Challenge Tour

Saison 2021: Siem & Co. geben sich selbst Schulnoten


9. November 2021 ,


Marcel Siem hatte in der Saison 2021 viele Gründe zur Zufriedenheit. Er gewann einen Titel auf der Challenge Tour und trumpfte bei der Open groß auf.
Marcel Siem hatte in der Saison 2021 viele Gründe zur Zufriedenheit. Er gewann einen Titel auf der Challenge Tour und trumpfte bei der Open groß auf. | © golfsupport.nl/Richard Martin-Roberts

Die Challenge-Tour-Saison 2021 ist seit dem Grand Final auf Mallorca Geschichte. Die vier deutschen Aufsteiger blicken zurück und verteilen ihre persönlichen Schulnoten.

Nach einer ausgedünnten Corona-Saison 2020, war 2021 ein Schritt in Richtung Normalität auf der Challenge Tour. Der Saisonstart erfolgte zwar erst im April mit drei Turnieren in Südafrika, danach sah der Kalender in gewohnter Regelmäßigkeit wöchentlich ein Event vor. Offiziell wurden in acht Monaten 27 Turniere ausgetragen, zu denen auch die 149. Open Championship im Royal St. George’s GC zählte. Eines der Saisonhighlights war die Rückkehr eines Challenge-Tour-Events auf deutschen Boden. Die Big Green Egg German Challenge vom 9. bis 12. September im Wittelsbacher Golfclub in Neuburg an der Donau feierte eine gelungene Premiere. Das von Angel Hidalgo gewonnen Turnier fand bei allen Spielern großen Anklang. Matti Schmid sprach von einer „sehr gelungenen Woche“.

Acht Deutsche zwischen Rang 45 und 100

Das erste deutsche Top-Ten-Ergebnis der Saison erreichte der Tour-Rookie Freddy Schott beim zweiten Turnier des Jahres. Der 20-Jährige fand gut in seine erste Challenge-Tour-Saison hinein und beendete auch das dritte Event in Südafrika unter den besten Zehn. Am Ende wurde Schott 98. der Rangliste und wird hoffen, nächstes Jahr von seinen Erfahrungen zu profitieren. Schott war einer von acht Deutschen, die das Challenge-Tour-Jahr zwischen Rang 45 und 100 des Road to Mallorca beendeten: Velten Meyer (99.), Schott (98.), Max Rottluff (86.), Allen John (79.), Hinrich Arkenau (74.), Dominic Foos (73.), Matti Schmid (55.) und Alexander Knappe (47.). Letzterem fehlten am Ende knapp 5.000 Punkte auf die Top 45 und die damit verknüpfte Qualifikation für das Challenge Tour Grand Final, dem Finalevent auf Mallorca. 

Positive Bilanz des DGV-Bundestrainers

Für das Saisonfinale qualifiziert hatten sich vier Deutsche. Mit Marcel Schneider und Marcel Siem holten zwei von ihnen mindestens einen Titel im Laufe des Jahres, Schneider sogar zwei. Entsprechend positiv fiel das Fazit des deutschen Bundestrainers Ulrich Eckhardt aus: „Es hätte nicht besser laufen können. Das war die beste Challenge-Tour-Saison, die wir jemals im Team des DGV hatten.“ Keine andere Nation holte so viele eine Tourkarten für die European Tour wie Deutschland. Beim Challenge Tour Grand Final sicherten sich nach vier Runden alle vier DGV-Pros eine der begehrten 20 Tourkarten. 
 

Yannik Paul schloss die Gesamtwertung der Challenge Tour als bester Deutscher ab – Rang neun.

Yannik Paul schloss die Gesamtwertung der Challenge Tour als bester Deutscher ab – Rang neun.

Paul, Siem, Schneider und Long im Fokus

Yannik Paul war nach einem sensationellen Abschlussturnier bester Deutscher als Neunter der Gesamtwertung. Schneider beendete die Saison nach nur elf gespielten Turnieren auf Rang elf. Siem spielte nur vier Events mehr und wurde geteilter 15., zwei Plätze vor Hurly Long, der bereits 2020 seinen ersten Titel auf der Challenge Tour gewann. Sowohl das Grand Final als auch das Road to Mallorca führte am Ende der Däne Marcus Helligkilde an. Der 25-Jährige war der überragende Mann der Saison mit insgesamt drei Siegen sowie drei zweiten Plätzen. Ricardo Gouveia aus Portugal wurde Gesamtzweiter mit zwei Saisontiteln und vier Top-Drei-Finishes. Der Spanier Santiago Tarrio ging als Führender in das Saisonfinale und erreichte als Dritter immerhin noch das Treppchen.

Zurück zu den deutschen Aufsteigern. Wir haben alle vier Spieler getroffen und um eine Selbsteinschätzung verbunden mit einer Schulnote (1 bis 6) gebeten.

Yannik Paul, Platz 9 im Road to Mallorca

Der in den vergangenen Jahren überwiegend in den USA und Kanada spielende Yannik Paul ließ sich zu Jahresbeginn von Bundestrainer Ulrich Eckhardt dazu überreden, den Schritt nach Europa zu wagen und sich über Einladungen auf der Challenge Tour für weitere Starts zu qualifizieren. Dieser Plan ging auf und Paul lieferte von Beginn an ab. Ein geteilter vierter Rang bei seinem dritten Auftritt war ein großer Schritt in Richtung Challenge-Tour-Karte und eine von letztlich sieben Top-Ten-Ergebnisses der Saison. Das Beste hob sich der 27-Jährige, der normalerweise mit seiner Freundin in Arizona lebt, bis zum Schluss auf, als er beim Challenge Tour Grand Final nur einen Schlag hinter dem Sieger geteilter Zweiter wurde. Paul über sein Jahr:

„Es war sehr gut. Klar hätte ich gerne ein Event gewonnen. Aber ich hatte am Anfang keinen Status und jetzt vollen European-Tour-Status. Das ist natürlich überragend. Vor allem ist die Karte in diesem Jahr wichtig, weil es keine Q-School gibt. Deswegen bin ich superglücklich.“

Eigene Note: 1-

Von der European Tour auf die Challenge Tour


Marcel Schneider, Platz 11 im Road to Mallorca

Dass Marcel Schneider im Sommer wieder Challenge Tour spielen würde, davon war auch er vor der Saison nicht ausgegangen. Ausbleibende Top-Resultate auf der European Tour waren aber letzten Endes der Auslöser für den Kurswechsel, die Tourkarte doch lieber über die Challenge als über die European Tour zu sichern. Auch dieser Plan ist aufgegangen. Schneider gewann mit der Kaskáda Golf Challenge gleich das erste Turnier, bei dem er antrat, und legte knapp drei Monate später Saisonsieg Nummer zwei nach. Damit stand schon vor dem Grand Final fest, dass der 31-Jährige 2022 wieder auf der European Tour unterwegs sein wird. Schneiders Fazit:

„Es war ein komischer Verlauf. Ich habe am Anfang auf der European Tour gar nicht so gut gespielt. Als ich dann auf die Challenge Tour kam, hat es eingeschlagen wie eine Bombe. Mein Spiel wurde richtig gut. Wer weiß, was passiert wäre, wenn ich auf der European Tour so weitergespielt hätte. Aber unterm Strich war es die richtige Entscheidung.“

Eigene Note: 2 (+)
 

Erst vor wenigen Wochen siegte Marcel Schneider bei der Open de Portugal, einem Event der Challenge Tour.

Erst vor wenigen Wochen siegte Marcel Schneider bei der Open de Portugal, einem Event der Challenge Tour.

Highlight bei der Open Championship


Marcel Siem, Platz 15 im Road to Mallorca

Zum ersten Mal in seiner Karriere stellte sich Marcel Siem auf eine komplette Saison auf der Challenge Tour ein. Er selbst sorgte dafür, dass nur 15 Turniere ausreichten, um den Aufstieg perfekt zu machen. Denn der 41-Jährige gewann im Juli die Le Vaudreuil Golf Challenge, nachdem er zuvor schon zwei Turniere in den Top Fünf abgeschlossen hatte. Anschließend spielte Siem nur noch auf der European Tour, wo er unter anderem geteilter 15. bei der Open Championship wurde. Erst zum Grand Final meldete es sich auf der Challenge Tour zurück. So gesehen also doch keine komplette Saison auf der Challenge Tour. Entsprechend positiv sein Resümee:

„Die Saison hat Spaß gemacht. Vor allem nach meinem Titelgewinn die Open und dann auf der European Tour zu spielen. Bei meinen Einladungen habe ich gut abgeliefert. Unter den Umständen gebe vergebe ich die Bestnote!“ 

Eigene Note: 1+
 

Bei der Open Championship 2021 wurde Marcel Siem sensationell 15. – sein bestes Major-Resultat und ein Highlight seiner Saison.

Bei der Open Championship 2021 wurde Marcel Siem sensationell 15. – sein bestes Major-Resultat und ein Highlight seiner Saison.

Raum für Selbstkritik


Hurly Long, Platz 17 im Road to Mallorca

Hurly Long war von Anfang an vorne dabei und konnte nach den ersten sieben Turnieren bereits auf zwei Top-Fünf-Ergebnisse blicken. Mit insgesamt sechs Top-Ten-Resultaten in der Saison zählte er zu den konstantesten Spielern des Jahres. Beim Grand Final musste der 26-Jährige aber doch noch einmal bangen um seinen Platz in den Top 20 des Rankings. Am Ende reichte es recht deutlich als 17. des Rankings, nachdem er in der vergangenen Spielzeit noch auf den letzten Metern von den Qualirängen verdrängt worden war. Aufgrund des negativen Formtrends übt Long Selbstkritik:

„Viele Dinge waren gut, viele waren nicht so wie ich es mir vorgestellt habe. Die zweite Hälfte der Saison war nichts. Am Anfang war ich mental präsent. Ich habe viele Dinge gelernt, was wichtig war, aber am Ende habe ich es nicht ganz so umgesetzt, wie ich wollte.“

Eigene Note: 2-
 

Hurly Long spielte eine Saison mit Höhen und Tiefen. Zu den Highlights gehörte seine Reise nach Tokio – bei den Olympischen Spielen vertrat er Deutschland.

Hurly Long spielte eine Saison mit Höhen und Tiefen. Zu den Highlights gehörte seine Reise nach Tokio – bei den Olympischen Spielen vertrat er Deutschland.