LPGA Tour

Für Thompson schließt sich ein Kreis


25. April 2022 ,


Bewegte Karriere: Lexi Thompson hat in den vergangenen Jahren Höhen und Tiefen durchgemacht. © golfsupport.nl
Bewegte Karriere: Lexi Thompson hat in den vergangenen Jahren Höhen und Tiefen durchgemacht. © golfsupport.nl

2007 debütiert Lexi Thompson als Zwölfjährige in Pine Needles bei der U.S. Women’s Open. 15 Jahre später kehrt sie zurück an diesen Ort. Dazwischen liegt eine turbulente Zeit – persönlich wie sportlich.

2007 war die Golfwelt noch eine andere. Martin Kaymer avancierte zum Rookie des Jahres auf der European Tour, Bernhard Langer begann seine historische Laufbahn bei den Senioren und Lorena Ochoa führte in der Weltrangliste der Damen vor Karrie Webb und Annika Sörenstam. 

2007 war auch das Jahr, als im Damengolf erstmals eine gewisse Lexi Thompson Schlagzeilen produzierte. Thompson stammt aus Coral Springs, Florida, und ist Teil einer golfverrückten Familie. Ihre Brüder sind ebenfalls Golf-Profis. Früh zeichnete sich ein enormes Talent ab. Thompson schlug den Ball meist mit einer Hook-Kurve weit an Gleichaltrigen vorbei – egal ob männlich oder weiblich. Mit nur zwölf Jahren, vier Monaten und einem Tag gab sie im Pine Needles Golf Club, North Carolina, ihr Major-Debüt. Sie verpasste den Cut bei der U.S. Women's Open mit 86 und 82 Schlägen als damals jüngste Teilnehmerin der Geschichte. 

Thompson: Tour-Siegerin mit 16 Jahren

Weitere Schlagzeilen folgten: Im Alter von 15 Jahren erfolgte der Wechsel ins Profilager. Im Alter von 16 Jahren gewann sie auf der LPGA Tour. Zehn weitere Siege, darunter ein Major-Titel bei der Kraft Nabisco Championship 2014, folgten bis heute. Seit 2013 gehört sie zu den Leistungsträgern des u.s.-amerikanischen Solheim-Cup-Teams und sammelte 18 Top-Zehn-Ergebnisse bei Major-Turnieren. Was man 2007 bereits erahnen konnte, wurde Realität: Aus der Zwölfjährigen ist ein Top-Star geworden.

Der Erfolg brachte Werbeverträge in Millionenhöhe, gepaart mit einem Stammplatz im Rampenlicht. Doch die Jahren auf der großen Bühne haben Spuren hinterlassen. Der ständige Druck und die fortwährende Erwartung von außen und von Thompson selbst, Leistung auf allerhöchstem Niveau abzuliefern, führten zu mentalen Problemen.
 


2018, nachdem sie bei der Women’s Open vorzeitig aufgegeben hatte, öffnete sie ihr Herz. Sie wäre kein Roboter, erklärte sie damals im Alter von 23 Jahren. Sie brauche auch ein Leben abseits vom Golf. Seit der Kindheit hatte sie ihr Leben dem Golfsport verschrieben und alles hinten an gestellt. Sich stundenlang auf der Range und im Fitnessstudio gequält. Nun sollte die Person Lexi Thompson in den Vordergrund treten und nicht nur die Athletin.

Viel kam damals zusammen – sportlich wie privat: Ein bitterer Regelvorfall mit vier Strafschlägen für falsches Markieren brachte sie 2017 um den Major-Sieg bei der ANA Inspiration. Hinzu kamen persönliche Probleme: der Tod der Großmutter, eine Krebserkrankung der Mutter. Thompson versuchte, ihren Kummer verstecken und setzte auf der Tour ihr Pokerface auf. 

Golf ist nur ein Spiel

Einige Monate hielt sie durch, doch irgendwann ging es so nicht weiter. Eine Pause folgte, die Golfschläger blieben wochenlang im Bag und ein Therapeut unterstützt die junge Top-Golferin seither auf dem Weg zu einem hoffentlich glücklichen Leben. Es habe gedauert, bis sie erkannt habe, dass Golf am Ende eben nur ein Spiel ist. Dass sie ihre Fans und Familie nach guten wie weniger erfolgreichen Runden gleichermaßen unterstützen.

2022 gastiert die U.S. Women’s Open erneut im Pine Needles Golf Club. Für Thompson schließt sich ein Kreis. 15 Jahre nach ihrem Hello-World-Moment kehrt sie zurück an diesen Ort. Mit 27 Jahren ist sie noch immer eine junge Sportlerin, die aber schon jetzt auf eine hall-of-fame-würdige Laufbahn zurückblicken kann. Und eine bewegende persönliche Geschichte hinter sich hat. 

Manchmal liefert der Golfsport Drehbücher á la Hollywood. Ein Sieg Thompsons Ende in Juni Pine Needles wäre wieder so ein Moment.