Golf&Natur

Wasserversorgung wird zum Hauptthema


20. April 2022 ,


Thomas Bäder (links) und Gerald Weyer bei der Inspektion des Baufeldes für den neuen Speicherteich
Thomas Bäder (links) und Gerald Weyer bei der Inspektion des Baufeldes für den neuen Speicherteich | © Petra Himmel

Golfanlagen sind beim Wassermanagement gefordert – Sparsamkeit und neue Technologien sind ein Ausweg.

Text: Petra Himmel

Es wird eng. Beim Thema Wasserversorgung, so lautet die Botschaft der Wissenschaft, hat Deutschland schon jetzt Probleme – auch wenn sie auf den ersten Blick vielleicht nicht offenkundig sind. Auf Deutschlands Golfanlagen allerdings wird das Thema greifbar, egal ob man sich im Norden oder Süden mit der Wasserversorgung auseinandersetzt. 

Der Wiesbadener Golfclub, Deutschlands ältester Golfclub, ist einer jener Brennpunkte, an denen sich die Brisanz leicht spüren lässt. Im Sekretariat liegt ein Infodokument für einen Spendenaufruf zu einem neuen Speicherteich plus moderner Beregnungsanlage bereit. Auf rund 240.000 Euro wird sich die Investition belaufen. Der Speicherteich soll 3.600 m3 Wasser fassen und sich durch Niederschläge, Oberflächen- und Drainagewasser füllen. „Wir müssen uns im Bereich der Wasserversorgung dringend neu aufstellen“, resümiert Platzvorstand Gerald Weyer. Bisher bezieht der Golfclub Trinkwasser vom örtlichen Versorger. Weyer und dem Headgreenkeeper des Clubs Thomas Bäder ist klar: „Das wird auf Dauer nicht mehr funktionieren.“

Dürre ist wissenschaftlich belegt

Woher bezieht der Club das Wasser? Wieviel Kubikmeter und was kostet es? Wie lange läuft die Entnahmegenehmigung und wie steht die Stadt zu einer Verlängerung? Das alles sind Fragen, die immer mehr Golfanlagen in Deutschland stark betreffen. Der Grund ist anhand einer bunten Karte namens „Dürremonitor“ des Helmholtz-Zentrum für Klimaforschung leicht zu erkennen: Rote Flecken, die für „schwere bis außergewöhnliche Dürre“ stehen, tauchen in den zwei Kategorien „Oberboden bis 25 cm“ und „Gesamtboden bis 1,8 m“ auf. Für Golfplätze bedeutet das: In zahlreichen Regionen Deutschlands ist der Boden für Sportrasen zu trocken. Als besonders gefährdet gelten Süddeutschland, Hessen, Rheinland-Pfalz und Berlin-Brandenburg.

Grundwasser-Neubildung nimmt ab

„Wir haben einen Brunnen“ lautet in so manchem Golfclub die Antwort auf die Frage nach der Wasserversorgung. Eine Aussage, die Beruhigung vermitteln soll. Grundwasser – so die Annahme – ist schließlich reichlich da. 

Genau das ist aber keineswegs der Fall. „Deutschland hat in 20 Jahren Wasser im Umfang des Bodensees verloren. Das ist unvorstellbar viel Wasser“, erklärte Jay Famiglietti, Direktor des Global Institute for Water Security an der University of Saskatchewan, im März gegenüber der ARD. Ein Forschungsteam der Universität hat dies anhand von Satellitenaufnahmen der vergangenen 20 Jahre festgestellt. 

Für Marc Biber, Abteilungsleiter Umwelt & Platzpflege beim Deutschen Golf Verband ist die Situation deshalb „besorgniserregend“. Der DGV-Arbeitskreis Bewässerung stellt konkret fest: „In einigen Bundesgebieten ist die Grundwasser-Neubildung in den letzten drei Jahren um bis zu 25 Prozent zurückgegangen. Das hat zur Konsequenz, dass zukünftige Wasserentnahmen aus Oberflächen- oder Grundwasser stärker reglementiert werden.“ Auch deshalb hat der Arbeitskreis ein „Leitbild einer Golfanlage mit einem zukunftsfähigen und ressourcenschonenden Bewässerungssystem entwickelt.“

Einsparen und Anpassen

Ganz oben steht dabei das Thema „Sparsamkeit“. Die Frage, wieviel Beregnungswasser auf einem Golfplatz verwendet werden, hängt natürlich von der Wetterlage ab. 2021 war vergleichsweise feucht. In solchen Jahren, sagt Marten Schurig „brauche ich noch nicht einmal 10.000 ccm“. Der Greenkeeper des Golfclubs Husumer Bucht in Schleswig-Holstein ist Wassersparen gewohnt. Das Pumpensystem des Clubs ist nicht gerade leistungsstark, Fairwayberegnung gibt es nicht. „Bei uns sind die Mitglieder an harte und eher trockene Spielverhältnisse gewohnt“, resümiert er. Die Vorstellung von flauschig, tiefgrünen Fairways, wie man sie lange von amerikanischen Profiturnieren im Fernsehen vorgespiegelt bekam, hat mit der Realität in Husum nicht viel zu tun. 

Die Golfanlage Husum ist dabei kein Einzelfall. Die Suche nach einem modernen Wassermanagement treibt auch Manager von Golfanlagen um, die international zur Spitzenklasse um. Das spanische Finca Cortesin, 2023 Austragungsort des Solheim Cups, hat seinen Wasserverbrauch um 30 Prozent reduziert. Im tschechischen Oaks Prague, für Golfkenner eine der neuesten Spitzenanlagen Europas, wird jeder Tropfen Regenwasser auf Dächern, Straßen und in Platzdrainagen aufgefangen und verwendet. In St. Leon-Rot in Baden-Württemberg hat Head-Greenkeeper Daniel Lüttger die Einstellung der Regner der Spielbahnen so optimiert, dass auf Semi-Rough und Rough so gut wie kein Wasser verwendet wird. Handwässern, eine aufwändige aber sehr effiziente Methode des Wassersparens, wird auf immer mehr Plätzen in Deutschland zu einer gerne genutzten Praxis, um einzelne Trockenstellen zu behandeln. 

Technologie verschafft Lösungen

Die gute Nachricht dabei ist: Moderne Technologien erlauben wegweisende Lösungen. Im hessischen Golfclub Hof Hausen vor der Sonne beregnet man den Golfplatz bereits seit 2004 mit gereinigtem Wasser aus einem benachbarten Klärwerk. In zwei sogenannten „Greensafer-Anlagen“ wird das Wasser vor der Beregnung aufbereitet. „Wir desinfizieren das Wasser gewissermaßen“, erklärt Clubmanager und AG-Vorstand Mark Niendorf. 

Satelliten-Bilder zur Darstellung von Trockenstellen, trockenresistente Gräser, Auffangsysteme für Wasser, neue Beregnungssoftware, einzeln ansteuerbare Regner, aber auch die genaue Analyse der Beregnungs- und Niederschlagsdaten führen zu einem komplexen Wassermanagement, das die Probleme der Zukunft durchaus lösen kann.

Ansonsten würde es bespielbare Golfanlagen in der Wüste von Arizona zum Beispiel kaum geben: Dort ist nahezu allen Golfanlagen der Zugang zu öffentlichem Quellen und Grundwasser verwehrt. Die Betreiber der Golfanlagen Arizonas haben sich damit arrangiert und neue Lösungen gefunden. Deutschlands Golfanlagen stehen in vielen Fällen erst am Anfang des Problems. Wege aus der Krise gibt es aber auch für sie. 

Leitbild für eine Golfanlage mit einem zukunftsfähigen und ressourcenschonenden Bewässerungssystem

  • Sie geht sparsam mit der Ressource Wasser/Grundwasser um.
  • Sie verwendet auch in Dürreperioden kein Trinkwasser für die Golfplatzbewässerung.
  • Sie bevorratet, unter Berücksichtigung der topographischen und räumlichen Möglichkeiten, Regenwasser und Oberflächenwasser aus Niederschlagsspitzen, um damit die Grundwassernutzung zu reduzieren.
  • Der Betreiber kommt allen behördlichen Auflagen und Berichtspflichten nach. 
  • Sie verfügt über eine moderne ressourcensparende Beregnungstechnik die regelmäßig gewartet wird. 
  • Ein auf Beregnungstechnik geschulter und regelmäßig weitergebildeter Mitarbeiter ist Teil des Greenkeeper-Teams. 
  • Es erfolgt eine Anpassung der Gräser- und Vegetationsbestände an die klimatischen und regionalen Bedingungen. 
  • Das Pflegekonzept setzt die Bewässerungsanlage als Instrument zum Erhalt der Vegetationsbestände und zur Qualitätssicherung ein und nicht lediglich um den Golfplatz grün zu halten.
  • Der Betreiber informiert seine Mitglieder regelmäßig - nicht nur in Dürrezeiten - über Platzpflege- und Bewässerungsfragen (Kommunikationskonzept für Folgen des Klimawandels) und sorgt damit für mehr Akzeptanz sowie Verständnis bei Mitgliedern und Greenfee-Spielern: Die Farbe des Rasens kann sich im Wechsel der Jahreszeiten verändern, ohne dass damit Qualitätsparameter wie Balllage auf Fairways und Treue des Balllaufs auf den Grüns beeinträchtigt werden.