Regelfest
Scheffler: Regelglück bei Strandausflug
3. Februar 2025 , Daniel Dillenburg

Die Nummer eins der Welt, Scottie Scheffler, wird für einen verzogenen Drive in Pebble Beach nur bedingt bestraft. Seine Lage am Strand darf er dank einer 2019 eingeführten Regel straflos erleichtern.
„Ich sah einen Ball am Strand, ging runter, fand meinen Ball, bewegte ein paar Felsen, schlug ihn raus, schlug ihn auf das Grün, machte einen Zwei-Putt.” So nüchtern rekapitulierte Scottie Scheffler seinen Strandausflug auf Loch 18 des ikonischen Pebble Beach Golf Links in Runde zwei des AT&T Pebble Beach Pro-Am. Dem vorausgegangen war ein verzogener Drive auf dem abschließenden Par 5, bei dem die Nummer eins der Welt letztlich sogar Glück hatte. Denn sein Ball blieb nicht nur trocken, sondern war auch spielbar. Nach einer kurzen Diskussion mit einem Referee machte sich Scheffler auf den Weg an den Strandstreifen links vom Fairway.
Auf den ersten Blick erschien die Balllage nicht optimal. Scheffler fand seinen Ball inmitten einiger kleiner Steine wieder und hätte bei diesen Bedingungen große Probleme gehabt, zurück auf das Fairway zu gelangen. Doch der 28-Jährige musste sich um die meisten dieser keine allzu große Sorgen machen, denn laut der offiziellen Golfregeln gelten diese als lose hinderliche Naturstoffe, welche seit der Regeländerung 2019 auch in der Penalty Area straflos entfernt werden dürfen (Regel 15.1): „Ein Spieler darf einen losen hinderlichen Naturstoff überall auf dem Platz oder außerhalb des Platzes straflos entfernen und er darf dies auf jede Weise tun (zum Beispiel mit der Hand, dem Fuß, einem Schläger oder anderer Ausrüstung, mit Hilfe anderer oder durch das Abbrechen eines Teils eines losen hinderlichen Naturstoffs).“
Auch Scheffler wusste, wie sehr ihm diese Regel in seiner Situation unter die Arme griff. „Nach den alten Regeln wäre ich wahrscheinlich zum Abschlag zurückgegangen, weil die Felsen um meinen Ball herum lagen und es nicht vorhersehbar war, dass ich den Ball nicht über die Kuppe bekommen würde,“ sagte der gebürtige Texaner. „Aber die Möglichkeit, einige Felsen zu bewegen, hat den Schlag definitiv einfacher gemacht.“ Aber Scheffler musste vorsichtig sein, denn „verursacht das Entfernen eines losen hinderlichen Naturstoffs durch einen Spieler eine Bewegung seines Balls“, erhält der Spieler einen Strafschlag.
Die Beseitigungsaktion verlief erfolgreich. Ein kleiner Stein am Ball war nicht zu entfernen, ohne eine Strafe zu riskieren, aber Scheffler konnte dennoch entspannt mit einem Wedge zurück aufs Fairway spielen und von dort aus das Grün erreichen. Das Par zum Abschluss seiner zweiten Runde ließ Schefflers Puls mit dem Drive zunächst in die Höhe schnellen, doch am Ende dürfte der Weltranglistenerste wieder entspannt in der Scoring Area angekommen sein. Auch dank einer Regel, die noch gar nicht so lang im Regelbuch verankert ist.
Das sagt DGV-Regelfachmann Dietrich von Garn dazu:
Lose hinderliche Naturstoffe zu bewegen ist im Allgemeinen nie ein Problem gewesen, aber wenn hier in dem Bericht darauf eingegangen wird, darf man wohl annehmen, dass der Strand bereits innerhalb der Penalty Area lag, als die das Meer (inkl. Strand) hier gekennzeichnet wurde. Und dann wird auch der Unterschied zu 2018 und früher klar, als es nicht erlaubt war, lose hinderliche Naturstoffe in (damals) Wasserhindernissen zu bewegen. Seit 2019 wird jedoch nicht mehr unterschieden, wo der Ball liegt, wenn es um das Entfernen von Steinen, Ästen und ähnlichen Dingen geht.
Im Gegensatz zu beweglichen Hemmnissen ist es jedoch immer noch so, dass der Ball sich beim Entfernen der losen Naturstoffe nicht bewegen darf. Ist das jetzt eine „böswillige Einschränkung“ der Rechte des Spielers? Nein, denn das Grundprinzip der Regeln besagt, dass man den Platz spielt, wie man ihn vorfindet und den Ball, wie er liegt. Die Regel ist also bereits ein Entgegenkommen und keine Einschränkung. Und wenn man dann noch als Spieler seine Rechte kennt, steht einem nichts im Weg, die Regeln auch zu seinem Vorteil anzuwenden, denn das Regelbuch enthält nicht nur Verbote, sondern auch Rechte.
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