Discgolf

Der Trend zur Scheibe


5. März 2023 , Felix Grewe


Scheibenwerfen: Beim Discgolf müssen Frisbees in Körben versenkt werden.
Scheibenwerfen: Beim Discgolf müssen Frisbees in Körben versenkt werden. | © Christian Petersen/Getty Images

Discgolf erfreut sich vor allem in den USA großer Beliebtheit. Aber auch hierzulande werfen immer mehr Spieler mit Scheiben auf Körbe. Was den Trendsport ausmacht und wie ein 17-jähriger Amerikaner die Profiszene aufmischt.

Haben Sie schon einmal Discgolf gespielt? Falls Sie gerade keine Idee haben, was gemeint ist, kommt hier die kurze Erklärung: Beim Discgolf werfen Sie mit einer Scheibe auf Fangkörbe. Es gibt wie beim echten Golf in der Regel 18 Spielbahnen und das Ziel besteht darin, die Runde mit so wenigen Würfen wie möglich zu absolvieren. Die Bahnen sind je nach Parcours und Schwierigkeitsgrad zwischen 40 und 250 Meter lang. Die Sportart ist in den 70er-Jahren in den USA entstanden. Laut des Weltverbands, der Professional Disc Golf Association (PDGA), gibt es weltweit etwa eine halbe Million aktive Spieler, acht bis zwölf Millionen Menschen sollen schon einmal Disc Golf gespielt haben. 

Steiler Aufstieg eines 17-Jährigen

Einer, dessen Leidenschaft für diesen Sport kaum größer sein könnte, ist der Amerikaner Gannon Buhr. Der 17-Jährige kommt aus Urbandale im US-Bundesstaat Iowa und gehört trotz seines jungen Alters bereits zu den besten Discgolf-Spielern der Welt. Allein 2022 verdiente der Schüler, er besucht die Waukee Northwest High School, knapp 90.000 Dollar (insgesamt in seiner Karriere schon mehr als 100.000 Dollar) was eine Menge ist, da sich die Preisgelder im Discgolf im Vergleich zum echten Golf in bescheidenen Verhältnissen bewegen. Auf der PDGA Tour werden in einem ganzen Jahr gerade einmal rund Millionen Dollar an alle Spieler verteilt, die Weltmeisterschaft ist mit 100.000 Dollar dotiert. 


Ein Superstar der Szene

Buhr ist in den vergangenen Monaten ein Star geworden in seiner Heimat, wird auf der Straße angesprochen, nach Selfies und Autogrammen gefragt. „Bis zu einem gewissen Grad ist das schon cool. Manchmal möchte ich aber einfach nur rausgehen, trainieren und die Welt ausblenden“, wird Buhr auf dem amerikanischen Portal golfweek.usatoday.com zitiert, das ihm kürzlich eine große Geschichte widmete. 

Buhr spielte früher auch Golf, probierte sich im Baskeball und im Baseball – aber kein Sport faszinierte und begeisterte ihn so wie Discgolf. Als er neun Jahre alt war, warf er seine ersten Scheiben auf einen Korb im Garten der Nachbarn. Er schaute sich YouTube-Videos an und studierte die Techniken der besten Spieler, um sie zu kopieren. Sein Idol: Will Schusterick, einer der Superstars in der Discgolf-Szene. Die beiden kennen sich, natürlich. 

Training im Keller

Buhrs Werdegang zeigt, was selbst in einer Sportart, die eher unter dem Radar der öffentlichen Aufmerksamkeit stattfindet, möglich sein kann. 2015 bestritt der Junge sein erstes Turnier, da war er gerade einmal zehn Jahre alt. Im gleichen Jahr gewann er seinen ersten Titel und kassierte 70 Dollar, die er in neue Scheiben investierte – so erzählt es Tommy Birch in seiner Story auf golfweek.usatoday.com. Buhr wurde zunehmend ehrgeiziger, verwandelte den Keller zuhause in ein kleines Trainingscenter, wo er Würfe und das Putten (ja, der Begriff wird auch beim Discgolf verwendet) üben konnte. 2017 glückte Uhr dann er erste große Coup: Er gewann die PDGA (Professional Disc Golf Association) Amateur und Junior Disc Golf World Championship. Ein Jahr später feierte er bereits acht Turniersiege. 2021 folgte dann der nächste große Schritt: Buhr trat der Disc Golf Pro Tour bei, der höchsten Wettkampfstufe – er war nun offiziell Profi. Im Oktober 2022 gewann er als jüngster Spieler der Geschichte eine der wichtigsten Veranstaltungen des Sports, die United States Disc Golf Championship. Sein Lohn: 25.000 Dollar Preisgeld.
 

Im Video: So funktioniert Discgolf


Mehr als 100.000 Dollar Preisgeld

Buhr lebt heute das Leben eines Profisportlers – der nebenbei noch zur Schule geht. Dort räumt man ihm zwar viele Freiheiten ein, so wie es im Idealfall auch in anderen, populäreren Sportarten bei jungen Talenten gehandhabt wird. Allerdings: Schule, Training und Wettkämpfe gleichermaßen zu priorisieren, stellt auch ihn zuweilen vor Herausforderungen, wie er nach seinem Sieg bei der United States Disc Golf Championship berichtete.  Er hat bis heute 24 Turniere gewonnen, mehr als 100.000 Dollar Preisgeld verdient, dazu kassiert er Einnahmen durch Sponsoren. Auf Instagram verfolgen inzwischen mehr als 31.000 Follwer seinen Beiträgen, die ihn meistens dabei zeigen, wie er Scheiben wirft und an seiner Technik feilt. Daran, dass noch viele große Titel hinzukommen werden und seine Fangemeinde weiterwachsen wird, besteht kaum Zweifel. 

126 Discgolf-Anlagen in Deutschland

Gut möglich, dass Buhr in den nächsten Jahren dazu beitragen kann, seinen Sport in den USA noch bekannter zu machen. Derzeit gibt es weltweit rund 10.000 Discgolf-Anlagen, 7.500 davon in den Vereinigten Staaten. In Deutschland bewegt sich Discgolf bislang noch in einer noch kleineren Nische. Der Sport ist an den Frisbeesport-Verband angebunden, der die Zahl der Discgolfer hierzulande auf rund 3.000 schätzt. Gespielt wird auf 126 Anlagen, allerdings verfügen nicht alle über 18 Bahnen und Körbe. Der erfolgreichste deutsche Spieler ist Simon Lizotte, 30, der die GermanTour, eine deutsche Turnierserie, mehrfach gewann, sechsmal Deutscher Meister und zweimal Europameister war und zu den besten Spielern der Welt zählt. Er lebt inzwischen in den USA. Auf YouTube folgen ihm 168.000 Abonnenten – Tendenz steigend. Der Trend zur Scheibe nimmt zu. 


 

Im Video: Das ist Deutschlands bester Discgolfer