Das Jahr ist noch keine acht Tage alt, und Regeldiskussionen auf der PGA Tour sind bereits in vollem Gange. Nachdem sich beim Sentry Tournament of Champions zunächst Patrick Reed wegen seinen Regelverstößen in der Vergangenheit bei einem Putt von einem Fan lautstark mit dem Ausruf "Cheater" (Schummler) auseinandersetzen hatte müssen, ist nach dem Turnier im Social Web auch Joaquin Niemann in den Fokus geraten. Der 21-jährige Chilene hatte sich bei dem mit 6,7 Millionen US-Dollar dotierten Wettbewerb auf Hawaii in der zweiten Runde einen Regenschirm eines Turnier-Offiziellen ausgeliehen. Dem Golfprofi aus Santiago de Chile war zuvor auf dem Plantation Course in Kapalua der eigene Regenschutz aufgrund der heftigen hawaiianischen Passatwinde vor Ort gebrochen.
In den sozialen Medien mussten sich sowohl der einmalige PGA-Champion als auch die Organisatoren daraufhin einiges anhören. Manch ein Twitter-Nutzer sah in der Ausleihe einen Wettbewerbsvorteil für Niemann sowie ein Vergehen der Regelhüter. "Sicher, denn wenn ein Fußball-Wide-Receiver seinen Handschuh verliert, sollte der Schiedsrichter ihm einen neuen geben", schrieb @ThomasWilsons sarkastisch dazu auf Twitter. "Klassisches Beispiel für alles, was auf der Tour nicht stimmt."
Vorteil für Niemann?
Sollte das Borgen des Regenschutzes also ein Vorteil für den Südamerikaner gegenüber der Konkurrenz gewesen sein? Der Veranstalter, der in diesem Fall als Ausleiher quasi Mittäter wäre, war jedenfalls anderer Meinung und verwies auf die offiziellen Golfregeln. "Die Regeln haben nichts mit einem Regenschirm zu tun, der als Regenschirm benutzt wird", wird ein Sprecher des US-Golfverbands USGA bei GOLF.com zitiert.
Is Slugger allowed to loan his umbrella to the first round leader?!?! pic.twitter.com/WQIx0BBsyO
— Brendan Porath (@BrendanPorath) January 3, 2020
Wenn der Schirm für einen anderen Zweck verwendet würde - etwa um aus dem Rough zu schlagen oder einen Putt in das Loch zu schlagen - wäre es eine andere Situation gewesen. Laut dem offiziellen Reglement gibt es keine Verbote, einem Golfer einen Regenschirm zu leihen, um ihn als Schutz vor Wind, Sonne oder Regen zu verwenden. Ebenso können Tees, Ballmarker oder Proviant von einem anderen Spieler ausgeliehen werden. "Das Einzige, was in den Golfregeln steht, ist, dass man die Schläger nicht teilen darf", sagte der USGA-Sprecher.