Regelfall

Trostpreis für Doppelsünder Spieth


10. Dezember 2021 , Daniel Dillenburg


Jordan Spieth im Gespräch mit einem Regeloffiziellen. © golfsupport.nl/David J. Griffin/ism
Jordan Spieth im Gespräch mit einem Regeloffiziellen. © golfsupport.nl/David J. Griffin/ism

Jordan Spieth kassiert am Wochenende der Hero World Challenge zwei Strafen und beendet das Turnier auf dem letzten Platz. Das erhaltene Preisgeld dürfte ihm aber etwas Trost spenden.

Es war nicht die Woche des Jordan Spieth. Bei der mit 20 Spielern besetzten Hero World Challenge stand früh fest, dass er nichts mit den vorderen Platzierungen zu tun haben werde. Dass ihm am Wochenende dann noch zwei Regelverstöße insgesamt vier Schläge kosteten, war so etwas wie die verdorbene Kirsche auf der ohnehin nicht leckeren Torte. Doch was war geschehen? Das erste regelwidrige Verhalten der ehemaligen Nummer eins der Welt ereignete sich am Samstag. Auf seinem letzten Loch des Tages traf Spieth mit seiner Annäherung das Grün. Dort verursachte der US-Amerikaner versehentlich eine Bewegung seines Balls. Unter der Regel 13.1d, die seit 2019 im Regelwerk verankert ist, hätte Spieth seinen Ball straflos an die ursprüngliche Stelle zurückbewegen müssen. Darüber war sich der Major-Sieger aber offensichtlich nicht bewusst. Stattdessen spielte der 28-Jährige von der neuen Stelle weiter und kassierte damit zwei Strafschläge.

Als Letztplatzierter ging Spieth am Finaltag mit dem Vorletzten Henrik Stenson auf die vierte Runde. Sportlich erlebten beide also schon erfolgreichere Wochen in ihren jeweiligen Karrieren. Am Sonntag sorgte aber immerhin eine Kuriosität der beiden für Schmunzeln in den Gesichtern der Major-Sieger. Als die Gruppe nämlich auf dem Weg zu ihren jeweiligen Abschlägen auf der neunten Spielbahn waren, bekamen sie die Information, dass sie soeben von der falschen Tee Box abschlugen. Im Vergleich zu den Vortagen zog man den neunten Abschlag für das Finale etwas weiter vor und platzierte dafür die 17. Tee Box auf der ursprünglichen Neun. Weder Spieth noch Stenson noch deren Caddies bemerkten diese Änderung und so mussten sie ihren Abschlag von der richtigen Stelle wiederholen. Obendrauf kamen jeweils zwei Strafschläge (Regel 6.1b), womit Stenson das Par 5 mit einem Doppel- und Spieth mit einem Triple-Bogey abschloss.

Es hätte aber auch noch schlimmer ausgehen können für beide Beteiligten. Wären sie auf ihren Fehler nämlich nicht hingewiesen worden und hätten das Loch von der falschen Tee Box aus fertig gespielt, dann wäre eine Disqualifikation die Folge gewesen. Laut Regeltext heißt es:

Berichtigt der Spieler seinen Fehler nicht, bevor er einen Schlag macht, um das nächste Loch zu beginnen oder beim letzten Loch der Runde, bevor er seine Scorekarte einreicht, ist er disqualifiziert. Regel 6.1b(2)

Im anschließenden Interview bewiesen die beiden Letztplatzierten Humor. „Ich hatte gefragt, ob wir das Turnier einfach als 19. und 20. beenden und nach neun Löchern aufhören können“, sagte der gewohnt schlagfertige Stenson. „Er fragte sie, ob wir einfach zum Flughafen fahren können und ich wäre dabei gewesen“, so Spieth über Stensons Reaktion.

Doch die beiden Profis blieben vor Ort und spielten ihre Runde brav zu Ende. Immerhin wurde der Start bei der Hero World Challenge fürstlich entlohnt. Bei dem mit 3,5 Millionen US-Dollar dotierten Event, das nicht als offizielles PGA-Tour-Turnier gewertet wurde, gab es selbst für den 20. Spieth noch ein sattes Preisgeld in Höhe von 100.000 US-Dollar. Kein schlechter Trostpreis für einen Spieler, der sich mitunter nicht mit dem aktuellen Regelwerk auszukennen scheint.