Nick Bachem

Surfer, Sonnyboy, Sportskanone


29. April 2022 , Thomas Kirmaier


Nick Bachem glänzte zuletzt mit Top-Ergebnissen auf der Challenge Tour in Südafrika.
Nick Bachem glänzte zuletzt mit Top-Ergebnissen auf der Challenge Tour in Südafrika. | © golfsupport.nl

Trotz seiner erst 22 Jahre hat Nick Bachem schon einige Täler durchschritten und Gipfel erklommen. Zuletzt glänzte der Jung-Profi auf der Challenge Tour in Südafrika und machte im Gesamtklassement einen Riesensatz vor auf Platz 16. Ein Porträt.

Manchmal muss man einfach raus. Auf andere Gedanken kommen. Kraft tanken und das Leben genießen. Nick Bachem hat gerade so eine Phase hinter sich. Zwei Wochen lang verbrachte der Nationalspieler aus dem Golf Team Germany an der französischen Atlantik-Küste, um zu surfen und Zeit mit Freundin Susann Beucke zu verbringen. Sie ist Seglerin und holte bei Olympia in Tokio Silber in der 49er-FX-Klasse. Die zwei Leistungssportler vestehen sich. Beide sind in Disziplinen unterwegs, in denen man in weitem Gelände auf sich alleine gestellt ist.

Eine Medaille bei Olympischen Spielen hat Nick Bachem noch nicht geholt. Die Auszeit hat er sich nach einem erfolgreichen Start im Profi-Zirkus trotzdem auf jeden Fall verdient. Beim letzten Event der Challenge Tour wurde der 22-jährige Kölner Dritter und machte im Ranking einen Riesensatz nach vorn. „Das hat Spaß gemacht, vor allem auch, weil wir mit anderen deutschen Spielern eine sehr coole Zeit hatten. Wir haben gegrillt und wilde Tiere auf einer Safari gesehen. Das war sehr beeindruckend“, erzählt er. Fast zwei Wochen lang habe er so gut wie keine befestigte Straße gesehen. Ein Tour-Pro muss viel reisen und erlebt eben auch mal Abenteuer, auf und neben dem Platz.

Nick Bachem auf Safari


Dass er sportlich zuletzt einen weiteren Schritt nach vorne gemacht hat, dürfte auch am harten Training mit seinem Coach liegen. Peer Sengelhoff, Pro im Marienburger GC, feilt mit seinem „Nicki-Boy“ immer wieder an den Kleinigkeiten. „Er schlägt den Ball sehr weit und ist wohl einer der Längsten in Deutschland, dabei ist Nicks eigentliche Stärke das kurze Spiel“, verrät Sengelhoff. Und das hat vielleicht einen Grund.

Sportsoldat Nick Bachem wurde in der jüngeren Vergangenheit immer wieder vom Verletzungspech verfolgt. „Schulter, Hand, Fuß – da war ziemlich viel gerissen“, sagt der Unteroffizier. Bachem war daher zeitweise gezwungen, keine vollen Schwünge zu machen. „Vielleicht habe ich in der Zeit mein Short Game noch verfeinert.“ Man kann aus der Not eben auch eine Tugend machen. Aber wie kam Nick Bachem überhaupt zum Golf?

„Ich habe zu Hause im Garten meiner Eltern mit drei, vier Jahren rumgehauen. Mein Vater hat mich dann später mal auf den Platz mitgenommen“, erinnert er sich. Und je älter er wurde, desto mehr Trainer auf Landes- und Bundesebene entdeckten sein Talent, denn das kommt nicht von ungefähr. Nick Bachem ist ein Athlet, der viele andere Sportarten ausprobiert hat und heute noch verfolgt. Fußball, Tennis, Tischtennis, Skifahren, Volleyball, Kampfsport, Surfen – Bachem ist ein Allrounder, der sich irgendwann eben für Golf entschieden hat. Zum Glück für Schwarz-Rot-Gold, denn in Deutschland gehört er inzwischen zu den Top Ten.

Ähnlichkeit mit dem jungen Bernhard Langer?

Und welche sportlichen Ziele hat Nick Bachem? „Es gibt hier und da noch einiges an meinem Spiel, was ich verbessern möchte“, sagt er. Der Aufstieg auf die European Tour ist möglich. Das haben in der Vorsaison gleich mehrere Deutsche über eine erfolgreiche Challenge-Tour-Saison bewiesen. „Das hat gezeigt, dass es nicht unmöglich ist“, sagt der Sonnyboy aus Köln. Nick Bachem ist ein lockerer Typ, der früh gelernt hat, dass es noch etwas anderes gibt als Golf. Was aber nicht heißen soll, dass er keinen Biss hat. „Nick ist einer, der richtig Bock hat zu gewinnen und von vorne zu spielen“, sagt Coach Sengelhoff über seinen Schützling, der wegen seiner blonden Mähne hin und wieder mit Bernhard Langer verglichen wird, den er verehrt: „Unglaublich, wie lange er auf absolutem Weltklasse-Niveau spielen kann.“

Wie Langer steht Nick Bachem auf Wettkampf. Das war schon immer so. „Egal, ob auf der Tour oder beim Zocken mit Freunden, ich will gewinnen. Wenn mal etwas nicht klappt, kann ich schon emotional werden. Das ist dann aber wieder schnell vorbei. Das Leben geht weiter“, sagt er selbst. Er verbindet Unbeschwertheit mit einer gewissen Reife. Der junge Mann weiß, was zählt im Leben. Und er kann richtig gut Golf spielen.


Zuletzt, als er seine Freundin bei einer Regatta in Frankreich begleitete (siehe Insta-Post oben), hat er zwei Wochen lang keinen Schläger in der Hand gehabt. „Als ich nach Hause gekommen bin, hab‘ ich sofort meine Tasche geholt und Bälle gehauen“, erzählt er. Golf hat ihm gefehlt. Wenn du etwas Abstand gewinnst, kommt irgendwann der Hunger wieder. Die Challenge Tour betritt demnächst europäischen Boden. Da will Bachem fit und dabei sein. An Highlights mangelt es nicht; bei der Big Green Egg German Challenge powered by VcG im Wittelsbacher GC ist er auf jeden Fall am Start.

Eine letzte Frage haben wir – und die beantwortet Nick Bachem in weniger als einer halben Sekunde: Wo er sich in drei Jahren sieht, wollen wir wissen: „Beim Masters in Augusta!“ An Selbstvertrauen fehlt es ihm also auch nicht. Und wenn’s mal nicht so läuft - im Golf kommt das immer wieder mal vor - nimmt er sich eine Auszeit, geht surfen oder verbringt Zeit mit Freunden. Manchmal muss man eben einfach nur raus.