Mental

Kreislauf für den Erfolg


5. Juni 2023 , Felix Grewe


Für Profis wie Patty Tavatanakit sind Vorbereitung und Analyse Teil der Wettkampfroutine.
Für Profis wie Patty Tavatanakit sind Vorbereitung und Analyse Teil der Wettkampfroutine. | © Orlando Ramirez/Getty Images

Wer im Wettkampf Bestleistungen erzielen will, sollte Vorbereitung und Analyse nicht vergessen. Zusammen bilden die drei Bereiche einen Kreislauf für den Erfolg.

Sportler lassen sich meistens in zwei Kategorien unterteilen, das gilt auch für Golfspieler: Die einen bezeichnen sich als Wettkampftypen, die ihre besten Leistungen dann abrufen, wenn es wirklich zählt. Sie lieben das 18. Grün vor der vollen Clubhausterrasse mehr als jedes andere. Die anderen sind die Trainingsweltmeister. Sie performen besonders stark, wenn niemand zuschaut und das Ergebnis am Ende keine Relevanz hat. Unter Druck hingegen unterlaufen ihnen die schlimmsten Patzer. Gründe für die Unterschiede gibt es so viele, dass man Bücher mit ihnen füllen könnte. Auf den Punkt gebracht: Wer den Wettkampf liebt, vertraut in der Regel seinen Fähigkeiten. Wer schon Tage vor einer Clubmeisterschaft unruhige Nächte verbringt, zweifelt an der eigenen Stärke. 

Drei wichtige Bereiche bilden einen Kreislauf

Wie kann das Selbstvertrauen (nicht nur auf dem Golfplatz) wachsen und wie lassen sich Zweifel, die jeder Mensch kennt, zumindest reduzieren? Einen Ansatz liefert der sogenannte Kreislauf zum Erfolg, der aus drei Teilen besteht, die am Ende alle ineinander greifen: Vorbereitung, Performance und Analyse. Der Zusammenhang ist einfach erklärt: Eine akribische Vorbereitung erhöht Ihre Chance, im Wettkampf einen Großteil Ihres Könnens abzurufen. Je ehrlicher und klarer Sie anschließend Ihre Leistung analysieren – allerdings ohne harsche, vernichtende Selbstkritik – desto mehr werden Sie über sich und Ihr Spiel lernen. Ihre Erkenntnisse fließen wiederum in Ihre nächste Vorbereitung mit ein. Superstar Tiger Woods hat über die Bedeutung der Wettkampf-Vorbereitung einmal gesagt: „Ich ziehe mein Selbstvertrauen aus meinen Trainings-Sessions. Wenn ich rausgehe, dann weiß ich, dass ich es kann, weil ich es am Tag vorher trainiert habe. Ich habe alle Schläge zig Mal zuhause geübt. Kleine Dinge summieren sich und ich beachte all diese kleinen Dinge.“

 

Die Vorbereitung, die Performance und die Analyse bilden einen Kreislauf.
Die Vorbereitung, die Performance und die Analyse bilden einen Kreislauf. | © Golf.de


Die richtige Vorbereitung

Um sich ideal auf eine wichtige Golfrunde vorzubereiten, sollten Sie in jedem Fall den Platz bestmöglich kennen. Wo lauern Gefahren und wo liegen Chancen? Wie ist die Beschaffenheit der Grüns? Auf welchem Bahnen können Sie attackieren und aus welchen Positionen wählen Sie besser den risikofreien Schlag? Ebenfalls wichtig: Kennen Sie Ihre Stärken? Viele Golfer (und auch andere Sportler) beschäftigen sich vorwiegend mit den eigenen Schwächen. Dabei vergessen Sie: Je mehr Aufmerksamkeit sie darauf richten, was nicht funktioniert, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass sich diese Aspekte verstärken. Bedeutet: Um mit möglichst viel Selbstvertrauen abzuschlagen, kann es hilfreich sein, sich intensiv an positive Erfahrungen zu erinnern.  

Performance auf der Runde 

Nein, Sie sollten nicht jeden Ihrer Schläge bewerten, schon gar nicht sich selbst mit negativer Kritik unter Druck setzen, wenn der eine oder andere Ball nicht dort landet, wo Sie ihn gern platzieren würden. Allerdings: Kurze Quick-Checks, die wertfrei und sachlich sein sollten, können Ihrer Performance durchaus zuträglich sein. Wie fokussiert sind Sie? Setzen Sie das um, was Sie sich vorgenommen haben? Haben Sie die richtige Strategie oder müssen Sie etwas verändern? Kurzanalysen helfen Ihnen, weil Sie Klarheit bringen. Möglicherweise stellen Sie nach drei verkorksten Bahnen fest, dass Sie viel zu verkrampft schwingen – diese Erkenntnis könnte dazu führen, dass Sie auf mehr Lockerheit in Ihrem Griff achten, ein paar Mal tief durchatmen oder sich an eine andere Routine erinnern, die Sie entspannter werden lässt. Vielleicht merken Sie auch, dass Sie deshalb viele Schläge verlieren, weil Sie zu viel erzwingen wollen – und es hilfreich sein könnte, die Power ein wenig zu reduzieren, um die Kontrolle zu erhöhen. Sicher ist: Innere Klarheit ist eine Voraussetzung, damit Sie Bestleistungen erzielen können.  

Professionelle Analyse 

Die Runde ist beendet – mit welchem Score auch immer. Was jetzt folgt, ist genauso wichtig wie die Vorbereitung auf einen Wettkampf: Analysieren Sie Ihr Spiel! Was hat gut funktioniert? Was nicht? Wie konzentriert haben Sie gespielt? Was hat Sie unterwegs abgelenkt? Welche Erkenntnisse ziehen Sie aus dieser Runde? Jede Runde liefert Ihnen eine Botschaft – vorausgesetzt, dass Sie empfänglich dafür sind. Wichtig ist: Eine Analyse ist keine schonungslose Abrechnung mit Ihnen selbst. Sie sollen also nicht kritisieren, sondern lediglich Ihren Blick für das schärfen, was geschehen ist. Die eigene Erfahrung ist stets der beste Lehrer. 

Über den Autor: Felix Grewe ist nicht nur Sportjournalist und Autor auf Golf.de, er ist auch ausgebildeter Coach und zertifizierter Trainer der Inner Game Methode von Timothy Gallwey.