Masters

Nach Überarbeitung: Amen-Corner-Par-5 zeigt Zähne


14. März 2022 , Marcel Czack


Loch 13 des Augusta National Golf Club zählt zu den bekanntesten Golfbahnen der Welt.
Loch 13 des Augusta National Golf Club zählt zu den bekanntesten Golfbahnen der Welt.

Veränderungen am ikonischen Meisterschaftsplatz des Augusta National Golf Club haben Tradition. 2023 werden sich die Masters-Teilnehmer nur an einer Bahn neuen Herausforderungen stellen müssen; doch diese hat es in sich.

Das Masters ist das einzige Major, das immer auf der gleichen Anlage ausgetragen wird. Das bedeutet aber nicht, dass sich der 18-Löcher-Platz des Augusta National Golf Club alle zwölf Monate im gleichen Gewand präsentiert. Es vergeht kaum ein Jahr, in dem nicht zumindest kleinere Anpassungen am Course-Layout vorgenommen werden. Auch gab es in der 88-jährigen Masters-Geschichte immer wieder größere Umbauten. Nicht zuletzt spielt und spielte die Länge der Spielbahnen eine erhebliche Rolle. Maß der Platz bei der Masters-Premiere im Jahr 1934 noch 6.700 Yards (6.126 Meter), so werden es in diesem Jahr 7.545  Yards (6.899 Meter) sein.

Der Aufwand, der vom Masters Tournament Committee betrieben wird, um die Faktoren sportlicher Anspruch, Zuschauererlebnis und Agronomie auf das bestmögliche Level zu bringen, ist in der Golfwelt einzigartig. Wenn es sein muss, wird zum Raumgewinn für die Verlängerung von Spielbahnen oder der Vergrößerung von Parkplätzen umliegendes Land aufgekauft und Straßenführungen verändert. Um Landezonen zu verengen oder Platz zu schaffen werden auch schon mal ganze Reihen ausgewachsener Bäume umgepflanzt. Eigentlich perfekte Grüns werden abgetragen, um Heiz- und Kühlsysteme darunter zu installieren und dann wieder aufgebaut.

Die größte Überarbeitung fand zwischen den Turnieren 2001 und 2002 statt, als an insgesamt neun Löchern wesentliche Änderungen vorgenommen wurden. Damals stieg die Gesamtlänge des Platzes um knapp 300 Yards (275 Meter) an, Bäume wurden gerodet, um Platz für neue Abschlagboxen zu schaffen und zahlreiche Bunker wurden vergrößert oder versetzt. Dies geschah zu einer Zeit, in der weiter fliegende Multi-Layer-Bälle die traditionellen, gewickelten gerade abgelöst hatten, Titan-Driver immer größer und besser wurden und ein gewisser Tiger Woods bei seinen Siegen 1997 und 2001 unter Beweis gestellt hatte, dass Golfer echte Athleten sein können. Augusta als besserer Pitch- & Putt-Platz? Undenkbar für die stolzen Mitglieder. In ihren Augen bestand akuter Handlungsbedarf. Die Devise: Der Masters-Platz muss eine große sportliche und zeitgemäße Herausforderung bleiben!

Endlich – Loch 13 wird länger

Die Mitglieder von Augusta National haben gern die komplette Kontrolle über das Masters-Geschehen, auch über Informationen. Bei Zukunfstplänen und deren Umsetzung gibt man sich gern bedeckt; werden Neuigkeiten präsentiert, handelt es sich meist bereits um vollendete Tatsachen.

So sah der 13. Abschlag in den vergangenen Jahren aus. 2023 dürfte sich die Bahn den Spielern deutlich bedrohlicher präsentieren.
So sah der 13. Abschlag in den vergangenen Jahren aus. 2023 dürfte sich die Bahn den Spielern deutlich bedrohlicher präsentieren. | © Andrew Redington / Getty Images


So hielten es die Verantwortlichen auch mit der seit Jahren anhaltenden Diskussion um die weltberühmte 13. Bahn namens „Azalea“. Doch endlich hat das Rätselraten ein Ende und Golffans müssen nicht mehr anhand von Luftaufnahmen oder Satellitenbildern spekulieren. Der Augusta National Golf Club hat es offiziell gemacht: Nach jahrelangen Spekulationen über das Ob und Wie bestätigte der Club die Umsetzung einer lang erwarteten Veränderung an Loch 13. Das Par 5 an Rae’s Creek wird sich im April 2023 bei der 87. Masters-Ausgabe deutlich länger spielen.

Laut des im Vorfeld des Turniers veröffentlichten Medienführers wurde Azalea um 35 Yards (32 Meter) verlängert, von 510 Yards (466 Meter) im letzten Jahr auf nun 545 Yards (498 Meter). Die neue Gesamtlänge des Masters-Platzes beträgt 7.545 Yards (6.899 Meter).

Die Verlängerung von Loch 13 wurde durch die Verlegung des Abschlags nach hinten erzielt. Möglich war diese Maßnahme durch den Kauf eines Stück Landes vom benachbarten Augusta Country Club im Jahr 2017 geworden. Dadurch dürfte das traditionell einfachste Loch des Platzes für die Masters-Teilnehmer in Zukunft deutlich schwieriger zu spielen sein.

Zuletzt waren immer mehr Spieler in der Lage gewesen, die Ecke des Doglegs (mit weniger als einem Driver) zu überwinden, so dass oft nur 165- bis 190-Meter für den Schlag ins Grün blieben – kaum die "folgenschwere Entscheidung", die sich Platzarchitekt Alister MacKenzie damals für dieses Loch vorgestellt hatte. Mit 498 Metern ist die 13. Bahn immer noch kein besonders langes Par 5. Doch die zusätzliche Länge wird für viele Profis die Wahl des Drivers wieder erforderlich machen und für größere Herausforderungen beim Angriff mit dem zweiten Schlag auf das von einem vorgelagerten Graben sowie vier Bunkern verteidigte Grün sorgen.

Wie groß der Einfluss von Längenveränderungen auf die erzielten Ergebnisse sein kann, zeigte sich auch im Vorjahr. Zum Masters 2022 war das andere Back Nine-Par 5, Loch 15, um 18 Meter verlängert worden. Infolgedessen wurde an diesem Loch im gesamten Turnierverlauf kein einziges Eagle gespielt.

 

Das war 2022 neu

Loch 11 – »White Dogwood« – Par 4 (505 Yards/475 Meter)

„Der Masters-Abschlag wurde um 15 Yards nach hinten und zur Linken des Spielers verlegt. Das Fairway wurde umgestaltet und mehrere Bäume auf der rechten Seite entfernt.“ (Media Guide)

Der Schlag ins 11. Grün ist so gefährlich, dass viele Pros ihre Annährung lieber absichtlich rechts neben das Grün schlagen. I © Jamie Squire/Getty Images

Der Schlag ins 11. Grün ist so gefährlich, dass viele Pros ihre Annährung lieber absichtlich rechts neben das Grün schlagen. I © Jamie Squire/Getty Images

Das erste Loch der berühmt-berüchtigten Amen Corner wurde schon oft verändert. Ursprünglich war es ein deutlich kürzeres Par 4 (415 Yards / 379 Meter) mit ausgeprägtem Dogleg-Verlauf nach rechts und einem großen Bunker in der Mitte des Fairways. Der Teich vor und links neben dem Grün war bis 1951 nur ein schmaler Bach. Im Laufe der Jahre wurde die Bahn mehrfach verlängert und auch begradigt. Mit nun offiziellen 520 Yards (475 Meter) ist sie seit 1934 um knapp 100 Meter „gewachsen“.

Bemerkenswert an dieser Veränderung ist, dass die Spielbahn im Allzeit-Schnitt ohnehin die zweitschwerste war – einzig auf Loch 10 waren die Ergebnisse in Relation zu Par noch höher. Auch beim Masters 2021 war White Dogwood das zweitschwerste Loch.

 

Loch 15 – »Firethorn« – Par 5 (530 Yards/485 Meter)

„Der Masters-Abschlag wurde um 20 Yards zurückversetzt und das Fairway neugestaltet.“

Blick auf Loch 15. I © Ross Kinnaird/Getty Images

Blick auf Loch 15. I © Ross Kinnaird/Getty Images

Die Verlängerung von Bahn 15 kommt weniger überraschend. Mit bisher 530 Yards (485 Meter) war das Par 5 für heutige Tour-Standards eher kurz. Im Allzeit-Schnitt ist Firethorn mit 4,77 Schlägen sogar das einfachste aller 18 Löcher.

Zähne zeigt die Bahn vor allem bei den Annäherungsschlägen. Das Grün wird von einem vorgelagerten Wasserhindernis wirkungsvoll verteidigt. Und auch hinter dem Grün lauert Gefahr; Up-and-Downs nach einem verpassten Grün sind von hier extrem schwierig. Die Verlängerung der Bahn kann – je nach Wind und Wetter – für einige Spieler bedeuten, dass sie das Grün nicht mehr mit dem zweiten Schlag angreifen können oder dafür zum Fairwayholz greifen müssen; ein sehr anspruchsvoller Schlag.

 

Loch 18 – »Holly« – Par 4 (465 Yards/425 Meter)

„Dem Masters-Tee wurden 13 Yards nach hinten hinzugefügt, ohne dass eine Änderung der offiziellen Länge der Bahn erfolgt.“

Blick vom 18. Abschlag in Spielrichtung. I © Harry How/Getty Images

Blick vom 18. Abschlag in Spielrichtung. I © Harry How/Getty Images

Das Schlussloch in Augusta fällt im historischen Durchschnitt mit 4,23 Schlägen auf Rang 7 in die schwerere Hälfte der 18 Löcher. Ursprünglich kam die Bahn mit der starken Steigung (über 20 Meter vom Tee zum Grün) auf eine Länge von 420 Yards (384 Meter). Das Fairway war einst deutlich breiter und links des Fairways lauerten noch keine ausgewachsenen Kiefern. Heute schauen die Spieler vom Tee auf einen bedrohlich wirkenden Korridor.

Die jüngste Anpassung dürfte darauf abzielen, den berühmten Doppel-Bunker links des Fairways wieder mehr ins Spiel bringen zu können. Seit der letzten Verlängerung mussten die Spieler den Ball 275 Meter weit schlagen, um den vorderen Teil überhaupt zu erreichen. Zum Überwinden des Hindernisses waren 305 Meter im Flug erforderlich; wahrlich nicht wenig. Dennoch gelang es einigen Longhittern in den letzten Jahren, über den Sand hinaus zu schlagen. Die verlängerte Abschlagbox gibt den Veranstaltern mehr Flexibilität, um auf den jeweils vorherrschenden Wind zu reagieren.