DGL 2023
Diesmal souverän: Damen des GC St. Leon-Rot gewinnen den Spieltag und die Liga
25. Juni 2023 , Matthias Lettenbichler
Eindrucksvoll rücken die Damen des GC St. Leon-Rot in der 1. Bundesliga Süd der Deutschen Golf Liga presented by All4Golf die Kräfteverhältnisse zurecht, gewinnen den 4. Spieltag auf dem Platz des Stuttgarter Golfclub Solitude souverän und machen damit vorzeitig auch Platz 1 in der Ligatabelle perfekt. Was ebenfalls schon feststeht: Beim Liga-Finale im Juli auf dem Platz des Münchener GC dürfen sich die Fans auf zwei überaus spannende Duelle freuen.
Mönsheim – In hohem Tempo joggten sie gemeinsam am Rand der 5. Spielbahn entlang, offenbar in großer Eile, und völlig unbeeindruckt davon, dass die Sonne heiß vom Himmel brannte und schon das bloße Zusehen anstrengend war, als Sebastian Buhl und Frederic Fass da auf das Plateau des 5. Grüns des Stuttgarter GC Solitude in einem Tempo hinaufliefen als gebe es dort oben Freibier oder sonst eine sagenhafte Erfrischung. „Wir wollten eigentlich nur schnell wegkommen vom Fairway und weiter zu unseren Spielerinnen“, erklärte Buhl tags darauf die kleine Dauerlauf-Einlage, die der Damen-Cheftrainer und der Leistungssport-Koordinator des GC St. Leon-Rot da am Samstagnachmittag bei 35 Grad im nicht vorhandenen Schatten eingelegt hatten. Ein bisschen erklärt dieser Zwischenspurt der beiden Verantwortlichen der Bundesliga-Damen des GC St. Leon-Rot, weshalb es auch in der Saison 2023 bestens läuft beim Kraichgau-Club, der seit Jahren ein Abonnement auf ein Ticket fürs Final Four der Deutschen Golf Liga presented by All4Golf hat, und auch auf Platz 1 am Ende der Liga-Saison.
Diesen ersten Platz haben die Damen des GC St. Leon-Rot am Wochenende auf dem Platz des Stuttgarter GC Solitude äußerst souverän und einmal mehr vorzeitig perfekt gemacht, mit dem in diesem Jahr dritten Tagessieg und einen Vorsprung von diesmal insgesamt 37 Schlägen. Mit 9 über Par nach zwei Einzel- und einer Vierer-Runde verwiesen Buhls Damen die Spielerinnen des Stuttgarter GC Solitude klar auf Rang 2, wo den Gastgeberinnen aber immerhin eine Punktlandung gelang: Mit 46 über Par lag das Erstliga-Team von Trainer Heiko Burkhard nach 54 Löchern exakt einen Schlag vor dem 1. GC Fürth (+47). Rang 3 ging mit 55 über Par an die Spielerinnen des Münchener GC, die nach 36 Löchern noch Position 2 behauptet hatten, aber am Sonntag eine durch die Bank schwache Finalrunde ablieferten. Schlusslicht auch in Stuttgart: Die Damen des GC München Valley, die sich mit 71 über Par in die Ergebnisliste eintrugen. St. Leon-Rot machte damit am vierten Spieltag der Deutschen Golf Liga presented by All4Golf den vierten Saisonsieg perfekt. Den vierten? Ja, den vierten!
Einschub: Vierter (!) Saisonsieg für St. Leon-Rot
Hier ist es nun an der Zeit für einen kleinen aber doch recht wichtigen Einschub und eine Erklärung: Nach dem dritten Spieltag auf dem Platz des GC München Valley hatten sich die Spielerinnen des Münchener GC als Tagessieger feiern lassen, mit 27 über Par lag das Team von Trainer Pascal Proske einen Schlag vor den Damen des GC St. Leon-Rot und brachte dem Ligafavoriten die erste Saisonniederlage bei. Vermeintlich. Denn wie sich knapp zwei Wochen später herausstellte, hatte das Münchner Vierer-Gespann Marie-Agnes Fischer/Marie Coors am Samstagnachmittag in Valley einen falschen Score unterschrieben; die 75 war keine 75, sondern eigentlich eine 76, das Ergebnis an Bahn 8 kein Par, sondern ein Bogey. Die Folge: Anstatt den schwachen Vierer von Annabelle Sapper und Theresa Steinberg und deren +11 zu streichen, wurden Fischer/Coors nachträglich disqualifiziert und deren Spielergebnis damit vollständig gestrichen, womit automatisch die 83er-Runde von Sapper/Steinberg mit in die Wertung kam. Mit der Folge, dass der Münchener GC nicht mehr +27 für den Spieltag notierte, sondern +35 – und auf den zweiten Platz hinter St. Leon-Rot zurück fiel. Damit gingen fünf Zähler für den Tagessieg an St. Leon-Rot und nur vier an den Münchener GC. Der Club aus St. Leon-Rot hat damit bisher alle vier bisherigen Spieltage der 1. Bundesliga Süd der Deutschen Golf Liga presented by All4Golf für sich entschieden. Münchens Cheftrainer Pascal Proske hatte den Fehler in der Vorbereitung auf den vierten Spieltag auf der Online-Scorekarte von Fischer/Coors entdeckt und dies unverzüglich der DGL-Spielleitung gemeldet. Proske auf Anfrage: „Für uns war sofort klar, dass wir das melden, denn es lag kein bloßer Übertragungsfehler von der Scorekarte ins Internet vor, wir hatten vielmehr tatsächlich einen falschen Score unterschrieben; obendrein hätten wir den Spieltag auch mit dem richtigen Score, also der 76 nicht gewonnen, denn uns trennte von St. Leon-Rot ja nur ein einziger Schlag.“ Damit nachträglich also Fairplay des Teams MGC auf ganzer Linie.
Par-5-Quote und Birdie-Rate
Soweit der Einschub, und damit zurück nach Stuttgart, zum Zwischenspurt von Sebastian Buhl und Frederic Fass. Die nämlich hatten sich für das Wochenende in Stuttgart vorgenommen, mit ihrem Team endlich einmal einen überzeugenden Start-Ziel-Sieg einzufahren, was an den drei Spieltagen zuvor noch nicht so recht gelingen wollte. „Es war ein anstrengendes Wochenende in Stuttgart, aber vor allem waren die Vorbereitungswochen auf dieses Wochenende anstrengend“, so Buhl. „Ich habe das Team in einer relativ kurzen Leine gehalten, denn wir haben uns an den ersten drei Bundesliga-Spieltagen schwer getan, die Trainingsinhalte auf den Platz zu bringen. Das ist uns jetzt hier in Stuttgart deutlich besser gelungen. Insbesondere die Par-5-Quoten und die Birdie-Rate pro Spielerin wurde deutlich verbessert“, so der Chefcoach der SLR-Damen.
Sich selbst und den Kollegen Fass nahm er dabei ebenso in die Pflicht und beide intensivierten die Betreuungsarbeit und das Coaching während der Runden in Stuttgart intensiv und sausten dementsprechend auch mal im verschärften Laufschritt über den Platz, um noch die eine oder andere Spielerin am Abschlag oder am Grün zu erreichen und zu unterstützen. Mit Erfolg: 18 Schläge auf den Münchener GC betrug der Vorsprung nach den Runden 1 und 2 des vierten Spieltags, nach 54 Löchern waren es 37 gegenüber den zweitplatzierten Damen des Stuttgarter GC Solitude.
„Wir haben uns am Ende auf der sehr herausfordernden Anlage in Stuttgart, die sich in wirklich beeindruckender Art und Weise präsentiert hat, am Ende doch sehr souverän durchgesetzt. Wir sind dankbar, froh und stolz, dass wir nun schon vorzeitig fürs Final Four qualifiziert sind“, so Buhl. „Das war eine sehr geschlossene Teamleistung, und ich bin froh, dass meine Spielerinnen nun doch allmählich sehr gut in Schwung kommen.“ Was am Wochenende insbesondere für Anni Eisenhut galt, die am Samstag und Sonntag mit -1 und -3 die jeweils besten Einzel ihres Clubs ablieferten, Charlotte Back sogar die beste Runde des Turniers.
„Ich hatte einen ganz entspannten Tag, mit sehr gutem langem Spiel, und ich habe viele gute Eisen ins Grün reingehauen und 17 Grüns getroffen. Leider habe ich nicht sehr gut geputtet, dann aber immerhin doch zwei Putts zum Birdie gemacht und an der 18 sogar zum Eagle eingelocht“, kommentierte Charlotte Back ihre 69. Wobei auch der Nationalspielerin des Golf Team Germany klar ist, dass die richtig anstrengenden Wochen jetzt erst so richtig losgehen: Ab sofort beginnt für die Damen des GC St. Leon-Rot das Feintuning fürs Final Four – am fünften Liga-Spieltag am 22. und 23. Juli geht es nochmal für einen Abstecher in den Münchener GC, und dann sich alle Augen auf das Final Four am ersten August-Wochenende im GC Pfalz gerichtet. Gute Nachricht für das Jogging-Duo Buhl/Fass: Der Platz dort ist topfeben, und der läuferische Leistungsanspruch weit nicht so groß wie im Stuttgarter GC Solitude.
Abstiegsduell in München
Während Spieltag 5 für St. Leon-Rot also wohl kaum mehr wird als eine sehr gute Generalprobe für den großen DGL-Showdown mit den Teams des Nordens der Republik, ist das nächste Stelldichein für die weiteren vier Teams der 1. Bundesliga Süd der Damen jeweils von entscheidender Bedeutung: Zwischen Stuttgart und München fällt die Entscheidung ums zweite Ticket fürs Final Four – wer sich vor dem anderen platziert, fährt in die Pfalz. Beide Teams haben aktuell 13 Punkte gesammelt, können weder St. Leon-Rot noch von der Spitze verdrängen noch auf den Abstiegsplatz abrutschen. Das Abstiegsduell machen der 1. GC Fürth mit aktuell acht Punkten und der GC München Valley unter sich aus, der bisher sechs Punkte gesammelt hat. Wobei Fürth die bessere Ausgangsposition nicht nur aufgrund der beiden Zähler mehr auf dem Konto hat, sondern auch durch die insgesamt wenigeren Schläge.
Entsprechend optimistisch sieht Michael Heffner, Trainer der Damen des 1. GC Fürth, dem Spieltag in München entgegen: „Wir haben jetzt zwei Punkte Vorsprung, wegen des deutlich besseren Schlagverhältnisses gegenüber Valley sind es gefühlt sogar drei Punkte. Auch in München werden wir sehr gut besetzt und bereit sein, und ich bin mir sicher, dass wir dann auch unser Saisonziel, den Klassenerhalt, auf jeden Fall einhalten können.“
Mit Platz 3 in Stuttgart zeigte sich Heffner „im Grunde schon sehr zufrieden und glücklich, denn es ist unsere beste Platzierung bisher überhaupt in der 1. Liga“. Zugleich aber trauerte er ein wenig dem so knapp verpassten 2. Platz nach – Gastgeber Stuttgart lag nach 54 Löchern nur einen einzigen Schlag vorne auf einem Platz, der „alle Fähigkeiten gefordert hat“, so Heffner anerkennend zur Golfanlage in Mönsheim. Was ihm am Auftritt seines Teams besonders gut gefallen hat: „Wir müssen unser Leistungspotenzial noch viel besser abrufen, auch in Stuttgart war noch viel Luft nach oben. Aber wir hatten an diesem Wochenende zum ersten Mal ein gutes Mindset, sind rausgegangen und haben den klaren Fokus gehabt, Punkte zu holen. Wir haben uns nicht als den Underdog gesehen, sondern mit dem Selbstverständnis aufgeteet, dass wir in die 1. Bundesliga gehören. Das konnte ich erstmals wirklich wahrnehmen, und das ist ein riesiger Schritt, der uns auch im MGC helfen wird – und hoffentlich auch für die nächste Saison in der 1. Bundesliga.“
Fürth fährt also mit viel Selbstvertrauen nach München, wo Valley auf eine Überraschung hoffen muss: Zum dritten Mal in dieser Saison konnte das Team von Trainer Sixten Rigol nur einen Zähler aufs Haben-Konto buchen, wie schon in St. Leon-Rot und in Fürth blieb nach drei Durchgängen auch in Stuttgart nur der 5. und damit letzte Platz. Was für einen Hoffnungsschimmer beim Club aus dem bayerischen Voralpenland sorgt: 2022 konnte Valley den Spieltag in München gewinnen, der Platz liegt den Spielerinnen also ganz offenbar. Was freilich auch für die Damen des 1. GC Fürth gilt, die in den letzten Jahren eben auf dem Parcours des MGC in Straßlach-Dingharting zweimal den Aufstieg in die 1. Bundesliga perfekt gemacht haben; spannender könnte das Setup für das Kellerduell also kaum sein.
Kampf ums zweite Final-Four-Ticket
Ein Umstand, der gleichermaßen für den Wettstreit um Platz 2 in der finalen Ligatabelle gilt, und damit für den Kampf um die zweite Eintrittskarte fürs Final Four: Nach dem Punktabzug für den Münchener GC in Valley am dritten Spieltag und dem vierten Platz der Münchnerinnen in Stuttgart sowie dem zweiten Rang der Stuttgarter Gastgeberinnen, belegen beide Teams – München und Stuttgart – mit 13 Zählern nun punktgleich Rang 2 der Tabelle. Heißt: Wer vor dem anderen liegt in München, führt zum Final Four.
Die Spielerinnen des Münchener GC hatten sich in Stuttgart in den Runden 1 und 2 noch äußerst souverän präsentiert und lagen mit 21 über Par einen Zähler vor den Gastgeberinnen auf Rang 2. In den Sonntagseinzeln machten die Damen von Pascal Proske dann aber „zu wenige Up & downs“ und trafen „zu viele schlechte Entscheidungen“, so der MGC-Coach, womit sein Team letztlich auf Rang 4 durchgereicht wurde. Ganz anders die Stuttgarterinnen, die sich zuhause auf Rang 2 kämpften und sich damit erfolgreich für Rang 5 im Vorjahr rehabilitierten.
„Wir sind super happy – es hätte nicht besser laufen können“, zeigte sich Stuttgarts Trainer Heiko Burkhard entsprechend erleichtert nach dem Auftritt vor eigenem Publikum. „Wir werden jetzt mit München am letzten Spieltag den Einzug ins Final Four ausmachen, und wir hoffen natürlich, dass wir da nochmal alle und alles mobilisieren können, um dann im August tatsächlich im GC Pfalz dabei sein zu können.“
Alle und alles mobilisieren – das umfasst auch den Einsatz von Professional Aline Krauter, die auf dem Parcours des Münchener GC erstmals für ihren Club zum Schläger greifen könnte. Ebenso ruhen die Hoffnungen auf Longhitterin Helen Briem, die zuletzt starke Leistungen zeigte. „Wir mögen den Platz in München, er liegt uns, und wir haben da viele gute Erinnerungen“, so Heiko Burkhard. Der nichts dagegen hätte, wenn im Juli eine weitere ganz besonders gute Erinnerung dazu kommt.
Die Platzierungen des 4. Spieltags
1. Platz GC St. Leon-Rot +9
2. Platz Stuttgarter GC Solitude +46
3. Platz 1. GC Fürth +47
4. Platz Münchener Golf-Club +55
5. Platz GC München Valley +71
Endergebnis >>>
Die Ligatabelle nach dem 4. Spieltag
1. Platz GC St. Leon-Rot 20 Punkte
2. Platz Münchener GC 13 Punkte
3. Platz Stuttgarter GC Solitude 13 Punkte
4. Platz 1. GC Fürth 8 Punkte
5. Platz GC München Valley 6 Punkte