European Open

Lange Tage, tiefe Scores


31. Mai 2024 , Sebastian Burow


Jannik De Bruyn, Tiger Christensen, Nicolai von Dellingshausen, Nick Bachem, Yannik Paul
Jannik De Bruyn, Tiger Christensen, Nicolai von Dellingshausen, Nick Bachem, Yannik Paul | © European Open

Auch am zweiten Tag der European Open wird bis zum letzten Sonnenstrahl gespielt. Ein Deutscher hält sich oben auf dem Tableau und fünf weitere haben gute Aussichten auf Preisgeld und Punkte.

Die 41. European Open auf dem schwierigen Nordkurs der Green Eagle Golf Courses ging auch am zweiten Turniertag bis in die späten Abendstunden. Am Donnerstag zwang dichter Nebel zu einem drei Stunden verspäteten Start. Und am Freitagmorgen wurde mit erneuter Verspätung von drei Stunden begonnen, da in der Nacht zu viel Regen gefallen war und der lange Platz noch Zeit zum abtrocknen benötigte. Gespielt wurde bis um 21.29 Uhr, am Samstagmorgen sollen die noch offenen zweiten Runden ab 7.30 Uhr komplettiert werden.

"Selten habe ich weit nach 21 Uhr noch golfen müssen", musste Matthias Schwab aus dem SalzburgerLand anerkennen. "Es waren wirklich lange Tage und schwere Bedingungen, aber der Platz und insbesondere die Grüns präsentierten sich dennoch in einem für die Umstände sensationell guten Zustand." Der Österreicher konnte jedoch nicht brillieren und musste nach Runden von 74 und 77 Schlägen die Segel streichen. 

Anders erging es einigen Deutschen, allen voran Jannik De Bruyn. Der Mönchengladbacher aus dem National Team Germany hatte am Vortag eine unübertroffene 64er Runde unterschreiben können (-9) und hielt den Score in der Folge am Freitagnachmittag wacker zusammen, so dass er ganz vorne unter den Besten ins Wochenende gehen wird. „Ich kann es gar nicht erklären”, resümierte er und meinte damit, dass er die Birdies "fast gar nicht verhindern konnte". 

Seine zweite Runde begann an Loch 10 gleich mit einem Schlagverlust und es sollten auf seiner ersten Halbrunde noch weitere vier Bogeys folgen. Denen gegenüber brachte De Bruyn aber auch Birdies an den Löchern 13, 2, 4, 7 und 9 auf die Karte.

"Wie ein Neustart an der Eins"

Nach seinem letzten Birdie zur 73er Par-Runde ballte De Bruyn die Faust und erntete gehörigen Beifall. "Ich bin wirklich stolz auf meine Back Nine. Nach den ersten Neun dachte ich, okay, back to reality, und dann war es schön, dass ich mich mit deutlich besseren Schlägen zurückkämpfen konnte. Ich habe die Grüns an den richtigen Stellen getroffen, das war wirklich gut."

Das Gute sei zudem gewesen, dass er gefühlt eine ganz neue Runde an Tee 1 beginnen konnte: "Ich fühlte mich dann einfach wieder frei und konnte die Schläge spielen, wie ich sie mir gewünscht hatte. Ich war aber duchwegs ganz ruhig, da ich ja wusste, dass ich auch mit einer schwachen Runde noch vorne mit dabei gewesen wäre."

"So schmeckt das Abendessen noch besser"

Nach seiner klasse Auftaktrunde sei der Druck schon sehr hoch gewesen. "Ja, es waren so viele Zuschauer an meinem ersten Loch und natürlich war ich sehr nervös. Das war aber vollkommen okay, Darum spiele ich ja Golf, und wenn ich gewinnen will, muss ich auch damit umgehen können." Er habe den Druck also auch genossen. "Wenn Du gut spielst, hast Du auch viele Zuschauer, die Dich verfolgen und Dir zujubeln - das ist, was wir suchen und wünschen."

Es sei aber noch so viel Golf zu spielen und er wolle erst einmal diese Leistung genießen, entspannen und den Tag ausklingen lassen. Und dann einfach Schlag für Schlag in Runde drei angehen und genießen, "im letzten Flight unter den Favoriten anzutreten". Dass am Ende vom Tag Even Par heraus kamen, bedeutete De Bruyn besonders viel: "Das fühlt sich deutlich besser als über Par an, man wurde nicht vom Platz bezwungen. Und natürlich fühlte sich dieses Finish vor Augen meiner Freunde und Familie besonders gut an. So schmeckt das Abendessen noch besser."

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Besonders stark spielten außerdem auch Laurie Canter und Niklas Norgaard mit tiefen Scores auf: Der Däne übernahm mit 69 und 68 Schlägen und insgesamt neun unter Par die frühe Clubhausführung und wurde vom Briten spätabends auf die mit De Bruyn geteilte Position zwei verdrängt. Canter blieb nach 68 Zählern über die komplette Runde fehlerfrei und konnte an der 15 mit einem seltenen Eagle glänzen. Bei -12 ging er als Führender mit drei Zählern Vorsprung aus Tag zwei.

"Ich bin sehr glücklich", sagte Canter, der bislang noch auf seinen ersten Sieg auf der DP World Tour wartet. "Ich habe heute sehr gut geputtet, das Ballstriking war sehr solide auch." Die Nummer 224 der Welt zeigt auf dem längsten Platz der Tour bislang eine fast fehlerlose Vorstellung. "Das einzige Bogey bislang war ein Drei-Putt, das nervt dann natürlich", so Canter weiter, der das Layout des Nord Course lobte. "Es testet jeden Teil deines Golfspiels und ich bin sehr glücklich, mich hier gut geschlagen zu haben die letzten beiden Tage. Der Platz hat sich sehr gut gehalten bei diesen schwierigen Bedingungen".

Sechs Deutsche im Cut

Hinter De Bruyn konnten zumindest fünf weitere Deutsche die Cut-Marke unterbieten. Team-Germany-Hoffnungsträger Tiger Christensen ließ sich auch von einem doppel-Bogey von Loch 12 nicht aus der Ruhe bringen verbesserte sich nach 74 Schlägen mit einer starken 68er Runde mit fünf seiner insgesamt acht Birdies auf seinen Back Nine bis auf vier unter Par (T15).

Der Hamburger Amateur meinte: "Ich habe gestern noch ein wenig an meinen Eisen gearbeitet und ich denke, ich habe mir heute ziemlich viele Birdie-Chancen gegeben und konnte auch viele davon verwandeln – was natürlich gut war." Der Lokalmatador freut sich nun "auf viele Zuschauer morgen, das war heute zu Beginn auch schon echt toll vor so vielen Menschen zu spielen und das ist natürlich vor allem in Hamburg genau das, was man haben will".

Nicolai von Dellingshausen (71+73/-2), Nick Bachem (72+74/Par), Yannik Paul (74+72/Par), Yannick Schütz (75+72/+1) sowie Tim Tillmanns lagen am Ende des langen Tages besser als die Cut-Linie. Letzterer bei Level Par nach Loch 13 und noch fünf Bahnen am Samstagmorgen zu spielen. (Anm. d. Red.: Ein Bogey auf seiner 14. Bahn und ein Doppel-Bogey in der Folge machten den Traum vom Wochenende mit einer 76 und insgesamt +3 zunichte.)

Besonders bitter wird der Beigeschmack für Hurly Long bleiben, denn nach einer 79 sollte eine starke 70er Runde (-3) nicht für den Sprung ins Hauptfeld reichen. Ebenfalls nicht mehr am Wochenende dabei sind Marcel Siem und Max Kieffer, die im vergangenen Jahr noch als gemeinsame Zweitplatzierte für Stimmung auf den Naturtribünen gesorgt haben. 

Da die zweite Runde an einem langen Freitag um 21.29 Uhr abgebrochen und nicht beendet werden konnte, werden einige Stars am Samstagmorgen ab 7.30 Uhr nochmals ran müssen, um diese zu komplettieren. Somit gilt es, für den einen oder anderen Hoffnungsträger noch zu bangen und die Daumen gedrückt zu halten.

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