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Kordas Tränen nach bewegtem Jahr


15. November 2022 , Thomas Fischbacher


Zurück an der Spitze: Nelly Korda
Zurück an der Spitze: Nelly Korda | © Mike Ehrmann/Getty Images

Für Nelly Korda schließt sich mit dem Sieg bei der Pelican Womens Championship ein Kreis. Es ist das versöhnliche Ende eines Jahres, das im Frühjahr einen Schockmoment bereithält.

Nelly Kordas Sieg bei der Pelican Women's Championship am Sonntag war ein emotionaler. Die Solheim-Cup-Spielerin kämpfte beim Interview nach der Runde mit den Tränen. Nicht nur, weil sie mit dem ersten Titel des Jahres wieder die Spitze der Weltrangliste erklimmen konnte – sie löste die 19-jähriger Thailänderin Atthaya Thitikul ab – sondern auch, weil 2022 ein Jahr war, dass nicht nur sportliche Höhen mit sich brachte. 

Korda bekam die Liebe zum Leistungssport in die Wiege gelegt. Ihr Vater Petr war ein ehemaliger Weltklasse-Spieler, der sich mit Becker, Stich, Sampras und Co. duellierte. Auch ihre Mutter Regina nahm als Tennisspielerin an Olympischen Spielen teil. Kaum verwunderlich, dass auch die drei Korda-Kinder früh ihre Begeisterung für Sport auf allerhöchstem Niveau entdeckten – und allesamt auch das nötige Talent dazu aufweisen konnten. Nelly und Jessica entwickelten sich zu Top-Spielerinnen auf der LPGA Tour, der jüngere Bruder Sebastian hat sich mittlerweile auf Position 34 der ATP-Weltrangliste vorgearbeitet. 
 


Der Schock im Frühjahr

Das so fest in der Familie verankerte Streben nach Leistung, Titeln und Rekorden fand für Nelly Korda im Frühjahr ein abruptes Ende. Nach ihrem furiosen Auftritt im Jahr 2021 mit Major-Titel, olympischer Goldmedaille sowie zwei weiteren Siegen musste sie die Golfschläger ruhen lassen. Bei einem Sponsorentermin bemerkte sie ein komisches Gefühl in ihrem Arm, das sie beunruhigte. Ein Ultraschall in der Notaufnahme stellte die Ursache fest: ein Blutgerinnsel in einer Vene im Oberarm. Eine Operation war nötig, die sie gut überstand. Doch es folgte eine Zeit der Ungewissheit. 

Dieses Gefühl, nicht zu wissen, wie es weitergehen würde, beängstigte das Ausnahmetalent, wie sie in einem Gespräch mit Golfweek verriet. “Natürlich bekommt man eine Diagnose, und ich wusste nicht viel darüber. Ich wusste natürlich, dass ich ein Blutgerinnsel hatte, aber ich wusste nicht, was der nächste Schritt sein würde. Als Golferin habe ich das Gefühl, dass mein Leben durchgeplant ist. Ich weiß, wohin ich als Nächstes gehe, ich weiß, was ich als Nächstes tun werde, oder ich hoffe, dass ich das weiß. Es ist einfach beängstigend, nicht zu wissen, was ich tun soll oder was mein nächster Schritt ist."

Comeback bei der US Womens Open

Monate vergingen, ehe die beste Spielerin der Welt wieder einen Schläger schwingen konnte. Eine ungewohnte Situation für die 24-Jährige, die es bisher nicht gewohnt war, körperlich nicht voll einsatzbereit zu sein. Korda biss sich durch diese Phase und meldete sich zur US Womens Open zurück. An ihre Top-Leistungen des Vorjahres konnte sich jedoch zunächst nicht anknüpfen. 

Zwar verbuchte sie auch 2022 einige Top-Ergebnisse, inklusive eines Siegs feierte sie beim Gastspiel bei der Team Series der Ladies European Tour in Sotogrande. Im Herbst verpasste sie aber erstmals seit 2018 zwei Cuts in Folge. Grund genug für die nun wieder beste Spielerin der Welt, noch härter am Spiel zu arbeiten. Mit Erfolg. 

"Bin drangeblieben…"

Exakt ein Jahr nach ihrem bislang letzten Sieg auf der LPGA Tour bei der Pelican Womens Championship verteidigte sie nun ihren Titel. Erneut hatte sie im Duell mit Lexi Thompson die Nase vorne – und stand mit feuchten Augen beim Interview. 

"Es ist wunderbar", kommentierte sie mit schluchzender Stimme. "Es war ein hartes Jahr, ich habe zuletzt zwei Cuts verpasst, aber ich bin drangeblieben und habe hart gearbeitet. Es fühlt sich wirklich gut an, jetzt wieder an der Spitze zu stehen."

Ab Donnerstag wird die Amerikanerin beim Saisonfinale abschlagen und alles versuchen, auch nach der Tour Championship in Florida noch an der Spitze der Weltrangliste zu stehen. Um dann in aller Ruhe abzuschließen mit diesem Jahr schwierigen Jahr.
 

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