DGL 2022

Ein souveräner Favorit und ein bärenstarker Aufsteiger


15. Mai 2022 , Matthias Lettenbichler


Die Damen des GC St. Leon-Rot verschärften am Sonntagnachmittag das Tempo und holten sich den ersten Tagessieg souverän. Foto: DGV/mat
Die Damen des GC St. Leon-Rot verschärften am Sonntagnachmittag das Tempo und holten sich den ersten Tagessieg souverän. Foto: DGV/mat

Die Damen des GC St. Leon-Rot sind ihrer Favoritenrolle am ersten Spieltag der 1. Bundesliga Süd der Damen in beeindruckender Weise gerecht geworden: Das Team von Trainer Sebastian Buhl setzte sich nach drei Wertungsrunden mit 22 Schlägen Vorsprung vor dem Team des Stuttgarter GC Solitude durch. Doch auch der Aufsteiger machte dabei auf dem Platz des GC. St. Leon-Rot von Beginn an klar, dass das Intermezzo in Liga 2 nicht mehr als ein vorübergehender Betriebsunfall war, und in der Saison 2022 als Minimalziel wieder das Final Four auf der Agenda steht. Dort allerdings wollen im August auch der Münchener GC, der GC München Valley und die Spielerinnen des Frankfurter GC aufteen, die beim Ligaauftakt in St. Leon-Rot die Plätze 3 bis 5 belegten.

So, wie sich St. Leon-Rot am ersten Turniertag vor heimischem Publikum präsentierte, stellte sich nach den ersten 36 Löchern mit Einzeln und Vierern schon ein bisschen die Frage: Wer soll dieses Team eigentlich schlagen? Mit 22 Zählern Vorsprung gingen die Kraichgauerinnen in die den Spieltag abschließenden Sonntags-Einzel, mit dem festen Vorsatz, das Guthaben auf die Verfolgerinnen noch weiter auszubauen. Doch daraus wurde zunächst nichts – ganz im Gegenteil: Um die Mittagszeit hatten die Spielerinnen des Stuttgarter GC Solitude den Rückstand auf fünf Schläge reduziert, was in der Hauptsache zwei Ursachen hatte.

Zum einen erwischte Stuttgarts Spitzenspielerin Helen Briem mit sieben Birdies und einem Eagle einen echten Traumtag, absolvierte die Back Nine mit 31 Schlägen und notierte nach 18 Löchern letztlich eine 66er-Runde – das in diesem Durchgang mit Abend beste Resultat des gesamten Feldes; damit sorgte sie schon mal im Alleingang für ordentlich Bewegung auf dem Leaderboard. „Und da wirklich noch sehr viel Luft nach oben“, so die Stuttgarterin. „Die Chancenverwertung war noch nicht optimal, ich habe einige unnötige Fehler gemacht“, so Helen Briem. „Heute habe ich wesentlich besser geputtet als am Samstag, aber dennoch wäre noch viel mehr drin gewesen.“ Ihre Teamkollegin Katharina Anglett steuerte außerdem eine starke Par-Runde bei, und die Spielerinnen von Trainer Heiko Burkhard beendeten die Einzel auf dem Platz St. Leon letztlich mit Par. „Eine sehr gute, geschlossene Teamleistung und eine hervorragende Runde von Helen – das haben sie wirklich super gemacht“, zeigte sich der Coach entsprechend zufrieden mit der sportlichen Vorstellung, dem „exzellenten Teamgeist“ und nicht zuletzt den vier Punkten, die aufs Haben-Konto fließen.

>>> Impressionen vom Sonntag


Auf der einen Seite also die starke Vorstellung des Aufsteigers, auf der anderen Seite hatte St. Leon-Rots Trainer Sebastian Buhl am Sonntag im Vertrauen auf den großen Vorsprung sein Team etwas umgestellt und neuen Akteurinnen Spielpraxis verordnet. „Ich hatte nie wirkliche Sorge, dass Stuttgart uns noch einholt, aber dass sie uns so nahe kommen, das war in der Tat nicht vorgesehen“, gestand Buhl nach der Runde. Doch ein paar eingehende Tipps sowie beim gesamten Kader leicht verschärfte Gangart auf dem Weg zurück ins Clubhaus stellten letztlich den alten Abstand wieder her; St. Leon-Rot notierte gesamt 11 unter Par, Stuttgart 11 über Par. Buhl: „Wenn sie wissen, dass es eng werden könnte, können sie einen Gang hochschalten, das ist wichtig. Und wir wissen jetzt, woran wir in den kommenden zwei Wochen arbeiten müssen, und das werden wir tun.“ Heißt: So eng wie am Sonntag soll es nicht mehr werden, nicht mal zwischendurch.

In zwei Wochen steht der zweite DGL-Spieltag der Saison auf dem Programm, dann geht es auf dem Platz des Frankfurter Golf Club um weitere insgesamt 15 Ligapunkte. Die Gastgeber wollen zuhause in jedem Fall mehr als nur den einen Zähler mitnehmen, der für sie für Rang 5 in St. Leon-Rot übrig blieb. Mit 41 über Par hatte das Team von Coach Keith Coveney in den drei Durchgängen fünf Schläge mehr als die Damen des GC München Valley gesammelt, was „vor allem an unserem sehr schwachen kurzen Spiel lag“, so Coveney. Zwar verbesserten sich seine Spielerinnen im zweiten Einzel-Durchgang gegenüber dem Samstag um acht Schläge, doch insgesamt „war das zu wenig“, so Coveney. Was wohl auch an den noch immer eingeschränkten Trainingsmöglichkeiten im FCG liegt: Die Anlagen werden noch immer umgebaut und stehen erst im August wieder zur Verfügung. Coveney: „Wir trainieren fast nur auf dem Platz, werden das aber nun noch intensivieren.“

Mit 37 über Par ging Rang 4 des Spieltags im GC St. Leon-Rot an die Damen des GC München Valley, die von vom neuen Co-Trainer Sixten Rigol betreut wurden und sich wie auch Frankfurt in den Einzeln mächtig steigerten: Standen am Sonntag noch 21 Schläge über Par für fünf gewertete Partien zu Buche, so waren es am Sonntag nur neun Zähler über Par, die in die Wertung kamen. Alle Spielerinnen zeigten sich stark verbessert, allen voran Neuzugang Barbora Bujáková, die im ersten Einzel mit fünf über Par noch klar unter ihren Möglichkeiten geblieben war, am Sonntag aber mit einer 71er-Runde (-1) für das beste Resultat ihrer Teams sorgte. Lara Ok, ebenfalls ein Neuzugang zur Saison 2022, notierte +1 für ihre Runde und spielte damit ebenso souverän auf wie Professional Verena Gimmy, die ebenfalls 73 Schläge benötigte.

Im Kader des Münchener GC sorgten am Sonntag zwei der jüngsten Spielerinnen für die herausragenden Leistungen: Marie-Agnes Fischer unterschrieb eine 69er-Runde, Theresa Steinberg benötigte nur einen Schlag mehr. Damit legten die beiden Youngster in Team von Trainer Pascal Proske den Grundstein für einen starken dritten Rang drei wertvolle Zähler für die Ligawertung; mit 2 über Par spielte der MGC dabei am Sonntag nach Stuttgart die stärksten Einzel.

Der erste Spieltag der Deutschen Golf Liga presented by All4Golf präsentierte mit dem Gastgeber-Team des GC St. Leon-Rot das erwartete Siegerteam und mit Stuttgart einen wahrhaft bärenstarken Aufsteiger. Der Saisonauftakt bei herrlichem Sommerwetter auf dem exzellent präparierten Platz St. Leon des GC St. Leon-Rot ist dabei durchaus eine Standort-Bestimmung der fünf Teams, und schon jetzt ist klar: An den Kraichgauerinnen führt in Sachen Einzug ins Final Four wohl auch in diesem Jahr kein Weg vorbei. Welches Team aus dem Süden außerdem im August im GC Pfalz um den DM-Titel 2022 spielen darf, ist völlig offen.