Super Bowl

Golfende Quarterbacks und PGA-Pros im Football-Fieber


11. Februar 2022 , Thomas Kirmaier


Noch sind die Ränge leer, aber in der Nacht von Sonntag auf Montag treffen in LA die Rams und die Bengals im Super Bowl LVI aufeinander. © Brian Rothmuller/Getty Images
Noch sind die Ränge leer, aber in der Nacht von Sonntag auf Montag treffen in LA die Rams und die Bengals im Super Bowl LVI aufeinander. © Brian Rothmuller/Getty Images

American Football und Golf – passt das zusammen? Ja, es passt. Dafür gibt es zahlreiche prominente und teils kuriose Beispiele.

Amerika ist im Super-Bowl-Fieber. Die 56. Auflage des Mega-Sport-Spektakels findet in der Nacht von Sonntag, 13., auf Montag, 14. Februar, in Inglewood/Kalifornien statt. Da wären Tom Brady und Patrick Mahomes gerne dabei gewesen. Aber die beiden Superstars verpassten diesmal den Einzug in den Super Bowl. Brady unterlag mit seinen Tampa Bay Buccaneers gegen die LA Rams, Mahomes mit seinen Kansas City Chiefs sensationell gegen Underdog Cincinnati Bengals. Und so stehen sich mit den Rams und den Bengals zwei Überraschungsteams im Endspiel gegenüber.

Für Mahomes und Brady bleibt so etwas mehr Zeit für Hobbys in der Post-Season. Beide sind leidenschaftliche und durchaus passable Golfer mit Singlehandicap. Unvergessen bleibt Bradys Auftritt beim Charity-Event „The Match“, als er mit Phil Mickelson das Duell gegen die Paarung Woods und Peyton Manning verlor. Zuerst flatterten ihm die Nerven, dann zauberte er einen Pitch ins Loch und schließlich riss ihm die Hose, als er den Ball aus dem Loch fischte. Die Welt lachte sich über den Fauxpas des Superstars, der in allen Medien breit getreten wurde, kaputt.

Tom Brady, erfolgreichster NFL-Spieler aller Zeiten, hat ein Handicap von 8.
Tom Brady, erfolgreichster NFL-Spieler aller Zeiten, hat ein Handicap von 8. | © Jeff Gross/Getty Images


Allen voran die von Präzision und Akribie besessenen Quarterbacks lieben das Spiel auf den Fairways und Grüns. So auch Mahomes, der derzeit wohl zu den Bestverdienern in der NFL zählt. „Golf ist ein großer Teil meines Lebens geworden“, erzählte der Texaner einst in einem Interview mit golf.com. Wenn er privat verreise, schaue er immer, wo die nächsten Golfplätze sind. Er genieße die Weite, die Abwechslung und den Spaß mit Freunden.

Dann geht auch gerne mal eine Zocker-Runde mit Teamkollege Travis Kelce. Der Mann ist Tight End bei den Chiefs und mit 120 Kilogramm auf knapp zwei Meter eher einer der schwereren Jungs. Kelce hat ebenfalls bereits einen Super-Bowl-Ring am Finger – und die Eisen im Keller. Er bewundert Tiger Woods, arbeitet sich scoremäßig langsam in die 80er und postet gerne mal Trickshots (Football mit dem Wedge durchs komplette Kaufhaus in einen Basketball-Korb) auf seinem Instagram-Account. Dafür gibt’s natürilch tausende von Likes. Was macht eigentlich Joe Montana? Der Hero der San Francisco 49ers und vielleicht beste Footballer aller Zeiten züchtet Pferde, stellt Wein her – und spielt Golf.

Sie sind Superstars in der NFL - und spielen gerne Golf: Patrick Mahomes (r.) und Travis Kelce von den Kansas City Chiefs.
Sie sind Superstars in der NFL - und spielen gerne Golf: Patrick Mahomes (r.) und Travis Kelce von den Kansas City Chiefs. | © Christian Petersen/Getty Images


Vielleicht ist es gerade die Abwechslung, die die harten Jungs so sehr am Golf lieben. Jedenfalls gibt es nicht nur erfolgreiche Ballverteiler unter den Super-Bowl-Golfern, sondern auch -Emfpänger. Einer der besten Wide Receiver, die die NFL je gesehen hat, ist Larry Fitzgerald, der zuletzt für die Arizona Cardinals Pässe gefangen hat. Seine Golfstory ist kurios: Fitzgerald (38) begann erst vor etwa sechs Jahren mit Golf und wollte unbedingt Mitglied im exklusiven Privatclub von Whisper Rock werden. Dessen Eigentümer sagte ihm, er solle wiederkommen, wenn er die 90 geknackt hat. Was macht ein echter Athlet in so einer Situation? Genau: trainieren. Als die 89 auf der Scorekarte stand, rief er den Club-Boss an und war drin. Heute ist Fitzgerald Singlehandicapper und misst sich hin und wieder bei ProAms mit PGA-Pros. Der Super Bowl LVI findet aber auch ohne ihn statt.

Dafür mit Matthew Stafford. Der Quarterback der LA Rams ist mit seinem Team in diesem Duell der Underdogs vielleicht so eine Art Favorit. Würden die beiden Protagonisten den Sieg im Golf ermitteln, hätte Stafford wohl leichtes Spiel. Sein Handicap liegt bei etwa 7 und er pflegt die Tradition, am Vatertag mit seinem Dad John Birdies zu jagen. Das tut auch Aaron Rodgers zu gern. Der Quarterback der Green Bay Packers und mehrfache NFL-MVP nahm jüngst am ProAm der Phoenix Open in Scottsdale teil und ging mit Jon Rahm auf die Runde. Sein Handicap 4.


Über das Handicap von Joe Burrow, Passwerfer der Cincinnati Bengals, ist weniger bekannt. Er ist mit seinen erst 25 Jahren so etwas wie der junge Wilde in diesem Finale. Burrow ist kein Meister der Demut, trägt gerne protzigen Schmuck und prahlt mit dickem Geldbeutel. Mit Golf ist er bisher noch wenig in Berührung gekommen. Dafür verkaufen die Bengals in ihrem Fanshop so ziemlich alles, was der Golfer so braucht: Bags, Bälle, Handtücher, Pitchgabeln, Schlägerhauben. Das alles hübsch im Tiger-Look. Da ist's zum Golf (Woods) also auch nicht weit. Die Rams haben natürlich ebenso haufenweise Golf-Souvenirs.

Es gibt aber nicht nur golfende Football-Stars, sondern auch große Super-Bowl-Fans unter den professionellen Golfern – allen voran die aus den USA. Jim Furyk mag die Steelers, Tiger Woods die Buccaneers, Keegan Bradley die Patriots, Mickelson die Chargers. Sie alle werden den Super Bowl verfolgen. Wohl auch Andrew „Beef“ Johnston. Der Tour-Pro aus England war 2019 beim NFL-Match in London dabei, wo im Rahmen der International Series jährlich einige Ligaspiele ausgetragen werden. Damals standen sich übrigens im Wembley-Stadion zufällig die Rams und die Bengals gegenüber. LA siegte vor knapp 84.000 Zuschauern 24:10. Solche Exhibition-Games sollen künftig auch in Deutschland stattfinden. München und Frankfurt sind als Spielorte im Gespräch.

Auch Johnny Manziel wird sich den Super Bowl LVI nicht entgehen lassen. Er spielte einst für die Cleveland Browns in der NFL, hat sich nun aber zum Ziel gesetzt, eine zweite Karriere als Golf-Pro zu starten und irgendwann einmal ein PGA-Turnier zu spielen. Zwölf Jahre wolle er sich dafür Zeit geben. Golf und American Football passen halt doch irgendwie zusammen.