Emotionen

Das STOP-Tool: Erste Hilfe für den Kopf


27. Dezember 2021 , Felix Grewe


Raus mit dem Ärger! Kurze Frustphasen sind in Ordnung. Doch Experten raten, sich danach wieder schnell zu fokussieren. I © golfsupport.nl/Khris Hale/ism
Raus mit dem Ärger! Kurze Frustphasen sind in Ordnung. Doch Experten raten, sich danach wieder schnell zu fokussieren. I © golfsupport.nl/Khris Hale/ism | © © golfsupport.nl/Khris Hale/ism

Wenn Ihnen das Gefühl für Ihr Spiel fehlt und die Selbstzweifel von Schlag zu Schlag zunehmen, müssen Sie sich im Kopf neu konditionieren. Das mentale Tool STOP hilft Ihnen dabei.

Kennen Sie diese Situationen, in denen Ihnen nichts gelingen will? Die einfachsten Schläge missglücken. Kurze Putts kullern am Loch vorbei. Drives, die Sie normalerweise mit geschlossenen Augen aufs Fairway schlagen, landen plötzlich im dichten Gestrüpp. Die Rettung aus dem Bunker entwickelt sich zu einem Drama in mehreren Akten. 

Gedankenkarussell auf der Runde

Natürlich sind Ihnen diese Momente vertraut. Jeder Golfer erlebt sie immer wieder, bloß auf unterschiedlichem Niveau. Niemand ist frei von Leistungsschwankungen und auch nicht von Tagen, an denen die Runde mit einem verzogenen Abschlag beginnt und mit jedem weiteren Schlag die Verkrampfung zunimmt. Meist dreht sich Gedankenkarussell dann immer schneller. „Wie schrecklich du heute spielst“, fluchen Sie. „Wenn du auf dieser Bahn auch noch versagst, ist die Runde endgültig im Eimer“, setzt die Stimme im Kopf nach. Daraufhin segelt Ihr Ball irgendwo ins Nirgendwo und Sie kommen zum Schluss: „Du bist ein wirklich miserabler Golfer. Such dir besser ein anderes Hobby!“ 

Sogar Profis wie Tiger Woods erwischen manchmal Tage, an denen nichts zu funktionieren scheint – und der Frust groß ist. I © golfsupport.nl/Jos Linckens

Sogar Profis wie Tiger Woods erwischen manchmal Tage, an denen nichts zu funktionieren scheint – und der Frust groß ist. I © golfsupport.nl/Jos Linckens

STOP – Bewertungen reduzieren, Konzentration steigern

Was kann helfen, wenn einfach nichts funktioniert? Wenn die innere Ruhe fehlt und das angeknackste Selbstvertrauen immer weiter bröckelt? 

Timothy Gallwey, Autor des Buches „Inner Game Golf“ und Begründer des weltweit bekannten Inner Game-Ansatzes, empfiehlt (nicht nur) für diese Situationen ein einfaches Tool, das jeder Mensch in jedem Augenblick nutzen kann. Es heißt STOP und es soll die Automatismen im eigenen Handeln und Denken unterbrechen. Dazu gehören auch die destruktiven Gedanken auf einer Golfrunde an einem Tag, an dem Sie an sich und Ihrem Spiel verzweifeln. Ein STOP soll dazu führen, das Bewusstsein für den Augenblick neu zu schärfen, sich von den eigenen Bewertungen und Verurteilungen zu lösen, Klarheit zu gewinnen und dadurch Fokussierung und Konzentration zu steigern. 

Wofür steht STOP und wie funktioniert das mentale Tool? 

S = Step back! Heißt: Machen Sie gedanklich einen Schritt zurück und verlassen Sie so die schwierige Situation, in diesem Fall den Frust auf einer verkorksten Runde. Blicken Sie für einen Moment wie ein Außenstehender auf die Situation. 

T = Think! Fragen Sie sich: Was passiert hier gerade wirklich und wie wichtig ist es? Welche Gedanken gehen mir durch den Kopf? Sind sie hilfreich oder schaden sie in Wahrheit mir und meinem Spiel? Die Wahrnehmung der eigenen Gedanken ist ein wichtiger Schritt zur Veränderung. 

O = Organize! Entscheiden Sie sich bewusst für die Gedanken, die Ihnen jetzt wirklich helfen. Sortieren Sie sich neu. Erinnern Sie sich zum Beispiel an einen Fokus, durch den Sie Ihre Konzentration besser aufrechterhalten können, dies könnte das Fühlen des Schwungs oder ein kontrollierter Atemrhythmus sein. 

P = Proceed! Erst jetzt fahren Sie fort – mit neuer Klarheit und mehr innerer Ruhe. 

Ein STOP, so erklärt es Gallwey, kann wenige Sekunden dauern oder sogar Jahre – ganz davon abhängig, wie viel Zeit Sie zur Verfügung haben oder benötigen, um Klarheit zu erlangen und die eigenen Gedanken in eine zielführende und bewusste Richtung zu lenken. „Ein STOP ist sehr einfach. Die einzige Schwierigkeit besteht darin, dass Sie sich an das Tool erinnern müssen, wenn Sie es am nötigsten brauchen“, schreibt Gallwey.