17. September in einem Pressezelt in East Lake, Atlanta. Zach Johnson steht den versammelten Journalisten Rede und Antwort. Er kommt als Gewinner der BMW Championship zur Tour Championship, dem Finale des FedEx Cups. Ein Pressevertreter fragt Johnson, ob er schon einmal mit Jordan Spieth zusammen gespielt hätte. Johnson nickt und sagt: "Ich habe fünf Löcher mit ihm in einem Stechen gespielt. Ich wünschte, ich könnte das vergessen."
Johnson spricht von der John Deere Classic im Juli. Der damals 19-Jährige Spieth besiegte die Konkurrenten Johnson und David Hearn am fünften Extraloch. Ein bemerkenswerter Schlusspurt hatte den Rookie in eben jenes Stechen gebracht: fünf Birdies auf den letzten sechs Löchern, mit einem eingelochten Pitch aus dem Bunker am 18. Grün. Am fünften Loch des Stechens hatte der junge Texaner die Chance zu seinem ersten Profisieg. Bevor er den kurzen Putt anvisierte, bat er die Zuschauer um Ruhe und trocknete sich die Hände ab. Man konnte die Aufregung des Teenagers spüren. Doch die Art, mit der Spieth mit dieser natürlichen Aufregung umging, war erschreckend erwachsen. Der Putt fiel.
"Wow, der hat Talent"
Der kometenhafte Aufstieg des jungen Texaners hat eine Vorgeschichte. Sein Trainer Cameron McCormick erinnert sich genau an die erste Begegnung: "Wir trafen uns im Juli 2005 und Jordan erzählte mir, er habe eine 62 bei einem Turnier gespielt. Ich dachte mir, wow, der hat Talent." Spieth ist der einzige Spieler neben Tiger Woods, der mehrere US-Junior-Titel gewinnen konnte. Der Vergleich mit dem Branchenprimus kommt zwar einige Jahre und Titel zu früh, aber Parallelen sind durchaus erkennbar. Die Reife, mit der der junge Profi agiert und auch denkt, die frühen Erfolge als jugendlicher Amateur und die Brillanz, die das Zuschauen zum Vergnügen macht. "Ich bin stolz, dass er sich zu einem sehr eigenständigen Spieler entwickelt hat", sagt Trainer McCormick. "Ein Spieler, der ein gutes Körpergefühl als Golfer hat, immer weiß, was der Schlägerkopf macht und wie der optimale Ballkontakt sein sollte. Das setzt er auch in seinem Spiel um."