Jordan Spieth hat als Titelverteidiger eine Unzahl positiver Erinnerungen mit nach Carnoustie gebracht. Er hat den Pokal, The Claret Jug, zurück an den R&A übergeben und sich daran gemacht, diesen Titel des Champions noch einmal zu gewinnen. Seit dem Triumph 2007 hat er kein Turnier mehr gewonnen, das hier aber ist wie gemacht für den Mann aus Texas. Er ist ein Stratege mit Geduld. Ein exzellenter Putter. Trotzdem reicht es in Runde 1 nur für eine 71er Runde. Er macht 28 Putts, trifft aber nur 47 Prozent der Grüns. Am Nachmittag, als Leere herrscht auf dem Putting Grün, steht der Amerikaner dort ganz allein. Zielstöckchen liegen am Grün, Tees stecken um das Loch herum. Zwei Männer überprüfen seine Ausrichtung und Schlagrichtung. Es geht um Zentimeter, um winzige Details. Es geht um den Sieg.
Aggressiv mit dem Driver
Reden wir über die komplett andere Herangehensweise an dieses Turnier. Rory McIlroy zum Beispiel. Er hat die US Open in Shinnecock Hills konservativ gespielt und festgestellt: Das ist nicht mein Ding. Jetzt greift er an, 18 Löcher lang. Driver um Driver. Er trifft kaum ein Fairway, aber das Rough ist wie Stroh, leicht und dünn. Deshalb trifft er am Ende 78 Prozent aller Grüns, macht 31 Putts und ist mit zwei unter Par unter den Top Ten.
Erwachsenwerden mit Carnoustie
Es war das Jahr 1999, als Sergio Garcia weinend in den Armen seiner Mutter endete. Ein 19-Jähriger, gefeiert als Europas neuer Superstar, schoss 18 über und eine 89 in der ersten Runde. "Das war Teil des Erwachsenwerdens", sagt Garcia heute. 2007, wieder in Carnoustie, begann er den Finaltag mit einer Führung von drei Schlägen und verlor. Trotzdem sagte er vor Beginn dieser Open: "Da warten keine Dämonen auf mich." Aber so richtig warm wird er mit dem Platz trotzdem nicht. Er spielte nur eine 75er Runde, zu wenig, um es unter die Top 100 zu schaffen.
18 Jahre British Open - und wann kommt der große Sieg?
Mit dem Alter verschieben sich die Prioritäten. Justin Rose hat seine erste Open vor 18 Jahren in Royal Birkdale gespielt. Bis heute hat er diese Trophäe nicht geholt. Seit Monaten arbeitet er mit seinem Coach Sean Foley an seinem Rückschwung – sein Ziel: nicht der British Open-Sieg, sondern ein schmerzfreier Rücken. Am Donnerstag tut ihm nichts weh und er hat eine sichere Runde mit eins über Par gespielt. Mit 37 Jahren ist im Golf eben noch alles möglich. Vielleicht auch ein British Open-Sieg.