Masters

Schwartzel locht spektakulär


10. April 2022 ,


Traumschlag auf Bahn zehn: Charl Schwartzel
Traumschlag auf Bahn zehn: Charl Schwartzel | © Jamie Squire/Getty Images

Scheffler und Smith in der Finalgruppe, Schwartzel mit Spektakel an ungewohnter Stelle und Na verzweifelt auf dem 16. Grün.

Es war dunkel im Augusta National, doch ein Spieler war noch auf dem Übungsareal der Anlage aktiv. Scottie Scheffler hatte auf dem 18. Abschlag einen Schlag fabriziert, den die englischsprachigen Kollegen gerne als “duck hook” oder “snap hook” bezeichnen. Per Definition fliegt der Ball flach los und dreht scharf nach links ab. 

Mit diesem Schwunggefühl wollte der führende Amerikaner wohl nicht zurück in seine Unterkunft fahren. Deshalb das Ausschlagen auf der Driving Range zu später Stunde. Er mache das öfter, erklärte er. Die neue Nummer eins der Welt kam am Ende seiner dritten Runde dem Feld etwas entgegen, fabrizierte vier Bogeys auf den abschließenden sieben Bahnen. Die Führung beträgt vor dem Finale drei Schläge auf Cameron Smith.

Was machen eigentlich die Führenden an einem Finalsonntag, bevor es am Nachmittag dann los geht mit der Routine vor der Runde? Cameron Smith wird die Zeit am Fernseher verbringen und Sport schauen. Allerdings kein Golf. „Ich schaue eigentlich kaum Golf im Fernsehen”, erklärte der Australier. “Ich mag es, abzuschalten und nicht jeden Moment an das zu denken, was ansteht. Für mich ist es wichtig, mental frisch auf der Anlage anzukommen und mich dann darauf zu konzentrieren, was ich tun muss.” 

Und apropos TV-Gewohnheiten: Scottie Schefflers aktuelle Lieblingsserie ist The Office. Das gestand der Führende bei der Pressekonferenz. „Meine Frau mag die Serie überhaupt nicht, aber sie ist mit großem Abstand mein Favorit. ‚Manchmal schaut sie eine Folge mit und sagt dann: Diese Serie ist bescheuert, wieso siehst Du Dir sowas an?‘” 

Harter Tag im Büro

Einen harten Tag im Office erlebten die Spieler am Samstag. Es war kalt, böig und die Grüns im Augusta National schafften es mal wieder, die besten Spieler der Welt untalentiert aussehen zu lassen. Tiger Woods benötigte auf dem Weg zu seiner 78 insgesamt 36 Putts. Inklusive Vier-Putt. 

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Sogar noch einen Versuch mehr benötigte Kevin Na, bis sein Ball im Locheinsatz der 16 verschwand. Die Irrfahrt des Amerikaners begann vorne links auf dem Grün. Er puttete bergauf auf das obere Plateau, auf dem die Fahne steckte, von dort wieder ins Untergeschoss, dann zu kurz, rechts vorbei und schließlich ins Loch. Dabei verfehlte sein Par-Putt das Loch nur haarscharf. Stattdessen: Ein Triple-Bogey und der erneute Beweis, dass in Augusta manchmal nur wenige Zentimeter zwischen Desaster und Erfolg liegen. 

Schwartzels Spektakel

Für einen Moment setzte das Pokerface aus. Charl Schwartzel musste dann doch kurz lächeln. Der Masters-Gewinner von 2011 hatte seinen Drive auf der zehnten Bahn weit um die Ecke den Hang hinunter gewickelt und nur noch gut 120 Meter ins Grün übrig. Seine Annäherung flog direkt auf den Stock zu, der Ball pitchte kurz dahinter auf, spinnte zurück und verschwand im Loch. Ein Eagle an ungewohnter Stelle. Der Lauf hielt allerdings nicht an. Schwartzel kassierte noch vier Bogeys auf den letzten acht Bahnen. Das Tagesergebnis wanderte über Par. Platz vier und sieben Schläge Rückstand für den Südafrikaner vor dem Finale.
 


Die gute Nachricht für den Sonntag: Immerhin das Wetter wird sich aller Wahrscheinlichkeit nach etwas freundlicher präsentieren. Es wird milder und der Wind soll etwas schwächer sein. Die Vorfreude steigt auf den Masters-Sonntag. Tiger ist endlich wieder dabei – wenn auch nur in einer Nebenrolle. Die beiden aktuell formstärksten Spieler der Golfwelt duellieren sich in der Schlussgruppe und auch die übrigen Verfolger können mit einer tiefen Runde noch vorne anklopfen.

Ab 16.40 Uhr geht es für Woods los, der mit Jon Rahm den Sonntag bestreitet. Um 20.40 Uhr deutscher Zeit startet die Finalgruppe. Es ist alles angerichtet für einen spannenden Masters-Sonntag.