Saudi League

Von treu bis wechselwillig: Wer folgt dem Ruf des Geldes?


25. Februar 2022 , Daniel Dillenburg


Sehen sich auch in Zukunft auf keiner anderen Tour als der PGA Tour: Brooks Koepka und Rory McIlroy.
Sehen sich auch in Zukunft auf keiner anderen Tour als der PGA Tour: Brooks Koepka und Rory McIlroy. | © golfsupport.nl/Brian Rothmuller/ism

Rory McIlroy zählt zu den treuen PGA-Tour-Befürwortern. Doch nicht alle lehnen Greg Normans Saudi Golf League so strikt ab wie der Nordire.

Über kein anderes Thema wurde in der Golfwelt zuletzt so heiß diskutiert wie über den nächsten Großangriff aus Saudi-Arabien. Ihr Ziel? Die PGA Tour. Also jene Tour, die das Gros der besten Spieler der Welt zu ihren Mitgliedern zählt und längst als die unangefochtene Nummer eins im Herrengolf gilt. Hier werden die Millionen gescheffelt. Hier tritt man in die Fußstapfen der großen Legenden wie Jack Nicklaus, Arnold Palmer oder Tiger Woods.

Da ist es nicht verwunderlich, dass dieses Produkt Begehrlichkeiten weckt. Und ausgerechnet ein ehemaliges PGA-Tour-Mitglied macht der Institution nun schon seit längerem ordentlich Ärger. Greg Norman, 20-maliger PGA-Tour-Sieger und schwerreicher Geschäftsmann, hegt schon seit Jahrzehnten den Traum einer eigenen, globalen Golfliga. 1994 startete er seinen ersten Versuch mit der Idee einer World Golf Tour. Damals reagierte die PGA Tour in Person von Geschäftsführer Tim Finchem unter anderem mit der Einführung der World Golf Championships.

Der ehemalige Presidents-Cup-Captain Greg Norman folgt seiner Vision konsequent.
Der ehemalige Presidents-Cup-Captain Greg Norman folgt seiner Vision konsequent. | © golfsupport.nl/Asanka Brendon Ratnayake/ism


Mittlerweile hat Norman einen finanzstarken Partner im Schlepptau, der die Bemühungen deutlich ernsthafter erscheinen lässt als noch vor knapp 30 Jahren. Als CEO der Firma LIV Golf Investments sitzt „the great white shark“ auf jeder Menge saudi-arabischem Geld, das primär vom saudischen Public Investment Fund (PIF) stammt und damit in direkter Verbindung zum saudischen Staat steht. PIF hat sich längst in den Golfsport eingekauft und ist unter anderem Titelsponsor des Saudi Internationals. Hier schlugen vor wenigen Wochen einige Topstars der PGA sowie DP World Tour ab. Zudem verpasste der saudische Staatsfond der Asian Tour eine Finanzspritze in Höhe von 200 Millionen US-Dollar.

Den ersten Fuß setzte man also bereits in die Tür. Vom großen Traum einer eigenen Super Golf League ist man dann aber doch noch ein Stück entfernt. Denn bislang fehlen Norman und seiner Allianz die Protagonisten für ihr Konkurrenzprodukt. Selbst was die Austragungsorte für die Turniere anbelangt, soll man in Person von Donald Trump bereits einen Partner gefunden haben. Doch solange keine Spieler zusagen, bleibt die Bühne leer und der Vorhang geschlossen.

Die besten Spieler der Welt sagen ab

Was Norman bei seinem jüngsten Vorstoß bewusst wurde: Allein ein prall gefüllter Geldkoffer reicht offensichtlich nicht aus, um die Jon Rahms und Rory McIlroys dieser Szene von seinem neuen Produkt zu überzeugen. McIlroy gilt ohnehin als einer der größten Gegner einer neuen Saudi League. Schon 2020 waren Bemühungen im Gange, die Aushängeschilder von der PGA Tour abzuwerben. Damals sagte der Nordire, dass es ihm nicht gefalle, woher das Geld komme, und erteilte den Verantwortlichen um Norman eine deutliche Absage. Diese Haltung untermauerte McIlroy in den jüngsten Diskussionen und erklärte die Liga als „chancenlos“.

Der PGA-Tour-Chef Jay Monahan kann sich auf weitere Topstars verlassen, die der Tour ihre Treue halten wollen. Hierzu gehören Rickie Fowler, Brooks Koepka, Justin Thomas, der Weltranglistenerste Rahm oder auch Patrick Cantlay. Von einer Saudi Golf League wollen diese Spieler nichts wissen. Und selbst die zuletzt oft mit Norman in Verbindung gebrachten Dustin Johnson sowie Bryson DeChambeau, der als so etwas wie das Zugpferd der SGL fungieren sollte, stellten sich letzten Endes auf die Seite der PGA Tour.

Für DeChambeau ist klar: Solange die besten Spieler der Welt auf der PGA Tour abschlagen, so wird auch er keinen Wechsel anstreben. Eine Wortwahl, die viele seiner Kollegen wählten und sich damit in gewisser Weise auch ein Hintertürchen offenhalten. Doch das dürfte erst in der Zukunft wieder ein Thema werden.

Einige Wackelkandidaten

Deutlich wankelmütiger äußerten sich Spieler wie Lee Westwood oder Ian Poulter. Manch einer will sich gar nicht zu dem Thema äußern. Westwood beispielsweise unterzeichnete nach eigenen Angaben eine Geheimhaltungsvereinbarung. Aus Sicht des Engänders wäre es „blöd“, wenn man sich nicht mal anhören würde, was denn die Interessenten aus Saudi-Arabien anzubieten hätten. Henrik Stenson soll ebenfalls ein Angebot vorliegen. Der Schwede müsse sich aber zwischen den Millionen und einer möglichen Rolle als Ryder-Cup-Kapitän entscheiden.

Wer ein Tourwechsel vollzieht, wird Opfer bringen müssen. Die etablierten Touren halten noch genügend Karten in den Händen, um der finanzstarken Macht aus Saudi-Arabien die Stirn zu bieten. Auch wenn diese mitunter keinen monetären Wert haben. Häufig spielen Monahan und seine Verbündeten die Karte „Ruhm und Ehre“ aus. Und Geschichte sowie Tradition ist bekanntlich nicht käuflich. Doch es gibt auch Spieler, die offen und ehrlich dem Ruf des Geldes folgen würden. Jason Kokrak beispielsweise gab kürzlich bekannt: „Ich möchte in möglichst kurzer Zeit so viel Geld wie möglich verdienen.“

So manch einer flirtet also ganz gerne mit Normans Idee. Dazuzählte auch Phil Mickelson, der generell dazu neigt, sich jedes lukratives Angebot zumindest anzuhören. Dass wenig später Aussagen auftauchten, in denen der 51-jährige Superstar scharf gegen das Regime in Saudi-Arabien schoss, überraschte dann doch etwas.

War dies erst der Anfang?

Was bleibt also nach den vergangenen Wochen voller Bekenntnissen und möglicher Millionenangebote? Fest steht: Zeitnah erscheint die Umsetzung einer Saudi Golf League als äußerst unwahrscheinlich. Außer bei einigen Profis, deren großen Erfolge schon einige Jahre zurückliegen oder die eben nicht zu den großen Fischen im Teich zählen, trifft das Interesse aus Saudi-Arabien nicht auf den nötigen Anklang, den sich der „Hai“ Norman wünschen würde.

Doch dass der Australier dieses Projekt als sein Lebenswerk versteht, verdeutlicht ein Brief, den der zweimalige Major-Sieger nach der jüngsten Absagenflut an die PGA Tour schrieb. Dort drohte er: „Commissioner [Jay Monahan, Anm. d. Red.] – dies ist nur der Anfang. Es ist sicher nicht das Ende.“ Bleibt also weiter abzuwarten, wie lange Normans Bühne noch leer bleibt. Leiser werden seine Rufe in den kommenden Jahren jedenfalls nicht werden.