DGL 2022

„Jeder Schlag bekommt noch einmal eine größere Bedeutung“


30. Juli 2022 , Matthias Lettenbichler


„Die Mannschaft ist für uns eine große Familie“, sagt Helen Tamy Kreuzer, die auch in Liga 2 so oft wie möglich für den FGC spielen will. Foto: DGV/mat
„Die Mannschaft ist für uns eine große Familie“, sagt Helen Tamy Kreuzer, die auch in Liga 2 so oft wie möglich für den FGC spielen will. Foto: DGV/mat

Ihren Platzrekord damals im GC München Valley, als sie 2019 den anspruchsvollen Parcours im Rahmen des DGL-Spieltags mit einer 63er-Runde zerlegte und damit den Grundstein für den späteren Tagessieg des Frankfurter GC legte, bezeichnet Helen Tamy Kreuzer als die beste Runde ihrer bisherigen Karriere. Im Sommer darauf holte sie sich an selber Stelle den DM-Titel der Damen und tankte mächtig Selbstvertrauen. Seit 2022 geht die 23-Jährige als Professional für den Frankfurter GC an den Abschlag. Für den spielt sie auch an diesem Wochenende so gerne, „weil wir wirklich eine große Familie sind“!

Helen Kreuzer, herzlichen Glückwunsch zunächst einmal zu einer starken Profi-Saison 2022! Es läuft sehr gut in diesem Jahr – zuletzt mit einer Top-15-Platzierung auf der Ladies European Tour. Wie zufrieden bist Du mit Deinem Spiel bei den bisherigen Turnieren?
„Vielen Dank! Ich bin ganz gut auf der Tour angekommen. Es sind doch viele Dinge neu und anders, in die man sich erstmal hineinfinden muss. Ich konnte schon ein paar Mal zeigen, dass ich auch vorne mithalten kann. Auf der Tour entscheiden im Endeffekt oft auch Kleinigkeiten, und ich werde weiter an meinem Spiel arbeiten, um in der zweiten Hälfte der Saison noch ein paar gute Resultate abliefern zu können.“

Frankfurt steigt zum Saisonende leider ab in Liga 2 der DGL; wirst Du im kommenden Jahr dennoch auch in Liga 2 am Start sein für den FGC?
„Ja, wir sind natürlich enttäuscht über den Abstieg, aber mir liegt die Mannschaft sehr am Herzen und wenn es in meinen Turnierplan passt, werde ich auf jeden Fall auch nächstes Jahr für den FGC aufteen.“

Trotz der zahlreichen Turniere der LET findest Du immer wieder auch Zeit, für Frankfurt in der Bundesliga an den Start zu gehen. Ist das nicht mit sehr viel zusätzlichem Reisestress verbunden?
„Ja, das ist es tatsächlich, da ich ja nur in meinen turnierfreien Wochen bei der DGL dabei sein kann. Allerdings muss ich die Reiseplanung für die Spieltage ja nicht alleine machen und ich bin einfach gerne bei der Bundesliga für den FGC am Start, wenn es irgendwie geht.“

Wie viele Meilen bist Du dieses Jahr schon geflogen?
„Puuh, zu viele…. Um die 35.000 werden es schon sein.“

Du nimmst einigen Stress auf Dich, um (rechtzeitig) für den FGC am Abschlag zu sein. Unterstützt Dich im Gegenzug der Club in irgendeiner Weise, weil Du für ihn antrittst? Geld darf ja laut Ligastatut abgesehen von den Auslagen nicht fließen …
„Der Club unterstützt alle unsere Mannschaftsmitglieder mit Dingen wie Training und Erstattung von Turnierkosten und ggf. gemeinsamen Trainingsreisen. Ich bin sehr dankbar für die Unterstützung unserer Clubmanagerin Ann-Katrin Thimm und ihrem Team, auch, was Bereiche wie Pressearbeit und Kommunikation angeht. Ich spiele super gerne für die Mannschaft, weil es mir Spaß macht und wir wirklich eine große Familie sind. Wir sind untereinander sehr eng miteinander befreundet und der Zusammenhalt im Club ist wirklich einzigartig. Deswegen versuche ich auch, immer dabei zu sein, wenn es geht, auch wenn ich natürlich nicht dafür bezahlt werde.“

Du bist in Bensheim geboren: Wie kamst Du zum FGC?
„Ich bin immer noch in Bensheim Mitglied, aber war schon als Jugendliche oft im FGC zum Kadertraining des Hessischen Golf Verbands. Ich wollte auf jeden Fall in Hessen bleiben, und als ich mich nach einem neuen Club umgesehen habe, fiel mir die Wahl sehr leicht. Die Mannschaft und der Club haben mich super aufgenommen und ich kannte auch schon die meisten Mädels.“

Was gefällt Dir an diesem Club, dem Du ja nun schon seit vielen Jahren treu bist?
„Die Mannschaft ist für uns eine große Familie, wir sind alle sehr eng miteinander befreundet, und das ist etwas sehr Besonderes, Teil davon zu sein. Der FGC ist ein Traditionsverein mit einem unglaublich schönen und fordernden Golfplatz und vielen guten Spielern. Mit dem Umbau der Driving Range in Kombination mit dem Golfplatz haben wir eine Anlage, auf der ich mich sehr gut auf meine Turniere vorbereiten kann.“

Frankfurt hatte sich viel vorgenommen für die Saison 2022 – weshalb hat es am Ende nicht gereicht für den Klassenerhalt?
„Die 1. Bundesliga Süd ist dieses Jahr mit extrem starken Teams besetzt. Eine gute Saison reicht nun mal nicht zum Klassenerhalt. Wir mussten in den letzten Jahren mehrere Abgänge verzeichnen, und haben durch zwei Proetten im Kader nun auch dadurch eine Spielerin weniger pro Spieltag zur Verfügung. Das macht sich in so einer Gruppe dann natürlich direkt bemerkbar. Wir haben einen sehr jungen Kader, und ich bin zuversichtlich, dass die Mannschaft in den nächsten Jahren zu alter Stärke zurückfinden wird.“

Wie findest Du die aktuelle Professional-Regelung in der DGL, die es ja nicht allen Clubs ermöglicht einen Professional einzusetzen, schließlich sind die Voraussetzungen doch sehr komplex?
„Ich finde es gut, dass ein Pro vorher als Amateur in dem Club mehrere Jahre spielberechtigt gewesen sein muss. Dadurch ist eine Verbundenheit zum Club Voraussetzung und es wird vermieden, dass Pros „eingekauft“ werden, um bei der Bundesliga an den Start zu gehen. Ich würde sogar so weit gehen, zu sagen, dass auch mehrere Pros am gleichen Spieltag für ein Team an den Start gehen dürfen. So werden Clubs, die mehrere Spieler seit Amateurzeiten auf die Tour gebracht haben, auch dafür belohnt.“

Was reizt Dich daran, für ein Team zu spielen? Was ist das Besondere daran?
„Die Atmosphäre und Stimmung ist einfach immer gut! Ich habe den Teamspirit im College schon genossen, und so ist es jetzt auch bei der DGL. Jeder Schlag bekommt noch einmal eine größere Bedeutung, wenn es fürs Team zählt.“

War es für Dich immer klar, dass Du einmal Tourspielerin werden möchtest?
„Nein, das habe ich tatsächlich erst gegen Ende meiner College-Zeit entschieden.“

Fühlst Du jetzt, als Professional, einen anderen Druck, wenn Du für Frankfurt spielst, als früher, als Du noch Amateurin warst?
„Nein, für mich ist jeder Schlag immer noch genauso wichtig wie vorher auch.“

Helfen Dir die Erfahrungen, die Du in der DGL gemacht hast, auch bei den Profiturnieren?
„Ich habe 2019 die beste Runde meiner Karriere bei der DGL in Valley gespielt - eine 63. Erfahrungen wie diese helfen natürlich auch sehr bei Profiturnieren.“

Wenn Du das spielerische Niveau von LET und 1. Bundesliga vergleichst: Was sind die größten Unterschiede?
„Die Leistungsdichte auf der Tour ist höher, auch wenn die Scores in der Spitze in der Bundesliga oftmals genauso niedrig sind. Spielerisch werden auf der LET weniger Fehler gemacht und mehr Grüns getroffen.“

Einzel oder Vierer – was magst Du lieber in der DGL?
„Vierer, da ich sonst immer alleine spiele und das den Teamgeist noch mehr herausbringt.“

Wer ist Deine bevorzugte Vierer-Partnerin?
„Ich spiele gerne mit jeder aus dem Team, aber besonders gerne mit Paula Kirner.“

An welchen DGL-Spieltag der letzten Jahre erinnerst Du Dich besonders gerne zurück – und weshalb?
„Der DGL Spieltag 2019 im GC München Valley. Wir konnten als Mannschaft den Tagessieg holen, und ich habe im Einzel den Platzrekord von -9 aufgestellt. An dem Wochenende lief wirklich alles perfekt und wir konnten einen guten Schritt Richtung Final Four machen.“

Wenn Du eine einzige Sache an der DGL ändern dürftest: Welche wäre das?
„Dass zwei Pros aus dem gleichen Club am gleichen Spieltag spielen dürfen, sofern sie vorher als Amateur in diesem schon mindestens drei Jahre spielberechtigt waren.“

Vielen Dank für das Gespräch – und alles Gute für Deine weitere Saison 2022!

 

Helen Tamy Kreuzer, Frankfurter GC

Geburtstag: 16. August 1998
Geburtsort: Bensheim
Geschwister: Justin Kreuzer, geb. 2000
ich spiele Golf seit: ... ich vier Jahre alt bin, aber Turniere erst seit 2009
mein erster Golfclub war: Golfclub Bensheim
mein Jugendtrainer: Mark Jennings
mein aktueller Trainer: Marcelo Huarte
mein bester Handicap-Index als Amateurin: -6,4
Mitglied im Frankfurter GC seit: 2019
Wechsel ins Profilager am: 1. Januar 2022
größter Erfolg als Professional: geteilter 15. Platz bei den LET Big Green Egg Open
Partner & Sponsoren: Sportkind

größte Erfolge als Amateurin: Deutsche Meisterin der Damen 2020, 1. Platz NCAA Division II National Championship 2021 (US-amerikanische College Meisterschaften), Vizeeuropameisterin Team EM Damen 2020

mein Lieblings-Platz der DGL: Mein Lieblingsplatz bei der DGL ist mein Heimatplatz in Frankfurt. Der FGC ist einfach immer wieder etwas Besonderes, die engen Spielbahnen fordern den Spielern alles ab, aber gute Schläge werden auch immer belohnt. Außerdem sorgt die Unterstützung der Mitglieder und der Frankfurter „roten Wand“ immer für einen super Spieltag.

mein Lieblings-Golfplatz weltweit: Mein Lieblingsgolfplatz weltweit ist Boca Woods Country Club in Boca Raton, Florida. Ich habe hier den größten Teil meiner College Zeit verbracht, die 36-Loch-Anlage mit pfeilschnellen Grüns und einer Driving Range unter Palmen ist für mich einer der schönsten Orte, um spielen zu gehen.

mein Lieblings-Schläger im Bag: Mein Lieblingsschläger ist der Driver, weil Driven meine größte Stärke ist und es mir am meisten Spaß macht.