Challenge Tour

Paul Götte: Der MMA-Kämpfer an Siems Tasche


6. November 2021 ,


Paul Götte ist normalerweise im Kampfsport zuhause – derzeit fungiert er als Caddie von Marcel Siem.
Paul Götte ist normalerweise im Kampfsport zuhause – derzeit fungiert er als Caddie von Marcel Siem. | © Archiv

Marcel Siem beeindruckt an Tag drei beim Challenge Tour Grand Final. Wir trafen seinen Caddie zum Gespräch.

Was einst als Spaß begann, wurde in dieser Woche Ernst. Marcel Siem holte sich für das Challenge Tour Grand Final auf Mallorca seinen Fitnesscoach Paul Götte an die Seite und der durfte nun zum dritten Mal die Tasche des viermaligen European-Tour-Siegers tragen. „Wir haben es damals als Witz angesprochen, als wir mit der Zusammenarbeit begonnen haben“, erzählt Götte nach der dritten Runde bei erneut anspruchsvollen, windigen Bedingungen im T Golf & Country Club. „Ich habe eine andere Aufgabe als Caddie. Ich bin dafür zuständig, dass er körperlich fit ist.“ Und dort ist Götte genau in seinem Element. Als aktiver MMA-Trainer und-Kämpfer (MMA steht für Mixed Martial Arts, eine Vollkontakt-Kampfsportart) weiß er, worauf es bei der Fitness und im Speziellen bei der Kraftübertragung ankommt. „Für seinen Schwung können wir einige Übungen aus dem Kampfsport nutzen, damit das Golftraining eine andere Würze bekommt und Marcel [Siem, Anm. d. Red.] eine Abwechslung hat.“

Es geht darum, den Fokus zu halten

Doch der im baden-württembergischen Balingen lebende Götte hält Siem nicht nur körperlich auf Trab. „Marcel ist sehr emotional und da ergänzen wir uns sehr gut“, sagte der MMA-Caddie. „Wir machen Übungen, um den Fokus besser kontrollieren zu können.“ Dass Siem von Zeit zu Zeit dazu neigt, eben jenen Fokus zu verlieren, dafür ist er seit Beginn seiner Karriere bekannt. „Er ist eine Persönlichkeit für sich und daran will ich gar nicht viel ändern. Er hat damit Weltklasse-Leistungen erbracht. Man muss die Energie nur in die richtige Richtung lenken.“ Für Götte ist das Grand Final ein interessanter Einblick in die Golfwelt. „Ob auf der Driving Range oder dem Platz. Da ist manchmal auch eine gewisse Spannung zwischen den Spielern. Das sind super Einblicke, die ich sonst als Trainer nicht bekommen hätte. So kann ich die Trainingsinhalte anders gestalten und auf Details achten, die ich vorher nicht kannte.“ 

Siem mit großem Sprung auf dem Leaderboard

Auch nach der Runde hatte Götte noch eine Aufgabe. „Ich achte darauf, was Marcel isst. Es darf nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig sein.“ Golf gespielt hat er selbst noch nie. „Damit fange ich aber auch an“, sagt er. Die Frage, ob Götte auch in Zukunft Siems Caddie sein werde, beantwortet er bescheiden: „Ich denke, da gibt es Caddies, die es qualitativ besser machen können als ich.“ In Runde drei des Grand Finals schienen die beiden jedoch sehr gut zu harmonieren. Siem gehörte zu den besten Spielern des Tages. Mit einer 68 (-3) verbesserte er sich um 25 Plätze auf dem Leaderboard. Siems Fazit: „Die Runde war sehr gut. Ich hatte super Ballkontrolle und außer auf Bahn 10, wo ich mich mit der Windrichtung vertan habe, hatte ich keinen Stress. Das hat Spaß gemacht.“ Er geht als geteilter Zwölfter bei -2 in den Finaltag am Sonntag.
 

Marcel Siem gelang am dritten Tag des Grand Final auf Mallorca ein großer Sprung auf dem Leaderboard.

Marcel Siem gelang am dritten Tag des Grand Final auf Mallorca ein großer Sprung auf dem Leaderboard.

Yannik Paul weiter unter den Top 5

Bester Deutscher ist weiterhin Yannik Paul, der trotz eines Eagles auf Bahn 2 zunächst Probleme hatte. „Ich habe zu sehr versucht, mit dem Wind zu spielen“, erklärte der 27-Jährige anschließend. Die Initialzündung in seiner Runde war das Entledigen seines Pullovers. Zu diesem Zeitpunkt lag er zwei über Par für den Tag. „Danach habe ich freier geschwungen und nicht mehr so sehr auf den Wind geachtet.“ Auch Pauls Vater, der in dieser Woche die Tasche seines Sohns trägt, habe in dieser Situation geholfen. „Er ist generell ein sehr ruhiger Typ, was in solchen Momenten immer guttut.“ Dank zwei Birdies auf den ansonsten fehlerfreien Back Nine katapultierte sich Paul zurück in die Top Fünf bei -5.

Rückschlag für Schneider, Long leicht verbessert

Einen herben Rückschlag im Kampf um den Titel erlitt Marcel Schneider, der am Samstag vier über Par blieb. Insbesondere ein Triple-Bogey auf Bahn 12 war ein Fehler zu viel. Mit insgesamt +1 geht er als geteilter 27. in den Sonntag.

Eine starke Reaktion auf zwei schwache Auftaktrunden zeigte Hurly Long, der als Letztplatzierter der 45 Teilnehmer auf die dritte Runde ging. „Es ist gar nicht so leicht, einen so schlechten Start ins Turnier mental wieder herumzudrehen“, sagte der Challenge-Tour-Sieger. „Ich hatte eine gute Einstellung heute. Es hat sehr viel Spaß gemacht.“ Long verbesserte sich mit einer 69 (-2) auf den geteilten 41. Rang bei +5.

Ganz vorne glänzten die Skandinavier Jesper Kennegard aus Schweden und Marcus Helligkilde aus Dänemark. Kennegard spielte mit einer 67 (-4) die geteilt beste Runde des Tages und geht als Führender bei -10 ins Finale. Ein Sieg für den 33-Jährigen würde bedeuten, dass er sich vom 40. Platz in der Rangliste bis in die Top Fünf verbessern würde. Für Helligkilde, der am Samstag drei unter Par blieb, geht es dagegen um den Sieg in der Gesamtwertung. Als Dritter würde ihm der aktuell zweite Rang beim Grand Final reichen, um die Road to Mallorca zu gewinnen.