Ballschule

Hamburger GC eröffnet erste DGV-Ballschule Golf


29. März 2023 , Christopher Tiess


Der Hamburger GC ist für seine umfangreiche Jugendarbeit bekannt. Jetzt schlägt der Traditionsverein wieder ein neues Kapitel auf.
Der Hamburger GC ist für seine umfangreiche Jugendarbeit bekannt. Jetzt schlägt der Traditionsverein wieder ein neues Kapitel auf. | © Hamburger GC/ Tiess

Als erster Golfclub Deutschlands setzt der Hamburger GC das gemeinsam von Prof. Dr. Klaus Roth und dem DGV entwickelte Golfsport-Ballschulkonzept um.

Wer heute erfolgreiche Jugendarbeit im Golfsport betreiben will, muss für neue Ideen offen sein. Dabei geht es nicht darum, das Rad neu zu erfinden, sondern bewährte Konzepte als mögliche Basis auszumachen. Eine solche Basis ist nun die bundesweit bekannte und erprobte „Ballschule Heidelberg“. Diese erfuhr im Jahr 2017 eine Weiterentwicklung durch den Ballschul-Initiator Prof. Dr. Klaus Roth, den DGV und den drei Mitgliedern des DGV-Lehrteams Marc Müller-Dargusch, Dr. Wolfgang Birkle und Dominik Müller-Lingelbach. Das Team schuf eine golfsportspezifische Adaption - herausgekommen ist ein unkompliziertes und vor allem freudorientiertes Konzept mit dem offiziellen Namen „DGV-Ballschule Golf“. Der Hamburger Golf-Club Falkenstein ist nun die erste Golfanlage Deutschlands, die die originäre „Ballschule Heidelberg“ und die „DGV-Ballschule Golf“ in seine Jugendarbeit aufnimmt.

Der grundlegende Gedanke des Ballschul-Konzeptes besteht darin, Kinder spielerisch in Bewegung zu bringen. Es wird als Ersatz für das früher deutlich stärker verbreitete Spielen im Freien verwendet. Die in der Ballschule beschriebenen Maßnahmen fördern Kinder in ihrer Entwicklung zu motorischen Allroundern. Die Beschäftigungen sind unabhängig von spezifischen Sportarten und bieten den Kindern einen breiten Zugang zum Aktivsein. Die Herangehensweise beruht auf der Erkenntnis, dass Menschen auch in jenen Situationen lernen, in denen sie sich nicht darum bemühen.

Nachhaltiger Ansatz

Die meisten Spiele und Übungen der Ballschule können sowohl mit der Hand, dem Fuß oder dem Schläger ausgeführt werden. Diese breite Art, Erfahrungen zu sammeln, hat viele Vorteile. So ist inzwischen durch Studien belegt: der Ansatz ermöglicht auf lange Sicht deutlich größere motorische und taktische Lernfortschritte als ein spezifischer Einstieg in die Welt der Spiele. Zudem führt diese vielseitige Art der Ausbildung dazu, dass Kinder und Jugendliche eine nachhaltige Motivation in dem Gesamtthema Sport finden und nicht frühzeitig wieder aussteigen.

Seit der Veröffentlichung des ursprünglichen Ballschul-Konzeptes im Jahr 1998 arbeiten zahllose Vereine aus klassischen Ballsportarten mit Kindergärten, Schulen und Sportvereinen zusammen und bietet den Kindern die Chance, dieses „ABC des Spielens“  in freier Form zu erlernen. 

Frank Pinter, DGV-Abteilungsleiter für die Traineraus- und -weiterbildung, erklärt, wie es zu der golfspezifischen Weiterentwicklung der ursprünglichen Ballschule kam: „Wir kennen die Heidelberger Ballschule und die Idee dahinter schon lange. Klaus Roth ist ja auch Mitglied unseres wissenschaftlichen Beirats. Die Weiterentwicklung haben wir angeregt, weil wir gesehen haben: wir müssen in den unteren Altersklassen mehr konzeptionelle Hilfe geben. Denn es muss den Clubs gelingen, die Kinder in jungen Jahren abholen, damit wir am Ende eine gesunde Altersstruktur in den Clubs haben. Wir denken, die Anlagen brauchen diese Handreichung, damit die dort engagierten Menschen nicht erst über Konzepten sitzen müssen, sondern mit einem kindgerechten, spaß- und bewegungsorientierten Programm loslegen können. Unser Ziel ist denn auch, dass am Ende möglichst viele dieser Ballschulen entstehen.“

Und Pinter ergänzt: „Mit dem Hamburger GC haben wir nun ein Best Practice Projekt, das im wahrsten Sinne ‚Schule machen kann‘. Wir hoffen, es wird angenommen. Und wir wären als Verband begeistert, wenn weitere Clubs das Konzept in Kooperation mit Kindergärten und Schulen übernehmen wollen.“ Bereits in den kommenden Tagen wird es genau aus diesem Grund Schulungen in Hamburg mit dem Landesverband und selbstverständlich auch dem Hamburger GC Falkenstein selbst geben. 

Sieben Trainer für die Ballschule

Falkenstein ist seit jeher bekannt für seine erfolgreiche Jugendarbeit. Aktuell sind mehr als  200 Kinder im Training des Traditionsvereins aktiv. Ganze sieben Trainer nehmen die umfangreichen Aufgaben im Nachwuchsbereich wahr – viele von ihnen sind aktuelle Spielerinnen der Bundesliga-Mannschaft. An der Elbe wird viel dafür getan, den Anschluss an die eigenen sportlichen Erfolge zu wahren und der Staffelstab wird quasi fließend weitergegeben. Die zahlreichen Top-Platzierungen in den nationalen und internationalen Wettbewerben sprechen für sich. Und dass die Falkensteiner deutschlandweit zu den Anlagen mit der besten Nachwuchsarbeit gehören, belegt auch die nunmehr fünfmalige Auszeichnung des Clubs mit dem DGV Jugendförderzertifikat in Gold.

Der Falkensteiner Leistungssport-Koordinator Christian Lanfermann fasst die Motivation seines Clubs zusammen: „Wir haben mehrere Themen, die uns beschäftigen. Eines ist die Sichtung. Im Schulgolf sind wir seit vielen Jahren aktiv. Wir merken aber, dass der Output nicht so umfangreich ist. Also suchen wir nach alternativen Konzepten. Die Hamburger Grundschulen haben eine Ganztagsbetreuung. Wir wollen die Kinder in einem Umfeld kennenlernen, das sie selbst gewohnt sind. Wir sind daher einmal pro Woche in der Schule und spielen dort während der Hortzeit auf Außenflächen und in deren Sporthallen. 

Und wenn ein Kind dann mehr will, können wir es in unsere HGC Förderung aufnehmen. Ziel ist: Kinder durch das Projekt Ballschule langfristig an den Golfsport heranführen und das Golfabzeichen zu machen. Wir wollen zudem mehr Bindung zwischen den Generationen schaffen. Wir haben sieben Ballschul-Coaches aus unseren 1. und 2. Mannschaften – die Kids bekommen also tolle Erfahrungen aus erster Hand. Und auch die Coaches nehmen ihrerseits viel Lerneffekt mit.“

Golfanlagen, die an der Umsetzung der DGV-Ballschule Golf interessiert sind, sind herzlich eingeladen, sich an Frank Pinter unter E-Mail [email protected] oder Telefon 0611-99 020 135 zu wenden.