Wedges

Die „spinnen“ doch! Was Sie über Wedges wissen sollten


16. Februar 2022 , Marcel Czack


Moderne Wedges gibt es in vielen Farben, Formen und Bauarten.
Moderne Wedges gibt es in vielen Farben, Formen und Bauarten. | © Callaway, Ping, TaylorMade, Honma, Mizuno

Wedges sind ein wichtiger Teil des Schlägersatzes. Wir erklären, worauf man bei der Anschaffung und Zusammenstellung achten sollte, welche Unterschiede es gibt und wie Sie das passende Modell finden können.

Zugegeben, mit Wedges werden keine Längenrekorde aufgestellt. Doch wer Golf als das versteht, was es ist (ein Spiel, bei dem es darum geht, den Ball vom Abschlag bis ins Loch mit so wenigen Schlägen wie möglich zu befördern) und sich für seinen Score interessiert, kommt an einer Erkenntnis nicht vorbei: Wedges sind wichtig! Ob ihr Einsatz dabei hilft, ein sauberes Par oder Birdie vom Fairway aus vorzubereiten, sich aus misslicher Lage im dicken Kraut zu befreien oder nach einem verpassten Schlag ins Grün zum „Save“ bzw. zur Schadensbegrenzung dient; das Ergebnis einer Golfrunde hat im Normalfall nicht wenig damit zu tun, wie die Performance mit den „Scoring Clubs“ war. Klar, Putts nehmen prozentual den größten Teil der Schläge auf einer Golfrunde ein (auf der PGA Tour sind rund 40 Prozent aller Schläge Putts). Doch dann kommen auch schon der Drive und Schläge mit Wedges (Pitch, Chip, Bunkerschlag, Lob, Befreiungsschlag). Während es durchaus vorkommt, dass ein Fairwayholz, Hybrid oder ein Eisen 5 keinen einzigen Einsatz auf der Runde bekommt, ist es kaum denkbar, die Wedges nach der Runde nicht putzen zu müssen. Und das gilt – wenn auch aus teils verschiedenen Gründen – für Golfer aller Spielklassen. Eine engere Auseinandersetzung mit dieser Schlägerkategorie lohnt sich also.

Einer der wichtigsten Punkte, die es bei der Modellwahl und der Zusammenstellung mehrerer Wedges zu beachten gilt, ist das sogenannte Gapping, also die Abdeckung verschiedener Distanzen durch die Schlaglängenunterschiede von Schläger zu Schläger. Maßgeblicher Parameter dafür ist der Loft. Zudem ist es wichtig, dass Bounce und Grind der Wedges zum Golfer passen. Diese Komponenten entscheiden darüber, wie vielseitig ein Wedge einsetzbar ist und auch wie fehlerverzeihend es sich verhält. Die großen Hersteller bieten heute eine Vielzahl von Loft-Bounce-Grind-Kombinationen an. Der beste Weg, um eine individuelle Anpassung vorzunehmen und sich im Gewirr der zahlreichen Optionen zurechtzufinden, ist das Absolvieren eines professionellen Wedge-Fittings, bei dem ein guter Fitter neben dem Gapping auch den Spielstil und die Schwungtechnik beobachten wird. Outdoor-Fittings sind ratsam, damit vom natürlichen Boden und aus dem Sand geschlagen werden kann.

Wedge-Arten

Man unterteilt gemeinhin in Pitching-, Gap-, Sand- und Lob-Wedges. Die Einordnung zu den jeweiligen Kategorien hängt vom Loft ab.

Moderne übliche Lofts

  • Pitching-Wedge: 42 bis 48 Grad
  • Gap-Wedge (auch Approach-Wedge genannt): 50 bis 53 Grad
  • Sand-Wedge: 54 bis 57 Grad
  • Lob-Wedge: 58 bis 64 Grad

Wichtiger als das, was auf dem Wedge steht (PW, GW, SW oder LW) ist jedoch die individuelle Funktion, die jeder der 14 erlaubten Schläger im Bag für Sie hat. Und dafür sind bestimmte Merkmale entscheidend, die wir im Folgenden beleuchten wollen.

Loft

Der Loft eines Golfschlägers ist der Neigungswinkel zwischen Schlagfläche und einer vertikalen Achse. Der Loft bestimmt maßgeblich, wie hoch und wie weit ein Ball fliegt. Wie viele Wedges sollte man also im Bag haben? Als Ansatzpunkt eignet sich der Loft des kürzesten Eisens aus dem Satz, meistens ein Eisen 9 oder ein Pitching-Wedge. Die Lofts in modernen Eisensätzen sind in den letzten Jahren immer stärker – also niedriger – geworden. War früher ein klassischer Loft für ein 9er-Eisen 44 Grad, liegen die meisten Modelle heute in einem Bereich von 38 bis 42 Grad (bei einigen Game-Improvement-Modellen sogar noch deutlich darunter). Pitching Wedges aus dem Satz haben oft nur noch 42-45 Grad Loft statt klassischer 48 Grad. Diese Entwicklung gilt es beim Kauf von Wedges zu berücksichtigen, denn der klassische Sand Wedge-Loft von 56 Grad ist – aus ganz funktionalen Gründen – bestehen geblieben. Um also keine zu große Längenlücke zwischen Pitching- und Sand-Wedge entstehen zu lassen, ist es sinnvoll, diese mit einem Gap-Wedge zu schließen. Ob darüber hinaus Platz im Bag für ein Lob-Wedge ist, hängt auch davon ab, wie die Tasche bei den langen Schlägern (Fairwayhölzer, Hybrids und lange Eisen) bestückt ist.

Aus dieser Perspektive lassen sich sowohl Loft- als auch Bounce-Unterschiede erkennen. I © Titleist

Aus dieser Perspektive lassen sich sowohl Loft- als auch Bounce-Unterschiede erkennen. I © Titleist

Als Faustregel für das Wedge-Setup gilt ein Längenunterschied von zehn bis zwölf Metern „Carry“ zwischen den einzelnen Wedges bei vollen Schlägen. Gängige Loft-Abstände sind sechs Grad bei Kombinationen von drei Wedges (z.B. 48°, 54°, 60°) und vier Grad bei vier Wedges (z.B. 46°, 50°, 54°, 58°). Die Abstände zwischen den einzelnen Wedges müssen aber nicht alle genau gleich sein. Viele Golfer nutzen ihr Wedge mit dem höchsten Loft nur sehr selten für volle Schläge. Bei einem Gap-Wedge-Loft von 50 Grad kann es daher sinnvoll sein, die Lücke zwischen Sand-Wedge (54°) und Lob-Wedge (60°) zu strecken, um mit dem Lob-Wedge eine Option im Bag zu haben, die noch mehr Vielseitigkeit ums Grün herum bietet.

Bounce

Der Bounce ist der Winkel zwischen der Führungskante (leading edge) des Wedges und dem tiefsten Punkt der Sohle (trailing edge). Es ist der Teil der Sohle, der beim Auftreffen des Schlägers auf den Ball den ersten Kontakt mit dem Boden hat. Wedges mit hohem Bounce haben eine Führungskante, die beim Ansprechen höher über dem Boden liegt. Umgekehrt ist die Leading Edge bei Wedges mit geringem Bounce in der Regel näher am Boden. Ein auf die Schwungtechnik und die vorherrschende Festigkeit des Bodens abgestimmter Bounce hilft dabei, die Impact-Qualität, den Spin und damit die Kontrolle über den Schlag zu optimieren.

Wedges mit geringem Bounce (4° bis 6°) sind in der Regel besser für Golfer geeignet, die einen flachen Eintreffwinkel haben. Auch auf sehr hartem Untergrund und von kahlen Lagen ist ein geringerer Bounce von Vorteil. Wedges mit höherem Bounce (12° bis 14°) werden Golfern mit steilem Angriffswinkel empfohlen und eignen sich besser für weichere Böden und Bunker. Wer großen Wert auf Vielseitigkeit im Kurzen Spiel legt, sollte in Erwägung ziehen, ein Wedge mit höherem Bounce (z.B. das Sand Wedge) und eines mit weniger Bounce (z.B. Lob Wedge) miteinander zu kombinieren.

Grind

Der Grind – oder auch Sohlenschliff – ist wichtig für die vielseitige Einsetzbarkeit und Fehlerverzeihung eines Wedges. Einfach ausgedrückt, beschreibt der Grind die Gesamtform der Sohle. Einige Hersteller bieten bis zu sechs verschiedene Serien-Grinds an. Tourpros gehen oft noch nachträglich an die Schleifmaschine, um ihre individuellen Wünsche umzusetzen.

Titleists Vokey-Serien umfassen sechs verschiedene Grinds, wobei jedoch nicht jeder Grind für jeden Loft erhältlich ist. I © Titleist

Titleists Vokey-Serien umfassen sechs verschiedene Grinds, wobei jedoch nicht jeder Grind für jeden Loft erhältlich ist. I © Titleist


Bounce und Grind sind eng miteinander verbunden. Verglichen mit einer neutralen (squaren) Ausrichtung hat ein geöffnetes Schlägerblatt mehr Bounce und ein geschlossenes weniger. Durch bestimmte Grinds lässt sich dieser grundsätzliche Zusammenhang manipulieren. Das Entfernen von Material an Ferse und Spitze der Sohle etwa kann den effektiven Bounce bei geöffneter Schlagfläche verringern, so dass die Vorderkante näher am Boden steht und eine größere Vielfalt an Schlägen ermöglicht. Das setzt natürlich auch ein gewisses spielerisches Können voraus. Zudem bringt der Gewinn an Vielseitigkeit tendenziell eine reduzierte Fehlertoleranz mit sich. Wie schon beim Bounce gilt daher auch für den Grind: Spielstil, das individuelle Repertoire an Schlägen im Kurzen Spiel und die vorwiegenden Bodenbedingungen sollten bei der Suche nach der passenden Grind-Option berücksichtigt werden. Eine zu Ihnen passende Grind-Bounce-Kombination optimiert den Kontakt des Schlägers mit dem Boden und verbessert dadurch die Beständigkeit und Kontrolle über Ihre Schläge. Im Optimalfall übernimmt der Schläger einen Großteil der Arbeit.

Lie

Der Lie beschreibt den Neigungswinkel des Schaftes in Relation zur Sohle des Schlägerkopfs. Gemessen wird dieser Winkel, wenn die Sohle parallel zu horizontalem Boden steht. Die Bestimmung des passenden Lie-Winkels ist ein wichtiger Bestandteil jedes Fittings, aber die Konfiguration bei den Wedges einfach an die Ihrer Eisen anzupassen, bringt nicht unbedingt die besten Ergebnisse. Da viele Wedge-Schläge mit weniger als einem vollen Schwung ausgeführt werden (je höher der Loft desto öfter ist das der Fall) und es sich oft um kurze Pitches und Chips rund um das Grün handelt, sind die dynamischen Kräfte auf den Kopf nicht so groß. Das bedeutet, dass ein Wedge mit der gleichen Lie-Winkel-Progression wie Ihre Eisen oft etwas aufrechter gespielt wird. Wenn Sie feststellen, dass Sie (als Rechtshänder) mit Ihren Wedges oft nach links schlagen, sollten Sie darüber nachdenken, den Lie ein oder zwei Grad runterbiegen zu lassen.

Wedge aus dem Eisensatz oder Spezial-Wedge

Viele Eisensätze umfassen auch Wedges. Zumindest ein Pitching Wedge wird praktisch immer angeboten; auch bei Players-Eisen für sehr gute Golfer. Durch die Entwicklung hin zu stärkeren Lofts bieten viele Hersteller mittlerweile auch Gap-Wedges aus dem Satz an. Bei Game-Improvement-Eisen sind zudem Sand-Wedges der Normalfall. Daneben führen die Hersteller aber auch spezielle Wedge-Serien in ihren Sortimenten; also Wedges, die nicht als Teil eines Eisensatzes verkauft werden. Oft steht der Golfer daher vor der Frage, ob er dem Set-Wedge oder einem Spezial-Wedge den Vorzug geben sollte. Für eine wohlüberlegte Entscheidung hilft es, die grundsätzlichen Unterschiede beziehungsweise jeweiligen Vor- und Nachteile zu kennen.

Ein Set-Wedge aus dem SIM-OS-Satz (links) und ein Spezial-Wedge aus der reinen Wedge-Linie MG3. I © TaylorMade

Ein Set-Wedge aus dem SIM-OS-Satz (links) und ein Spezial-Wedge aus der reinen Wedge-Linie MG3. I © TaylorMade

 

Argumente für Spezial-Wedges:

Zwei Faktoren sprechen klar für die Wahl von Spezial-Wedges: Bessere Grooves und größere Vielseitigkeit. Die meisten Set-Wedges – insbesondere die der Kategorien Game-Improvement und Super-Game-Improvement – sind mit Standard-Grooves ausgestattet. Das bedeutet, dass die Rillen in der Regel in die Schlagfläche gestanzt werden und nicht wie bei den meisten Spezial-Wedges CNC-gefräst. Dadurch sind die Grooves von Set-Wedges nicht annähernd so präzise gefertigt, weniger scharf und nur in den seltensten Fällen loftspezifisch gestaltet. Im Vergleich zu Set-Wedges haben die meisten Spezial-Wedges einen höheren Schwerpunkt und schmalere, tiefere Grooves. Das führt zu einer flacheren Flugbahn mit nicht nur mehr, sondern auch konstanterem Spin; und dadurch zu einer erhöhten Schlagkontrolle, Stoppkraft auf dem Grün und geringerer „Flyer“-Gefahr. Ein weiteres Argument für Spezial-Wedges ist deren größere Vielseitigkeit. Durch das vielgestaltige Angebot wohldurchdachter Bounce-Grind-Geometrien erlauben sie mehr Kreativität und variantenreicheres Spiel als ein typisches Set-Wedge. Spezial-Wedges werden auch und vor allem für das Spiel ums Grün herum konzipiert.

Argumente für Set-Wedges:

Für einige Golfer ist es wichtig, dass ihre Wedges so aussehen wie ihre Eisen. Nicht unbedingt das stärkste Argument! Ein besseres ist die Fehlerverzeihung. Die meisten Spezial-Wedges haben ein Blade-Design. Im Loft- und Schaftlängenbereich von Wedges trägt das Trägheitsmoment (MOI) zwar nicht mehr so entscheidend zu gesteigerter Fehlerverzeihung bei wie etwa bei einem langen oder mittleren Eisen. Dennoch werden außermittige Treffer bei einem Set-Wedge mit Cavity-Back und damit einhergehender Perimeter-Gewichtung weniger hart bestraft; jedenfalls bei vollen Schwüngen, und für diese werden Set-Wedges konzipiert. Dagegen hat bei kurzen Schlägen ums Grün herum die Sohlenform des Wedges (Bounce und Grind) eine größere Bedeutung für die Fehlertoleranz des Schlägers als das MOI.

Schlussfolgerung:

Lassen Sie sich bei der Entscheidung für Ihre Wedge-Modelle von Zweck und Funktion dieser leiten. Wie nutzen Sie beispielsweise Ihr Pitching-Wedge? Wenn es sich um eine reine Erweiterung Ihres Eisensatzes handelt – ein 10er-Eisen –, das Sie fast ausschließlich für volle Schläge verwenden, sind Sie wahrscheinlich besser dran, wenn Sie bei Ihrem Set-Wedge bleiben. Das gilt vor allem dann, wenn Sie Game-Improvement-Eisen haben oder Ihr Ballflug Ball eh schon zu tief ist. Wenn Sie Ihr Pitching-Wedge jedoch ums Grün für Pitch- und Chip-Schläge, aus Bunkern heraus oder für flache Knockdown-Schläge mit Spin verwenden wollen, wird Ihr Spiel wahrscheinlich von einem Spezial-Wedge profitieren. Am Ende gilt wie so oft: Versuch macht klug.

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