ende zu spielen, sei beeindruckend. McIlroy: „Er hat eine große Zukunft vor sich.“ Wenn der das sagt...