Tim Wiedemeyer und Leo Tiemann holen sich die Pokale


13. September 2020 ,


 Tim Wiedemeyer vom Münchener GC und Leo Tiemann (rechts) vom Osnabrücker GC sind die Deutschen Meister 2020 in den Altersklassen 16 und 14.
Tim Wiedemeyer vom Münchener GC und Leo Tiemann (rechts) vom Osnabrücker GC sind die Deutschen Meister 2020 in den Altersklassen 16 und 14. | © (Foto: DGV/Matthias Lettenbichler)

Tim Wiedemeyer vom Münchener GC und Leo Tiemann vom Osnabrücker GC sind die neuen Deutschen Meister in den Altersklassen 16 und 14. Auf dem Par-72-Platz des GC Hofgut Praforst in Hünfeld bei Fulda setzen sie sich in stark besetzten Feldern durch und durfen nach drei Turniertagen die Siegerpokale entgegennehmen. Tiemann gelingt dabei ein souveräner Start-Ziel-Sieg mit drei Schlägen Vorsprung vor dem Münchner Benedikt Schuster, Wiedemeyer triumphiert am ersten Extra-Loch des Stechens mit einem Birdie gegen Luca Franck vom GC Mannheim-Viernheim.

Er hatte den Finaltag dieser Deutschen Meisterschaft 2020 mit einem Birdie begonnen, und fünfeinhallb Stunden später beendete er ihn mit einem Birdie, sicherte sich damit im Playoff den ersten DM-Titel seiner Amateurkarriere: Tim Wiedemeyer, Kaderspieler des Münchener Golf Club, hat derzeit einfach einen Lauf.

Letztes Wochenende gewann der 15-Jährige zuhause die Clubmeisterschaft, warf dabei die Topfavoriten des heimischen Traditionsvereins reihenweise aus dem Wettbewerb, Erstliga-Akteure und Club-Professionals inklusive. Mit dementsprechend breiter Brust fuhr er nach Hünfeld, wo die besten deutschen Nachwuchsspieler in diesem Jahr erstmals zur DM der AK 16 und AK 14 gastierten.

Mit einer 68er-Runde startete Wiedemeyer perfekt ins Turnier und teilte nach 18 Löchern Rang 1 mit Paul Ulmrich, Vizemeister der Saison 2019. Die 73 Schläge des zweiten Durchgangs, womit Wiedemeyer auf Platz 3 zurück fiel und zwei Schläge Rückstand auf den Führenden Luca Franck (69+70/-5) vom GC Mannheim-Viernheim hatte, kratzen nicht an seinem Selbstbewusstsein und änderten schon gar nichts am erklärten Ziel, nämlich den Siegerpokal mit nach Hause nach München zu nehmen.

31 Schläge auf den Front Nine

"Ich wusste, dass ich in der Finalrunde früh einige Birdies machen muss, wenn ich Luca noch einholen will", so Wiedemeyer später - entsprechend flugs war er gleich zu Beginn des Tagwerks zur Tat geschritten. Dem Birdie an Bahn 1 folgte eines an Loch 2, fünf Birdies wurden es insgesamt auf den Front Nine - 31 Schläge.

Doch Luca Franck, der nach Runden von 69 und 70 Schlägen mit 5 unter Par und einem Zähler Vorsprung auf Constantin Mons (70+70/-4) vom Hamburger GC in die Finalrunde gestartet war, ließ sich zunächst wenig beeindrucken. Er spielte seinerseits absolut fehlerlos und hielt die Pole-Position mit Birdies an den Löchern 1, 9 und 12. Weil Wiedemeyer seinen Schlaggewinn von Loch 13 an der 15 promt wieder per Bogey verlor, gingen beide schließlich im Gleichschritt mit 8 unter Par auf die letzten Spielbahnen und dem Stechen entgegen - allen Kontrahenten waren sie da schon längst enteilt. Ulmbrich und Mons teilten am Ende Rang 3 mit 3 unter Par.

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Playoff mit Tradition

Das Playoff hat Tradition bei der Deutschen AK16-Meisterschaft. Im letzten Jahr gewann Tim Bertenbreiter am dritten Extra-Loch gegen Paul Ulmrich. Dass diesmal nur ein Extra-Loch nötig war, um die Meisterschaft des Jahres 2020 zu entscheiden, lag an der taktischen Meisterleistung, mit der Tim Wiedemeyer dieses erste Loch des Stechens anging. 374 Meter misst Bahn 10 des GC Hofgut Praforst vom Herrenabschlag bis zum Grün, zwei Bunker engen die Landezone des Drives unangenehm ein, links flankiert ein Wasserhindernis das Fairway. Anders als Luca Franck, der seinen Drive makellos Mitte Fairway platzierte und nur noch 80 Meter ins Grün hatte, entschied sich Tim Wiedemeyer für eine taktisch andere Variante. Er zückte das 5er-Eisen, legte den Ball vor den Bunkern ab und hatte von da noch 155 Meter zur Fahne. Die erledigte das 8er-Eisen souverän, der Ball landete drei Meter hinter dem Flaggenstock und zwirbelte noch einen halben Meter zurück. Was für ein Schlag!

Es war dies vielleicht der erste Moment, in dem der Druck, den Wiedemeyer den ganzen Tag über aufgebaut hatte, sichtbare Wirkung zeigte bei Luca Franck. Dem nämlich geriet sein Schlag zur Fahne zu lang, der Ball kickte wie schon die ganze Woche über in hohem Bogen vom Grün und segelte in den rückwärtigen Sandbunker. Von dort ging es zehn Meter zu weit zurück, und wenig später durfte Tim Wiedemeyer jubeln, denn in Stile eines Champions hatte er seinen Ball aus zweieinhalb Metern zum Birdie und damit zum Sieg bei der Deutschen Meisterschaft 2020 versenkt.

Meisterstück an Spielbahn 10

"Ich spiele", so Tim Wiedemeyer, "normalerweise eigentlich sehr gerne meinen Driver. An 13 oder 14 Bahnen zumeist. Aber heute habe ich ihn nur an fünf Löchern aus dem Bag gezogen. Man muss diese Fairways wirklich taktisch angehen, das habe ich gelernt. Dann hat man auch auf diesem schon sehr anspruchsvllen Platz die Chance auf eine tiefe Runde." Die gelang ihm am Finaltag übrigens zunächst mit 67 Schlägen - das beste Ergebnis der gesamten Woche. Im Playoff machte er dann sein Meisterstück.  

Birdie-Feuerwerk von Benedikt Schuster

Aufholen und früh Schläge gutmachen - das war am Finaltag der Deutschen Meisterschaft der Jungen auch in der Altersklasse 14 die Devise, um Spitzenreiter Leo Tiemann noch abzufangen. Der lag nach Runden von 70 und 71 Schlägen souverän an der Spitze der Konkurrenz, hatte fünf Schläge Vorsprung auf Benedikt Schuster, Tim Wiedemeyers Kollege vom Münchener Golf Club; beide werden dort von PGA Golfprofessional Arne Dickel trainiert.

Mit Stammvorgabe 1,3 war Tiemann nach Hünfeld gereist, nach dem ersten Tag drückte er sie auf 1,0, in die Finalrunde startete er mit 0,8. Für Schuster, der Anfang August Bayerischer Vizemeister geworden war, war damit klar: Angreifen und Druck aufbauen! Was dem Münchner zunächst auch perfekt gelang: Nachdem er an den Löchern 1, 5, 6 und 7 jeweils ein Birdie spielt, bei nur einem Bogey an der 4, trennt ihn plötzlich nur noch ein Schlag von Tiemann, der neben einem Birdie an Bahn 2 Bogeys an den Löchern 3 und 6 notieren muss. Schuster ist dran am Kontrahenten! Doch dann kassiert er an der 7 ein Triple-Bogey, später lippen einige Putts aus und er kann nicht an Tiemann vorbeiziehen. An der 10 schlägt Schuster den Ball vom Fairway direkt ins Loch, doch die Kugel springt wieder heraus. Später an der 17 ballt er schon die Faust zum Jubel übers vermeintlich gerettete Par - doch der Ball umkurvt nur die Lochkante, fällt aber nicht.

Ein makelloser Start-Ziel-Sieg

Am Ende bleibt Tiemann, der seine Finalrunde völlig ruhig und abgeklärt spielt, um seinen Vorsprung weiß und auf den letzten Bahnen nichts mehr riskieren muss, drei Schläge vorn und gewinnt souverän seinen ersten Deutschen Meistertitel. Ein makelloser Start-Ziel-Sieg über drei Runden und 54 Löcher auf einem fairen aber aufgrund seiner Länge insbesondere für die AK14-Spieler sehr anspruchsvollen Golfplatz. Rang 3 geht an Julian Kissling vom GC Hösel, der mit 72 Schlägen eine starke Finalrunde spielt und sich mit gesamt 9 über Par (76, 77, 72) noch auf den Bronze-Rang schiebt.

"Ich fühle jetzt einfach nur Erleichterung", so der AK14-Champion Leo Tiemann. "Auf dieses Ziel habe ich gemeinsam mit meinem Trainer Wolfgang Huget das ganze Jahr über hingearbeitet, dafür hat mich meine Familie das ganze Jahr über unterstützt."

Ein Jahr, das für die Jungen der AK 16 und AK 18 einen herausragenden Höhepunkt gefunden hat bei der Deutschen Meisterschaft im GC Hofgut Praforst in Hünfeld bei Fulda.