Paul-Zwillinge

Die German Twins


18. November 2021 , Thomas Kirmaier


Auf den ersten Blick kaum zu unterscheiden: Die German Twins Jeremy (l.) und Yannik Paul.
Auf den ersten Blick kaum zu unterscheiden: Die German Twins Jeremy (l.) und Yannik Paul. | © Privat

Dänemark hat Rasmus und Nicolai Højgaard. Aber auch Deutschland hat ein Zwillingspaar im Tour-Golf: Jeremy und Yannik Paul kennt man in den USA vor allem als „German Twins“. Wir haben uns mit den beiden 27-Jährigen, die seit einigen Jahren in Amerika leben und vor kurzem die Tickets für die DP World Tour (Yannik) bzw. die Korn Ferry Tour (Jeremy) gelöst haben, unterhalten. Im Interview haben sie uns verraten, wie und wo sie in den Staaten wohnen, was sie so treiben, wenn sie gerade nicht Golf spielen, und welche Ziele sie sich mittel- bis langfristig gesetzt haben.

Glückwunsch ihr Zwei zum erfolgreichen Saisonabschluss. Inzwischen seid ihr wieder zu Hause. Wie und mit wem wohnt ihr da eigentlich im Moment?
Yannik Paul (YP): „Ich bin mit meiner Freundin gerade von Arizona nach Colorado gezogen. Einfach, weil sie aus Denver kommt. Es ist für mich auch deutlich leichter, von dort aus nach Europa zu fliegen. Deswegen hat das ganz gut gepasst. Wir leben dort mit unserem Hund, einem Sheepadoodle.“
Jeremy Paul (JP): „Mit meiner Freundin und unserem Schäferhund lebe ich in Scottsdale/Arizona. Yannik hat bis zu seinem Umzug nach Colorado auch hier gewohnt.“

Wer von euch beiden bleibt morgens länger liegen?
JP:
„Das kann man eigentlich kaum sagen, weil wir uns da ziemlich ähnlich sind. Da gibt’s kaum Unterschiede.“
YP: „Ja, wir sind beide Frühaufsteher. Es macht uns einfach viel Spaß, schon zu trainieren, wenn die Sonne aufgeht. Das ist schon geil.“

Tour-Erfolge nahezu zeitgleich

Wie und wo habt ihr eigentlich vom zeitgleichen Erfolg des Bruders erfahren?
YP:
„Wir sind nach dem Challenge-Tour-Finale von Mallorca zurück nach Frankfurt geflogen und haben das Scoring immer wieder verfolgt. Jere hat in den USA wegen der Zeitumstellung ja länger gespielt, und bei der Gepäckausgabe in Deutschland habe ich dann erfahren, dass er die Karte geholt hat. Das war überragend.“
JP: „Natürlich habe ich Yanniks Livescoring verfolgt. Wegen der Zeitumstellung konnte ich da immer vor meinen Runden nachschauen. Am Finaltag konnte ich ihn bis zur 17 verfolgen, musste dann aber selber aufteen. Ich wusste zwar, dass es für die European-Tour-Karte reicht, aber nicht, ob er auf der 18 noch ein Birdie fürs Stechen um den Sieg gemacht hat. Das habe ich dann erst nach meiner Runde erfahren.“


Wer ist eigentlich der Ältere von euch beiden und welche Vor- und Nachteile bringt es mit sich, einen Zwillingsbruder zu haben?
JP:
„Das bin ich, aber nur zwei Minuten. Das sind aber ganz wichtige zwei Minuten, gell? (lacht) Spaß beiseite. Das macht keinen Unterschied, zumal wir uns ja sonst bzgl. der Größe und so weiter sehr ähnlich sind. Wir sind beste Freunde auf und neben dem Golfplatz.“
YP: „Nachteile gibt es eigentlich kaum, außer, dass wir natürlich hin und wieder verwechselt werden. Es gibt eher Vorteile, weil wir uns gegenseitig sehr viel helfen können, häufig gemeinsam trainieren, Proberunden spielen, uns Kosten teilen für Mietwagen, Hotel und so weiter. Daher ist es jetzt erst mal schade, dass wir nächste Saison nicht so oft gemeinsam reisen können. Aber langfristig ist es unser beider Ziel, gemeinsam auf der PGA Tour zu spielen.“

Gibt es dann überhaupt noch etwas, was ihr von eurem Zwillingsbruder noch lernen könnt?
YP:
„Wir haben ja so ziemlich die gleichen Interessen. Was Jere gut kann, kann ich eigentlich auch gut und was ich nicht so gut kann, kann er auch nicht so gut. Da fällt mir auf Anhieb nichts ein, weil wir als Zwillinge wirklich sehr ähnlich sind.“
JP: „Vielleicht bin ich ein klein wenig emotionaler auf dem Golfplatz. Yannik ist immer sehr ruhig. Es ist jetzt nicht so, dass ich sehr emotional bin, aber er ist schon sehr ruhig, das finde ich immer gut.“

Kontakt zu Heimatclub Mannheim

Ihr seid mit Mannheim-Viernheim Deutscher Meister geworden. Verfolgt ihr die Ergebnisse in der DGL noch?
YP:
„Mit Ted (Long, Mannheims Trainer, Anm. d. Red.) bin ich noch in Kontakt und verfolge das Geschehen in der DGL schon, ja.“
JP: „Nach den Spieltagen schaue ich mir immer an, wie Mannheim gespielt hat. Man muss aber auch sagen, dass ich jetzt schon länger draußen bin. Da kommen junge Spieler nach, von denen ich jetzt nicht mehr viele persönlich kenne. Aber natürlich freue ich mich, wenn der Club erfolgreich war.“

Ihr seid Zwillinge, habt zusammen in Colorado Business Operations Management studiert und nun hat einer die Karte in den USA und der andere in Europa. Dann seht ihr euch künftig zwangsläufig seltener?
JP:
„Natürlich ist das etwas schade. Das ist das einzige, das wir jetzt ein wenig bedauern, dass wir auf verschiedenen Touren unterwegs sind. Wir wussten aber immer, dass es irgendwann schwierig sein wird, jeden Schritt in der Karriere gemeinsam zu gehen. Das wird sich jetzt erst mal vor allem auf die Trainingssituation auswirken. Und die Reiserei, weil Yannik dann einen anderen Schedule haben wird. Darauf müssen wir jetzt vorerst verzichten.“
YP: „Ich werde meinen Hauptwohnsitz in Amerika behalten, bin aber dann sowieso viel unterwegs, werde aber sicher auch ab und zu nach Arizona fliegen und mit Jere trainieren und Zeit verbringen.“

Früher 1. Bundesliga, jetzt Tour-Profis: Yannik (l.) und Jeremy Paul im Trikot des DGL-Clubs GC Mannheim-Viernheim 2016. © DGV/Kirmaier

Früher 1. Bundesliga, jetzt Tour-Profis: Yannik (l.) und Jeremy Paul im Trikot des DGL-Clubs GC Mannheim-Viernheim 2016. © DGV/Kirmaier

Was macht ihr, wenn ihr gerade nicht Golf spielt bzw. trainiert und was sind eure Ziele mittel- bis langfristig?
YP:
„Wir machen sehr viel mit Freunden und probieren immer mal wieder coole Restaurants aus. Zwischendurch mal entspannen ist auch nicht schlecht. Zu den Zielen: Ich möchte nächste Saison auf der European Tour gewinnen, ins Race-to-Dubai-Finale kommen. Langfristig möchte ich auf der PGA Tour und Majors spielen, in der Weltrangliste weiter nach oben klettern und einfach besser werden.“
JP: „Wenn wir ein Turnier gewinnen, gehen wir immer gerne in ein schönes Restaurant und machen uns einen schönen Abend. An gutem Essen bin ich immer sehr interessiert. Ich treffe mich außerdem gerne mit Freunden, was im Sommer natürlich schwierig ist. Aber es tut einfach gut, sich mit Leuten auszutauschen, die eben keine Golfer sind, einfach mal andere Dinge zu besprechen. Meine Ziele? Auf der Korn Ferry Tour etablieren und unter die Top 25 kommen, um die PGA-Tour-Karte zu bekommen und den nächsten Schritt zu machen, sich weiterzuentwickeln.“

Frische Brötchen am Morgen fehlen

Hand aufs Herz: Was vermisst ihr an Deutschland und was ist in den USA besser?
JP:
„Ich finde das deutsche Essen sehr lecker. Ein gutes Schnitzel mit Pommes schmeckt schon überragend. Was es in den USA überhaupt nicht gibt, sind Bäckereien. Frische Brötchen am Morgen oder ein frisch gebackenes Brot – das vermisse ich schon sehr.“
YP: „Stimmt. Das Frühstück in Deutschland ist schon was Gutes. Frische Brötchen sind wirklich unschlagbar. Was in Amerika aber besser ist: Um einen Mietwagen zu bekommen, brauchst du ungefähr 30 Sekunden. In Europa musst du dafür eine halbe Stunde einplanen. Zudem gibt es in Amerika mehr gesunde Fast-Food-Places. Die gibt es in Europa eher weniger.“

Wie wird Weihnachten gefeiert?
YP:
„Da verbringen wir eine schöne Zeit mit unserer Familie in Deutschland. Das ist immer eine coole Zeit, wenn wir auf den Weihnachtsmarkt gehen und mit Oma, Opa und Schwester zusammen sind.“
JP: „Das wird traditionell mit Familie in Deutschland gefeiert. Da gehen wir meistens so für eine Woche nach Hause, entspannen zusammen mit Großeltern, Onkel und Tanten. Immer eine tolle Zeit. Es gibt ja nichts schöneres als einen Weihnachtsmarkt in Deutschland. Da freue ich mich schon drauf.“