Ryder Cup

Team Europa im Umbau


15. September 2022 , Thomas Kirmaier


Dienstreise nach Italien: Europas Ryder-Cup-Captain Luke Donald und Frau Diane mit Lavinia Biagiotti, Eigentümerin des Marco Simone Golf & Country Clubs in Rom. © Andrew Redington/Getty Images
Dienstreise nach Italien: Europas Ryder-Cup-Captain Luke Donald und Frau Diane mit Lavinia Biagiotti, Eigentümerin des Marco Simone Golf & Country Clubs in Rom. © Andrew Redington/Getty Images

Ein Jahr vor dem Ryder Cup 2023 findet im Marco Simone Golf & Country Club die Italian Open statt. Eine Generalprobe für das Team Europa, das sich selbst ein Facelifting verpassen will und muss.

An diese krachende Ohrfeige wird sich jeder halbwegs sportlich-ambitionierte Golfer zwischen Portugal und Polen sowie Italien und Schweden erinnern: Beim Ryder Cup 2021 in Whistling Straits kassierte Team Europa eine 9:19-Klatsche. 9:19! Eine so hohe Niederlage hatte es zuvor in 40 Jahren nicht gegeben. Selbstverständlich ist man schwer daran interessiert, es im kommenden Jahr in Italien besser zu machen. Zwölf Monate vor der nächsten Chance auf Wiedergutmachung machen zahlreiche wichtige Herren im Team Europa eben an jenem Ort Station, an dem die Revanche gelingen soll. Im Marco Simone G&CC nahe Rom steigt aktuell die Italian Open. Generalprobe. Und in den Interviews und Gesprächen vorab wird schnell klar: Europa will und muss sich neu erfinden, um 2023 die Trophy zurückzuholen.

Rory McIlroy brachte in den vergangenen Tagen mehr als deutlich zum Ausdruck, dass aus seiner Sicht all jene, die zu LIV Golf abgewandert sind, keine Berechtigung haben sollten, für Team Europa Ryder Cup zu spielen. „Ich denke, das europäische Team hat einen Kern von sechs oder sieben Jungs, von denen wir alle wissen, dass sie dabei sein werden, und dann liegt es an einigen der jüngeren Spieler, vielleicht aufzusteigen“, sagte McIlroy in einer Pressekonferenz am Mittwoch in Italien. „Aber ich denke, wir brauchen sowieso einen Umbau.“


Umbau, Verjüngung, Neuanfang – die Mannschaft, die Luke Donald im Herbst 2023 gegen die zuletzt so dominanten US-Amerikaner ins Rennen schicken wird, sollte so oder so ein neues Gesicht haben. Denn: Gleich fünf Akteure aus dem Kader 2021 (Garcia/42, Westwood/49, Poulter/46, Casey/45 und Wiesberger/36) haben sich für LIV entschieden. Dazu sind mit Martin Kaymer, Graeme McDowell  und Henrik Stenson drei europäische Vice-Captains auf die Saudi-Serie gewechselt. Für Donald und seine Truppe 2023 heißt das: Wenn nicht jetzt, wann dann verjüngen? Es ist der wohl perfekte Zeitpunkt für Europa und seine Golfer, einen Schnitt zu machen und ein neues Kapitel aufzuschlagen, um eben auch den nicht mehr ganz frischen LIV-Abwanderern zu zeigen: Es geht auch ohne euch.

Welche gesetzten Spieler McIlroy so meinte, dürfte auf der Hand liegen. Neben ihm selbst dürften  Namen wie Rahm, Hovland, Fitzpatrick, Lowry, Fleetwood oder Hatton in der Verlosung sein. Dazu aufstrebende Jüngere wie die Hojgaard-Zwillinge oder der Spanier Adri Arnaus. Sie scheinen den Kurs von Marco Simone zu mögen, denn nach Tag eins der Italian Open 2022 sind sie ganz vorne mit dabei – neben McIlroy natürlich, der immer noch sehr gute Chancen hat, FedEx Cup und Race to Dubai in einem Jahr zu gewinnen. Das war bisher nur einem gelungen: Henrik Stenson 2013.

Und wie werden die glorreichen Zwölf, die Europa in einem Jahr würdig vertreten sollen, überhaupt gewählt? Captain Donald hat sechs Picks, dazu werden sich drei Spieler über die Weltrangliste und drei weitere über das europäische Ranking für das große Event 2023 qualifizieren. Rom, Marco Simone, in diesen Tagen Schauplatz der Italian Open. Ein erstes Kennenlernen vor der großen Party in einem Jahr. Ein Test. Ein guter Ort, eine neue Geschichte zu beginnen. Hier geht’s zum Leaderboard der Italian Open.

 

Mehr zum Thema