PING

Der Mann, der den Ton vorgab


2. März 2023 , Christopher Tiess


Eine Legende entsteht: die Original-Zeichnung des Anser-Putters von Karsten Solheim vom 15. Januar 1966.
Eine Legende entsteht: die Original-Zeichnung des Anser-Putters von Karsten Solheim vom 15. Januar 1966. | © PING

Am Anfang stand ein Putter, der wie eine Stimmgabel klang. Inzwischen sorgen die Golfschläger von PING seit 64 Jahren dafür, das Spiel von Millionen Golfern zu vereinfachen und zu verbessern. Und noch immer wird das Unternehmen von der Familie des Gründers Karsten Solheim geleitet.

Kenner des Golfsports wissen genau: wenn es um PING geht, dann geht es immer auch um Karsten Solheim. Der gebürtige Norweger, der in Seattle (Washington, USA) aufwuchs, ist der Erfinder und Ideengeber von PING-Schlägern und einer der wahren Pioniere der Branche. Mitte der 1950er Jahre begann Solheim damit, Golf zu spielen. Und schon wenig später kamen dem Maschinenbau-Ingenieur die ersten Ideen, wie sich Schlägerdesign und Spiel verbessern lassen würden. Zunächst wurden seine Ideen ignoriert, zeitweise sogar verspottet. Doch sein gestalterisches Genie sollte sich durchsetzen.

Der erste große Durchbruch gelang dem Tüftler Ende der 1950er Jahre, als Solheim den weltweit ersten peripher gewichteten Putter entwarf. Dieser Putter, den er bei sich zu Hause baute, gab beim Schlagen ein deutliches „Ping“-Geräusch von sich, daher nannte er ihn seinen PING-Putter. Karsten Solheims Ehefrau Louise, erinnerte sich noch viele Jahrzehnte später an den Moment, als ihr Ehemann ihr den Namen seines neuen Putters mitteilte. „Er kam in die Küche gerannt und sagte: ‚Ich habe einen Namen für meinen Putter.‘ Ich sagte ‚Das ist schön, Schatz‘, und wir aßen unsere Hamburger und unser Gemüse ohne besondere Feierlichkeiten. Ich wünschte immer, ich hätte an diesem Tag mehr Enthusiasmus gezeigt, weil er so aufgeregt war. Es hat unser Leben für immer verändert.“

Es folgten weitere Monate des Tüftelns und am 15. Januar 1959 wurde dann der erste PING-Putter aus der Garage von Karsten und Louise Solheim in Redwood City, Kalifornien, versendet. Der an diesem Tag ausgelieferte PING 1A Putter startete eine Revolution im Design von Golfschlägern, die Solheims Unternehmen zu einer weltbekannten Marke heranwachsen ließ. Bereits im Jahr 1962 stand der erste Sieg auf einem Event der PGA Tour an, als John Barnum die Cajun Classic Open Invitational gewann. Über viele Jahre stellte Solheim die Putter von Hand her, aber die Nachfrage wurde so überwältigend, dass er 1967 seinen Arbeitgeber General Electric verließ und gemeinsam mit seiner Ehefrau die Firma Karsten Manufacturing in Phoenix, Arizona, gründete.

Der Vater aller Spielverbesserungs-Schläger

Karsten Solheim war der erste Mensch, der einen perimetergewichteten Putter baute. Die zugrunde liegende technische Theorie wird als Heel-Toe-Balance bezeichnet, weil das meiste Gewicht in Ferse und Spitze konzentriert war. Sie sollte den Standard für modernes Schlägerdesign setzen. In den 1960er Jahren dann der nächste Paukenschlag: Solheim entwickelte die weltweit ersten perimetergewichteten Eisen - die Vorreiter all jener Spielverbesserungs-Schläger, die heute im Golfsport zu finden sind. 

Karsten Solheim führte Herstellungsverfahren wie Feinguss und Wärmebehandlung in die Golfbranche ein. Er erkannte den Wert wissenschaftlicher Forschung und setzte Hochgeschwindigkeitskameras sowie einen „The PING Man“ genannten Golfroboter ein, um die Analytik zu verbessern. Sein Beharren auf der Einhaltung strenger Konstruktionsprinzipien und enger Herstellungstoleranzen sollte das Leistungs- und Qualitätsniveau in der gesamten Golfschläger-Branche verbessern.

Zudem leistete Solheim Pionierarbeit im Custom Fitting. So war es PING-Kunden bereits in den 1970er Jahren möglich, ihre Schläger maßschneidern zu lassen. Als Karsten Solheim im Jahr 2000 verstarb, hinterließ er ein großes Vermächtnis der Innovation, das ein Jahr nach seinem Tod in der Aufnahme in die World Golf Hall of Fame gipfelte. Bis heute ist er der einzige Ingenieur, der in die größte Ruhmeshalle des Golfsports aufgenommen wurde. 

Heute wird Karsten Manufacturing von John A. Solheim geleitet, dem jüngsten Sohn des Firmengründers. In den Zeiten von Sportartikel-Großkonzernen und Herstellern, die zu reinen Finanzinvestoren gehören, sticht das Familienunternehmen als Gegenpol heraus. Und gerade das Herz von PING liegt auch heute ganz in der Hand der Gründerfamilie. Denn die Produktentwicklung wird von Karsten Solheims Enkel, John Karsten Solheim geleitet, der bereits als Kind den Großvater durch das Werk begleitete. Auch er ist Maschinenbau-Ingenieur und er leitet ein Team von mehr als 50 Ingenieuren und Forschern. 

PING-Markenbotschafter Viktor Hovland im
PING-Markenbotschafter Viktor Hovland im "Vault" von PING. | © PING

Eine Bühne für die Damen

Neben innovativen Golfschlägern und inzwischen auch Bekleidung sind die Namen Solheim und PING jedoch auch als große Advokaten des Frauen-Golfsports bekannt. Schon seit den 1970er Jahren sponserte Karsten Solheim verschiedene Events der LPGA Tour. Gegen Ende der 1980er Jahre reifte dann die Idee für ein Kontinentalvergleich für Frauen und Solheim war davon sofort begeistert.

„Karsten liebte Damengolf“, bestätigte sein Sohn John. „Er hatte das Gefühl, dass die weiblichen Profis nicht so viel Anerkennung erhielten wie ihre männlichen Kollegen, und deshalb sponserte er verschiedene LPGA-Veranstaltungen, die bis ins Jahr 1975 zurückreichen. Als sich meinen Eltern die Gelegenheit bot, ein Ryder Cup-ähnliches Frauen-Event zu unterstützen, nahmen sie die Idee von ganzem Herzen an“, fügte er hinzu. „Karsten dachte, es wäre eine wunderbare Arena für die Damen aus Europa und den USA, um für ihre Golffähigkeiten und -talente anerkannt zu werden.“ So entstand zunächst der Solheim Cup und sukzessive auch der PING Junior Solheim Cup.

Seit Karsten Solheim die ersten Golfschläger in seiner Garage baute, hat sich bei PING viel verändert. Aber eines ist gleich geblieben: der anhaltende Wunsch seiner Familie, die Dinge richtig zu machen. Dieses Ethos ist bis heute spürbar - sowohl in der Art und Weise, wie der Solheim Cup ausgetragen wird, als auch in der Art und Weise, wie PING Schläger herstellt. PING ist ein kompromisslos produktorientiertes Unternehmen, bei dem jede neue Schlägerfamilie mit einem Design hergestellt wird, das speziell darauf ausgelegt ist, eine bessere Leistung als die vorherige zu erzielen. Und zwar nicht nur für die Weltspitze, sondern vielmehr für die ganz normalen Hobbyspieler dieser Welt.

 

Trivial Facts:

  • Gründungsdatum: 1959
  • Markenbotschafter: Ángel Cabrera, Mark Calcavecchia, Lee Westwood, Miguel Ángel Jiminez, Hunter Mahan, Chris DiMarco, Bubba Watson, Lorena Ochoa Sherri Steinhauer

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