LET & LPGA

Hoffnung auf den großen Durchbruch


19. Oktober 2022 , Thomas Fischbacher


Folgt der große Durchbruch? Ein Blick auf sechs Top-Talente
Folgt der große Durchbruch? Ein Blick auf sechs Top-Talente | © LET

Sie sind frisch auf der Tour und haben große Ziele: Ein halbes Dutzend deutsche Top-Talente, denen zuzutrauen ist, so richtig durchzustarten.

Chiara Noja

Als einige der besten Spielerinnen der Welt zuletzt in New York abschlugen, fiel eine der jüngsten im Feld besonders auf: die 16-jährige Chiara Noja, geboren in Berlin, wohnhaft in Dubai. Das Top-Talent mit dem kraftvoll-eleganten Schwung erspielte sich mit Platz elf im prominent besetzten Feld ihr bestes Ergebnis auf der Ladies European Tour. Noja, die im Interview mit Golf.de vor der Saison bereits bekräftigt hatte, große Ziele zu verfolgen und irgendwann an der Spitze der Weltrangliste stehen will, erlebte ein eindrucksvolles erstes Jahr im Profi-Zirkus. Sie feierte ihren ersten Titel bei der Amundi Czech Ladies Challenge und sammelte neun weitere Top-Zehn-Platzierungen, ehe der Aufstieg bereits vorzeitig feststand. Zwischenzeitlich absolvierte die junge Deutsche 15 Turniere in Folge.

Im Anschluss an die intensive Turnierphase verweilte Noja in ihrer Heimat Dubai, um sich für ihren Schulabschluss vorzubereiten. "Es war definitiv eine sehr lange Saison mit vielen Höhen und Tiefen", analysierte die 16-Jährige. "Ich habe meinen ersten Profi-Sieg errungen, also kann ich in dieser Hinsicht nicht unzufrieden sein. Es war lohnend und schön, alles auf einmal zu schaffen. Dass ich jetzt meine LET Card bekommen habe, hat mir und hoffentlich auch allen anderen bewiesen, dass ich es kann und dass ich es verdiene, hier zu sein. Ich bin auf jeden Fall froh, dass ich nicht zur Q-School gehen muss und mich jetzt in der Nebensaison auf mein Studium konzentrieren kann."
 


Patricia Isabel Schmidt

Alex Cejka war einst als Iron Man bekannt. Der Spitzname entstand, da sich der Deutsche kaum einmal eine Woche Pause gönnte. Ähnlich eifrig war in dieser Spielzeit Patricia Isabel Schmidt. Die Deutsche spielte in dieser Saison als einzige Spielerin bei allen 19 Events der LET Access Series – und das durchaus erfolgreich. Neben ihrem Sieg bei der Big Green Egg Swedish Match Play im Lochspiel-Format sammelte die 27-Jährige unter anderem zwei zweite Plätze bei der Flumserberg Ladies Open und the Trust Golf Links Series. Damit qualifizierte sich die Schwäbin vom Golfclub Kirchheim- Wendlingen als Vierte der Gesamtwertung souverän für die Ladies European Tour.

Es war ein eindrucksvoller Auftakt in die Profi-Karriere, die für Schmidt nach dem Abschluss eines Maschinenbau-Studiums so richtig begann. "Von dem Tag an, an dem ich zum ersten Mal darüber nachdachte, Profi zu werden, bis zu dem Tag, an dem ich meinen Traum leben konnte, waren es ein paar herausfordernde Jahre. Viele Höhen und Tiefen und sicherlich auch viele Trainingseinheiten haben mir geholfen, viel über mich selbst zu lernen und mich als Person zu entwickeln und zu wachsen", sagte Schmidt auf Instagram. "Mein größtes Highlight war natürlich der Match-Play-Sieg und die ganze Woche darum herum, weil es mein erster Sieg war, und ich bin sicher, dass das niemand jemals vergisst", fasst sie zusammen. "Aber die ganze Saison und der Erhalt der LET-Karte ist ein großes Highlight in meiner Karriere. Eine weitere große Erfahrung war, zum ersten Mal in diesem Jahr in der Finalgruppe zu spielen. Ich musste mich einfach an diese Situation gewöhnen und mich wohlfühlen."
 


Sophie Witt

Was Noja und Schmidt in der kommenden Saison bevor steht, hat Sophie Witt bereits hinter sich: ihre Rookie-Saison auf der Ladies European Tour. Die 19-Jährige vom GC Hubbelrath hatte sich bei der Q-School 2021 in La Manga ihre Spielberechtigung für das Oberhaus erkämpft. Bereits nach dem zweiten Turnier in Saudi-Arabien hatte sie bewiesen, dass sie auch bei den erfahrenen Top-Spielerinnen der Ladies European Tour gut mithalten kann.

Als eine der jüngsten Teilnehmerinnen hatte sie früh geführt, und kam als geteilte Zehnte über die Ziellinie. Ein Top-Ten-Ergebnis beim zweiten Start – ein vielversprechender Auftakt. Es folgten weitere Spitzenresultate: Witt beendete die Aramco team-Series in London auf Platz neun, wurde Dritte bei der Big Green Open und schaffte zuletzt bei sechs Turnieren in Folge den Cut. In der Saisonwertung liegt sie als fünftbeste Neueinsteigerin auf dem 44. Rang. Alles in einem eine ganz und gar nicht selbstverständliche erste Saison auf der Tour, die definitiv Lust auf mehr macht.  
 


Alexandra Försterling

Und dann führte Alexandra Försterling bei ihrem ersten LET-Event als Profi plötzlich die Swiss Ladies Open plötzlich an. Die 22-Jährige setzte sich nach fünf Birdies auf den ersten acht Löchern ihrer Finalrunde an die Spitze des Leaderboards. Die Berlinerin, die bei der US Womens Open in diesem Jahr bereits Major-Luft schnuppern durfte, war bei ihrem Profi-Debüt die Gejagte und hatte unter anderem die schwedische Überfliegerin Linn Grant im Nacken. Über weite Strecken des Finaltags ließ sich Försterling, die nur dank einer Einladung ins Feld gerutscht war, keine Nervosität anmerken – und wurde am Ende geteilte Vierte.

Die gebürtige Berlinerin und Mitglied beim G&LC Berlin-Wannsee. College-Golf spielte sie in Arizona, wo sie unter anderem den Titel beim PING/ASU Invitational 2022 holte. Weitere Amateurerfolge in ihrer noch jungen Karriere: Platz 3 bei der World Amateur Team Championship 2022, Sieg bei der German International Ladies Amateur Championship 2021 sowie Teilnahme am Junior Ryder Cup 2014 dank ihres Erfolgs beim European Young Masters. Wie es weitergeht? Im November steht zunächst ein Start in der zweiten Stufe der Q-School zur LPGA Tour an. 
 


Aline Krauter

In Florida wird Försterling bei ihrem Versuch, sich einen Status für die LPGA Tour zu erspielen, unter anderem auf Aline Krauter treffen. Auch Krauter gab spät in der Saison ihr Profi-Debüt – und das gleich auf der großen Bühne. Per Einladung für besondere Leistungen an der Stanford University schaffte es die 22-Jährige ins Feld, zuvor hatte sie noch die erste Stufe der Q-School für die LPGA Tour gemeistert. Zum Auftakt des Einstands unterschrieb sie im Highland Meadows Golf Club in Sylvania im US-Bundesstaat Ohio eine vielversprechende 66 in Runde eins, schaffte den Cut und gewann als 29. des Feldes mit 12.299 Dollar ihr erstes Preisgeld.

Die gebürtige Stuttgarterin hat eine imposante Amateur-Laufbahn hinter sich und gewann dabei neben der German Girls 2016 die prestigeträchtige The Womens Amateur Championship im West Lancashire Golf Club. Dieser prestigeträchtige Sieg brachte sie 2021 in die Felder von einigen Major-Turnieren. An Erfahrung mangelt es dem Top-Talent jedenfalls nicht. "Jetzt, wo ich Profi geworden bin, fühlt es sich ein bisschen anders an", erklärte Krauter zuletzt. "Es fühlt sich für mich ein bisschen offizieller an, denn vorher war es so, als wäre ich der Amateur. Ich kenne hier niemanden wirklich. Und jetzt habe ich das Gefühl, dass ich durch meine bisherigen Starts auch eine Menge Leute kennengelernt habe, also fühlt es sich offiziell an und ich bin besonders aufgeregt."
 


Polly Mack

Beim Amundi German Masters Ende Juni konnten die deutschen Golffans Polly Macks athletischen Schwung und ein beeindruckendes spielerisches Gesamtpaket bestaunen. Sie veredelte eine tolle Vorstellung in der Berliner Heimat mit einem Eagle auf dem Schlussloch. Ihre Annäherung mit dem Wedge landete via Rückwärtsdrall im Loch – ein Gänsehaut-Moment für die 23-Jährige. Für Mack war der Südplatz am Seddiner See dank ihrer Jugend im Golfclub Stolper Heide im Norden Berlins alles andere als eine Unbekannte.  Nach ihrem erfolgreichen Studium an der University of Alabama begann im frühen Sommer die Profi-Laufbahn. Ihr Lebensmittelpunkt ist Florida verlagert, die spielerische Heimat war 2022 die Epson Tour, für die sich Mack noch als Amateurin via Q-School qualifiziert hatte.

Elf Turniere gingen 2022 in die Bilanz ein, nur etwa die Hälfte vieler anderer Spielerinnen – und dennoch reichte es dank zweier Top-Zehn-Platzierungen zu Rang 32. Die Longhitterin kam auf einen Rundenschnitt von 70,97 Schlägen und liegt damit auf dem 16. Rang der Spurngbrett-Liga zur LPGA Tour. Ein gutes Indiz dafür, was man im kommenden Jahr von der jungen Deutschen erwarten kann. Auch Mack wird bei der Q-School Ende des Jahres versuchen, sich für die LPGA Tour zu qualifizieren.