Team-WM Herren

Bei den ersten Geigen


31. August 2022 , Stefan Bluemer


Jonas Baumgartner gratuliert Laurenz Schiergen (© DGV/stebl)
Jonas Baumgartner gratuliert Laurenz Schiergen (© DGV/stebl)

Im Konzert der großen Golfnationen spielt Deutschland am ersten Tag der World Amateur Team Championship (WATC) von Anfang an bei den ersten Geigen mit. Im Golfopernhaus von Le Golf National beherrscht niemand seine Instrumente perfekter und filigraner. Dadurch ist der Tag von großer Harmonie in Schwarz-Rot-Gold geprägt. Erst spät setzt Japan einen krachenden Paukenschlag entgegen, der aus dem Konzertsaal von Saint-Nom-La-Bretéche in der ganzen Welt zu hören ist.

Guyancourt/Frankreich – Wie schon die Damen vor einer Woche, so nun auch die Herren: der Start in die WATC 2022 ist bestens geglückt. Die Mannschaft von Bundestrainer Uli Eckhardt hatte die erste Startzeit am Morgen und hatte mit der tiefstehenden Morgensonne fast mehr zu kämpfen, als mit den ansonsten ohnehin großen Herausforderungen, die der Albatros Course von Le Golf National bereit hält.
Doch Jonas Baumgartner, Laurenz Schiergen und Anton Albers zeigten eine großartige Vorstellung, die am Mittag bei gesamt sieben Schlägen unter Par mit der geteilten Führung belohnt wurde. Erst am Nachmittag gelang es zwei Teams, sich noch an den Bundesadlern auf dem Leaderboard vorbei zu schieben.

Japan mit Donnerhall

Die Leistung der Mannschaft aus dem Land der aufgehenden Sonne muss dabei als echter Paukenschlag bezeichnet werden: Auf Saint-Nom-La-Bretéche brachten die Japaner gesamt 14 unter Par in das herrschaftliche Clubhaus – und der Score des Weltranglisten-Ersten war dabei sogar noch der, der nicht in die Wertung kam. Keita Nakajima hatte den Red Course lediglich in Even Par gespielt, während Taiga Semikawa bei zehn Birdies und einem Bogey auf 63 (-9) Schläge kam und Kohei Okada immerhin sechs Birdies bei einem Bogey notierte und somit auf 67 (-5) kam. Mit -14 stehen die Japaner am Abend des ersten Wettkampftages sechs Zähler vor Spanien. Die Iberer haben ebenfalls den als etwas leichter eingeschätzten Platz von Saint-Nom gespielt und waren mit acht unter Par bis auf Platz zwei geklettert. Wie nicht anders zu erwarten, war hier David Puig mit seiner 66 (-6) der beste Spieler des Teams.

Solide durch das Bermuda-Dreieck

Deutschland war auf Tee 10 von Le Golf National gestartet und hatte dadurch schon früh auf der Runde die Löcher zu gehen, die als spektakuläre Schlusslöcher für den Ryder Cup gebaut wurden und entsprechend das Potenzial bereit halten, echte Dramen rund um die Inselgrüns zu erzeugen.
Doch die deutsche Golfoper blieb harmonisch. Anton Albers vom Hamburger GC spielte auf Loch 16 ein blitzsauberes Birdie und kam Even Par auf Tee 1. Mit drei Birdies und zwei Bogeys auf seiner Back Nine, der eigentlichen Front Nine des Albatros Courses, zeigte der Athlet vom frisch gekürter Deutschen Mannschaftsmeister eine rundum solide Leistung und konnte mit seiner 70 (-1) sehr zufrieden sein.

Heißer Putter

Ganz und gar zu einer Birdie-Sinfonie machte Jonas Baumgartner seine Auftaktrunde. Der Youngster vom GC Hösel war voll im Angriffsmodus und lag nach drei Löchern schon zwei unter Par. Früh wurde klar: der Putter des Spielers aus dem Ruhrgebiet war ein Instrument auf perfekter Betriebstemperatur. Spektakulär war schon der Start: Auf Loch 10 nagelte Baumgartner seinen zweiten Schlag so an den Stock, dass er direkt ein Tap-In-Birdie in den Büchern hatte. „Das war ein angenehmer Start in die Runde“, schmunzelte der Athlet später.

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Obwohl die schweren Bahnen zu gehen waren, notierte Baumgartner satte fünf Birdies, allerdings auch zwei Bogeys. Nach dem Birdie auf Loch 15 attackierte der Athlet mit dem Bundesadler auf dem Shirt die Fahne auf Grün 16, die vorne rechts gesteckt war. In der Position wird die Landezone sehr eng und so war der Abschlag des Deutschen tatsächlich im Wasser gelandet. Cool rettete Jonas Baumgartner ein Bogey und ließ sich gar nicht beirren, knallte direkt auf Loch 17 das nächste Birdie auf den Platz. Fast schon trotzig, als wolle er dem Platz zeigen, dass da schon mehr kommen muss, um einen Jonas Baumgartner aus dem Takt zu bringen.
Am Ende wurde es eine ganz starke 65 (-6) für den Spieler, der in der Deutschen Golf Liga presented by All4Golf für den GC Hösel spielt.

Geburtstagskind

Laurenz Schiergen feierte am ersten Wettkampftag der Team-WM seinen 21. Geburtstag. Das Geburtstagskind hat schon einige Erfahrung bei Team-Events gesammelt und spielte zweimal bei den Jungen eine Europameisterschaft mit. Zudem war der Höseler in diesem Jahr auch schon bei der Team-EM der Herren in Finnland dabei.
Natürlich ist eine Teilnahme bei Weltmeisterschaften auch für den erfahrenen Spieler etwas ganz besonderes: „Es bedeutet mir sehr viel und bin stolz die Möglichkeit bekommen zu haben, für Deutschland bei einer WM antreten zu dürfen - dazu noch auf Le Golf National. Das wird die Erfahrung nur noch besser machen.“
Laurenz Schiergen muss im Kreise dieser Mannschaft als Routinier gelten, denn er hat auch schon an sieben Turnieren der Pro Golf Tour teilgenommen: „Meine beste Platzierung war Rang 20. Außerdem habe ich dieses Jahr am Final Qualifying für die British Open teilgenommen und die direkte Quali um nur zwei Schläge verpasst.“
Wenn alles nach Plan läuft, wird der Spieler, der seit diesem Jahr für den GC Hösel in der Deutschen Golf Liga spielt, sein Studium an der University of Kansas State beenden und dann ins Profilager wechseln.
Seine ersten Golfschläge hatte der kleine Laurenz im zarten Alter von sieben Jahren bei Golf-Feriencamps mit seinen Brüdern in Köln gemacht. Danach ging es immer weiter, ohne dass es eine Initialzündung dafür gegeben hätte, Golf als Leistungssport zu betreiben. Neun Jahre lang war Hauke Wagner der Trainer an der Seite des Youngsters. Seit einem Jahr arbeitet Schiergen vor allem mit Lars Thiele zusammen. „Natürlich wurde ich in den letzten Jahren auch von den Trainern beim DGV gut unterstützt“, ist der Kölner dankbar.
An seinem Festtag spielte der Rheinländer in weiten Bereichen seines Spiels zwar sehr gut, konnte dies aber im Score nicht ummünzen. Schiergen startete mit einem unglücklichen Bogey und lag trotz zwei Birdies am Ende bei 75 (+4) Schlägen.

Stimmen vom Tag

Jonas Baumgartner analysierte seinen Tag kurz nach dem letzten Schlag sehr positiv: „Heute können es nicht viele Putts gewesen sein. Der Putter ist richtig gut gelaufen. Die Grüns sind in perfektem Zustand und ich habe die Breaks echt gut erkannt. Ich habe mich auf den Grüns sehr sicher gefühlt. Auf den ersten neun Löchern habe ich mich einfach nur gefreut, hier zu sein. Das ist ein unglaublicher Platz. Erst wenn man hier spielt, realisiert man die Energie, die hier ist. Ich habe zwei oder drei schlechtere lange Schläge gemacht, aber trotzdem habe ich mich immer gut gefühlt, weil ich so viele gute Schläge gemacht habe. Ich habe heute versucht, einen guten Score rein zu bekommen, um selbstbewusst in dem Turnier weiter zu spielen.“

Anton Albers war nach seiner Runde unter Par ebenfalls sehr zufrieden: „Unter Par geblieben zu sein, bedeutet mir sehr viel. So habe ich mir das vorher vorgestellt. Das hatte ich mir vorgenommen und dies dann umzusetzen, ist natürlich immer schön. Am ersten Tee habe ich mich gut gefühlt. Ich war etwas aufgeregt, aber das gehört dazu und ich mag das ganz gerne. Es ist eine große Ehre, hier dabei zu sein und die deutschen Farben zu vertreten. Gut getan hat, mit einem Birdie aufzuhören. Ich hatte heute viele gute Schläge.“

Auch Laurenz Schiergen hatte viele positive Aspekte in seinem Spiel erlebt: „Es war ein cooler Tag und auch, wenn es vom Score her nicht so gut lief, konnte ich für mich hier viel mitnehmen. Die Abschläge waren sehr solide, auch das kurze Spiel und die Putts waren in Ordnung. Nur die langen Schläge in die Grüns waren nicht alle optimal, da war ein bisschen der Wurm drin. Ich versuche, die Dinge, die gut geklappt haben für morgen mitzunehmen. Ich freue mich, dass wir als Team heute ein gutes Ergebnis hatten und in einer so guten Position sind. Ich versuche morgen, meinen Teil für das Teamergebnis beizutragen, damit wir weiter vorne mitspielen können.“

Bundestrainer Uli Eckhardt war schon auf dem Platz sehr entspannt und hatte nach dem letzten Putt seiner Truppe ein Dauergrinsen im Gesicht: „Ich bin sehr zufrieden, das steht außer Frage. Ich hatte tatsächlich nicht damit gerechnet, dass wir uns zu Anfang direkt so gut vorne platzieren. Aber die Jungs sind gut reingekommen und haben das sehr, sehr gut gemacht. Wir hatten uns den Platz gut vorbereitet und besprochen, vom Wasser wegzubleiben. Das ist uns zwar nicht ganz gelungen und wir hatten dann doch zwei Bälle im Wasser. Aber das kann man wohl einfach nicht ganz verhindern. Aber wir haben diese schweren Löcher 15 bis 18 plus eins und zwei im Team sogar unter Par gespielt. Das ist wirklich Bombe! Damit bin ich sehr, sehr zufrieden. Das Birdie auf Loch 4 von Jonas Baumgartner war besonders. Sein Wedge hat die Fahne getroffen, ist von da aber fünf Meter zur Seite gesprungen. Darüber hat er sich  ziemlich geärgert, dann aber den Putt gelocht. Das war wichtig. Statt tot am Stock fünf Meter vom Loch weg zu sein, kann eine Runde kippen. Aber er hat den Putt cool gelocht. Insgesamt war schön zu sehen, dass die Jungs immer weiter gemacht haben. Fast nach jedem Bogey kamen Bounce-Back-Birdies. Das war wirklich super!“

Startzeit

Am zweiten Wettkampftag geht es nach Saint-Nom-La-Bretéche. Ab 12.30 Uhr gehen die Bundesadler in ihre zweite Runde. Wieder geht Anton Albers als erster Deutscher raus, gefolgt von Jonas Baumgartner. Laurenz Schiergen geht wieder als Schlussspieler an die Aufgabe heran.

Ergebnis Runde 1
1. Japan  -14
2. Spanien  -8
T3 Deutschland  -7
T3 Frankreich  -7
T3 Italien  -7
T3 Schweden  -7
T3 Schweiz  -7
T3 Österreich  -7
T9 USA  -6
T9 England  -6

 

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