PGA Tour

Jäger schwimmt im Haifischbecken


21. März 2022 , Thomas Kirmaier


Seine Zeit auf der PGA Tour wird kommen - da ist sich Stephan Jäger sicher. © Cliff Hawkins/Getty Images
Seine Zeit auf der PGA Tour wird kommen - da ist sich Stephan Jäger sicher. © Cliff Hawkins/Getty Images

Für Stephan Jäger läuft es auf der PGA Tour noch nicht nach Wunsch. Bis jetzt. Der 32-Jährige ist zuversichtlich, dass seine Zeit bald kommen wird.

Das muss Nervenkitzel pur sein. Es gehört auf jeden Fall eine ordentliche Portion Mut dazu, ausgerechnet dort abzutauchen, wo Haie schwimmen. Stephan Jäger postete jüngst ein Video seines Abenteuers, das er zu Beginn des laufenden Florida Swing der PGA Tour gewagt hatte. „Das waren die unheimlichsten 30 Minuten meines Lebens“, schrieb der dazu. Eine halbe Stunde im Wasser. Jäger in unmittelbarer Nähe zu den vielleicht gefährlichsten Jägern der Ozeane. Gänsehaut.

Stephan Jäger schwimmt im Haifischbecken. Und das auch im übertragenen Sinn. Der 32-jährige Deutsche, der seine Heimat München schon als Teenager verlassen hatte, um in Tennessee zu studieren und in den USA Fuß zu fassen, ist inzwischen zurück in Liga eins. Nach einer sehr erfolgreichen Saison auf der Korn Ferry Tour ist Jäger wieder PGA-Tour-Member. Einige Events sind bereits gespielt, aber so recht etablieren konnte er sich noch nicht auf der großen Bühne. Zuletzt scheiterte er bei der Valspar Championship am Cut.

Es weht nun mal ein anderer Wind im „Haifischbecken“ PGA Tour. In einem Interview für die Website der nordamerikanischen Profi-Serie gab er jüngst zu, dass es frustrierend ist, noch nicht so recht angekommen zu sein. Aber er bleibe zuversichtlich, dass das noch kommen wird. „Man merkt, dass die Jungs die besten der Welt sind. Die Korn Ferry Tour ist nur ein Sprungbrett. Ich bin noch jung genug und habe genug Zeit“, sagte Jäger. Er arbeite hart und spüre, dass seine Zeit komme. „Ich fühle mich auf der Tour jede Woche wohler.“ Für seine Premiere jüngst bei der Players Championship bekam Jäger die traditionellen Manschettenknöpfe von PGA-Tour-Boss Jay Monahan geschenkt. Ein hübsches Präsent. Aber so ein Pokal macht sich in der Vitrine noch besser.


Dieses Gefühl ist so wichtig. Wenn du dich mit den Besten der Welt messen und mithalten willst, muss alles passen. Da brauchst du die richtigen Leute in deiner Nähe. Jäger ist vielleicht mehr der emotionale Typ, bei dem sich unbedingt dieses Wohlgefühl einstellen muss, um das volle Potenzial auf die Wiese zu bringen. „Ich habe auch ein paar Jahre auf der Korn Ferry Tour gebraucht.“ Sein Spiel bewege sich in die richtige Richtung. Da heißt es aktuell schlicht: geduldig bleiben.

An Vergangenes wolle er nicht denken, sondern lieber im Jetzt und glücklich sein über das, was er hat. Gerade dann, wenn du als Tour-Pro ständig unterwegs bist, brauchst du Konstanten im Leben. Menschen, die an deiner Seite stehen, in guten wie in schlechten Zeiten. Seit 2018 ist Jäger mit Shelby verheiratet. „Sie hat mich immer begleitet. Sie hat mich siegen und verlieren gesehen. Sie jede Woche an meiner Seite zu haben, ist großartig“, sagte Jäger „Jemanden in der Ecke zu haben, der so ruhig ist, das hilft bei allen möglichen Dingen.“

Das Support-System ist also stabil. Stephan Jäger hat natürlich regelmäßig Kontakt zur Familie in München, aber längst seine eigene Existenz in den USA aufgebaut. Extrem tief scoren kann er, was er mit seiner sensationellen 58 vor sechs Jahren in den Staaten bewiesen hatte. Jetzt heißt es, die Chance zu nutzen, die er sich erarbeitet hat. Die Karte für die PGA Tour halten und sich zu behaupten, Ergebnisse zu liefern, Top-Ten-Resultate – oder auch mal um den Sieg mitspielen. Du musst wach sein und darfst dir kaum Fehler erlauben, denn die Besten der Besten beißen zu, wenn es um dicke Beute geht. Das ist auf der PGA Tour ähnlich wie im Haifischbecken.