DGL 2023

„Unsere Wiese ist unser Revier!“ Knapper Sieg für SLR-Damen beim Heimspieltag


14. Mai 2023 , Matthias Lettenbichler


Am Sonntag steigerten sich die Damen des GC St. Leon-Rot und brachten den Tagessieg auf der eigenen Anlage unter Dach und Fach. Foto: DGV/mat
Am Sonntag steigerten sich die Damen des GC St. Leon-Rot und brachten den Tagessieg auf der eigenen Anlage unter Dach und Fach. Foto: DGV/mat

Die ganz große Überraschung ist ausgeblieben: Die Spielerinnen des GC St. Leon-Rot sind am Ende dann doch standesgemäß in die Saison 2023 der Deutsche Golf Liga presented by All4Golf gestartet und haben zum Auftakt der 1. Bundesliga Süd ihren Heimspieltag auf dem Platz St. Leon gewonnen - knapp vor dem Team des Stuttgarter GC Solitude und den Damen des Münchener GC.

Mit 19 über Par sicherte sich das Team von Trainer Sebastian Buhl nach drei Wertungsrunden den Sieg sowie fünf Punkte für die Ligarangliste und legte auf dem Platz St. Leon des GC St. Leon-Rot den Grundstein für den Einzug ins Final Four und die in diesem Jahr mit Vehemenz angestrebte Deutsche Mannschaftsmeisterschaft. Der Tagessieg auf der eigenen Anlage war in diesem Jahr allerdings kein Selbstläufer: Die Damen des Stuttgarter GC Solitude lagen mit 27 über Par am Ende nur acht Schläge zurück, hatten die Konkurrenz nach 36 Löchern sogar angeführt. Rang 3 geht an das Team des Münchener GC (+40), Aufsteiger 1. GC Fürth (+56) holt Platz 4 und damit zwei Punkte für die Tabelle. Überraschend deutlich abgeschlagen starten die Spielerinnen des GC München Valley mit 101 Schlägen über Par in die DGL-Saison 2023.

St. Leon-Rot – Irgendwie konnte man am Ende dieses ersten Spieltags der Deutsche Golf Liga presented by All4Golf ein bisschen Mitleid mit den Damen des Stuttgarter GC Solitude und ihrem Trainer Heiko Burkhard haben: Da schockt Helen Briem im Eröffnungs-Einzel am Sonntag die gesamte Konkurrenz mit einer ebenso brillanten wie lässigen 67er-Runde und katapultiert ihr Team an die Spitze des Leaderboards, auch weil Sophia Zeeb eine sehr starke 71 beisteuert, eins unter Par, und weil das Duo Briem/Zeeb auch im Vierer hervorragend funktioniert (72). Und auch am Sonntag nehmen die Stuttgarterinnen das Leaderboard gemeinschaftlich in Beschlag – Eva Ringwald spielt mit 3 unter Par das beste Einzel des Tages, gefolgt von ihrer Teamkollegin Helen Briem (-2). Und obwohl die Stuttgarterinnen an diesem ersten Wochenende der Deutschen Golf Liga presented by All4Golf damit also in jeder der drei Wertungsrunden den Titel holen, reicht es nach 54 Löchern nur zu Platz 2 der Teamwertung – hinter den Gastgeberinnen vom GC St. Leon-Rot.

Impressionen aus der Finalrunde >>>

Dass das Team des GC St. Leon-Rot doch noch den Tagessieg erkämpfen und damit auch dem eigenen Anspruch gerecht werden konnte, liegt zum einen an der dann doch gar nicht so leisen Kabinenpredigt, die Trainer Sebastian Buhl seinen Spielerinnen am Samstagabend hielt, und die bei der einen oder anderen Akteurin wohl neue Kräfte freisetze. Zum anderen liegt es zweifellos am schier unerschöpflichen Reservoir an hochtalentierten Nachwuchskräften, auf die Trainer Buhl bei Bedarf zurückgreifen kann.

Ohne Professionals und ohne College-Spieler sowie weiters geschwächt durch die aktuellen Abiturprüfungen, konnte St. Leon-Rot bei weitem nicht das stärkste Team aufbieten am Heimspieltag – Buhl musste zwangsweise auf junge Talente setzen. Und die ließen ihn in den Sonntagseinzeln nicht im Stich: Ina Irrgang und Sophie Böhlhoff unterschrieben exzellente 71er-Runden, zeigten sich damit ebenso stark wie Nationalspielerin Charlotte Back und sorgten dafür, dass Stuttgarts Vorsprung Loch für Loch zusammenschmolz. Und als Sebastian Buhl dann auch noch Anni Eisenhut persönlichen Geleitschutz gab und diese mit einer 74 letztlich neun Schläge besser spielte als am Vortag, und Lotte Schuhr ebenso eine 74 unterschrieb, kam der Haussegen im GC St. Leon-Rot allmählich wieder ins Gleichgewicht und Stuttgart immer mehr ins Hintertreffen.

Ein hartes Stück Arbeit

„Die Stuttgarterinnen haben es uns ganz schön schwer gemacht“, konstatierte SLR-Coach Sebastian Buhl, „das war diesmal definitiv ein hartes Stück Arbeit.“ Den Rückstand nach den ersten 36 Löchern hatte sich sein Team, so Buhl, allerdings selbst zuzuschreiben: „Wir haben nicht ansatzweise die Trainingsinhalte abgerufen! Natürlich waren alle hochmotiviert, aber der Platz war am Samstag wirklich sehr anspruchsvoll, mit sehr schwer gesteckten Fahnen. Die haben wir viel zu aggressiv attackiert und entsprechend Bogeys kassiert und zu wenige Birdies gemacht. Da haben meine Spielerinnen fast alle taktischen Dinge und Vorgaben mehr oder weniger ignoriert, deshalb ist das am Samstag erst mal ziemlich schiefgegangen.“

Die Kurskorrektur folgte prompt: „Nach den Gesprächen am Samstagabend habe ich erwartet, dass wir am Sonntag eine ganz andere Mentalität an den Tag legen und den Stuttgarterinnen und auch den Münchnerinnen, die ja auch nahe dran waren, das Leben so schwer machen, wie es eben nur geht“, so Buhl. „Unsere Wiese ist unser Revier, und da lassen wir keinen nach vorne!“

Die am Sonntag aktuell geänderte Platzstrategie war der eine Grund, weshalb der Sieg zum Auftakt der Deutsche Golf Liga presented by All4Golf letztlich doch an den GC St. Leon-Rot ging. Der andere Grund ist die vorausschauende Kaderplanung der Kraichgauer. Buhl: „Uns war immer klar, dass eine Situation kommen würde, in der die College-Spielerinnen nicht zur Verfügung stehen. Umso wichtiger ist es dann, einen sehr starken Unterbau zu haben, der übernehmen kann; da haben wir in den letzten Jahren offenbar einen sehr guten Job gemacht.“

Einen sehr guten Job machten neben den Stuttgarterinnen, die sich einen starken 2. Platz sicherten und damit ihre Ambitionen untermauerten, in diesem Jahr ins Final Four einzuziehen, auch die Damen des Münchener GC. Marie-Agnes Fischer, Lilly Dullinger und Annabelle Sapper sorgten für starke Ergebnisse an der Spitze, und Ausreißer in Form zweistelliger Ergebnisse hielten sich in Grenzen. Damit können Trainer Pascal Proske und sein Team drei Punkte aufs Haben-Konto buchen und die kommenden Aufgaben selbstbewusst angehen.

Überzeugender Aufsteiger

Mit einem Schub Selbstvertrauen durften auch die Spielerinnen des 1. GC Fürth aus St. Leon-Rot abreisen und nun dem eigenen Heimspieltag gelassen entgegensehen: Am 27. und 28. Mai ist der Aufsteiger und Erstliga-Rückkehrer – in der Saison 2021 war Fürth schon einmal erstklassig – Gastgeber des 2. DGL-Spieltags in der 1. Bundesliga Süd der Damen und lädt auf den Stadtparcours in Fürth ein. „Nicht absteigen, der Klassenerhalt!“, ist das Saisonziel von Trainer Michael Heffner, und diesem Ziel ist sein Team in St. Leon-Rot schon einen ersten Schritt nähergekommen: Rang 4 bringt zwei Zähler aufs Haben-Konto und die Gewissheit, dass der Kader das Erstliga-Abenteuer diesmal durchaus bestehen könnte.

Neuzugang Dagmar Urbankova erwies sich als absolute Verstärkung, spielte mit Runden von 73 und 72 Schlägen jeweils sehr gute Einzel, die besten des Teams, und auch Eva-Lucia Lindner und Franziska Bremm waren gut in Form und performten mit einer 73er-Runde auch im gemeinsamen Vierer.

„Uns standen diesmal viele Spielerinnen nicht zur Verfügung, und wir werden an den kommenden Spieltagen eher besser aufgestellt sein, insofern bin ich mit Rang 4 gar nicht so unzufrieden“; so Michael Heffner. Zumal der Abstand von 16 Schlägen zum Drittplatzierten MGC nicht allzu gewaltig ausfiel.

Herbe Niederlage für Valley

Deutlich war dagegen nach 54 Löchern der Abstand von Schlusslicht München Valley: Das Team von Trainer Sixten Rigol sammelte 101 Schläge über Par und kassierte damit eine überraschend deftige Niederlage. Die 74er-Runde von Maxime Holletschek im Sonntags-Einzel war das beste Resultat für den GC München Valley, insgesamt kamen zu viele zweistellige Ergebnisse in die Wertung.

In zwei Wochen werden die Karten neu gemischt, dann sind zumindest die bayerischen Abiturprüfungen schon mal vorbei, und Valley, Fürth und der Münchener GC können auf weitere Spielerinnen zurückgreifen, wenn es auf dem Platz des 1. GC Fürth um die nächsten Punkte für die Ligarangliste der 1. Bundesliga Süd der Damen geht.