Interview

"Golf hat mir mein Leben gerettet"


4. Oktober 2022 , Thomas Fischbacher


Im Golffieber: Anderl Laubert
Im Golffieber: Anderl Laubert | © A. Laubert / Facebook

Wie es der ehemalige Blechblos’n-Frontmann Anderl Laubert durch Golf geschafft hat, sein Leben neu aufzustellen und welchen wahnsinnigen Rekord er in dieser Saison noch erreichen möchte.

Alice Cooper hat einmal verraten, dass Golf sein Leben gerettet hat. Der Rockstar war suchtkrank und stillte das Verlangen nach Alkohol und Drogen durch eine tägliche Dosis Golf. Die Golfrunde war für den Amerikaner eine Art Ersatzsucht, nur eben gesund. 

Golf hat auch das Leben von Anderl Laubert von Grund auf verändert. Ein Präkarzinom am Stimmband beendete seine Laufbahn als Sänger der bayerischen Band “Die Blechblos’n”. Gesundheitlich schwer angeschlagen, ließ er sich nach seinem Karriereende zu einem Besuch auf dem Golfplatz überreden – und fand eine neue Leidenschaft. Heute ist Laubert, 52 aus Dachau, Mitarbeiter im Sekretariat des Golfclubs Eschenried bei München, bringt mehr als 40 Kilo weniger als damals auf die Waage und will in diesem Jahr auf stolze 150 Turnierrunden kommen. Ein Gespräch über Golf als Ausweg aus einer Schaffenskrise – gesundheitlich wie mental. 

Herr Laubert, Sie haben heute “ausnahmsweise” mal an einem Turnier teilgenommen. Wie lief es?
AL: War schwierig heute, da der Boden doch etwas weicher ist und die Bälle nicht lange ausrollen. Insofern konnte ich mich heute nicht unterspielen, aber ich bin zufrieden. Jede Runde ist gut, zumindest für die Gesundheit. 

Haben Sie im Kopf, wie viele vorgabewirksame Runden Sie in diesem Jahr bereits absolviert haben?
134 Turniere sind es bis jetzt. 150 sollen es werden. Das wäre ein neuer persönlicher Rekord. Der alte steht bei 147. Im vergangenen Jahr war ich bereits auf einem guten Weg, aber dann hat mir Corona leider noch einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ich war sogar schon für die Turniere 148-150 angemeldet, leider haben diese jedoch nicht mehr stattgefunden. Dieses Jahr schaffe ich es aber sicher. 

Was motiviert sie, so viele Turniere zu absolvieren?
Ich möchte jeden Tag Golf spielen, das ist enorm wichtig für meine Gesundheit. Und wenn ich schon auf den Platz gehe, dann kann ich auch gleich ein Turnier spielen. Als Musiker war ich viel auf der Bühne, wurde 25 Jahre lang bejubelt und gebauchpinselt. Durch eine schwerwiegende Stimmbandentzündung und erhöhtes Krebsrisiko war das von einem Tag auf den anderen vorbei. Ich konnte nicht mehr auftreten. Durch Golf und die vielen Turniere wusste ich wieder was mit mir anzufangen. Vor allem am Anfang war es für mich einfach ein schönes Gefühl, nach einem Turnier unter Applaus einen Preis überreicht zu bekommen. Das hat vieles kompensiert. 

"Es tat mir wahnsinnig gut..."

Wie kamen Sie überhaupt auf Golf?
2013, als ich meinen Beruf als Sänger nicht mehr ausüben konnte, kam mein alter Freund Thomas Huber, der heute Geschäftsführer im Münchner Golf Eschenried ist, auf mich zu und meinte, ich solle doch Golf spielen. Mir ging es nicht gut, ich habe auch Diabetes und die Probleme am Stimmband. Ich bin seinem Rat gefolgt, habe es ausprobiert und war sofort begeistert. 

Wie ging es weiter?
Ich habe im April 2013 zum ersten Mal einen Golfschläger geschwungen, zehn Tage später hatte ich meine Platzreife, 13 Tage später habe ich auf dem Golfplatz in Eschenhof mein erstes Turnier gewonnen und habe dann im Anschluss das ganze Jahr über jeden Tag drei Mal 18 Löcher Golf gespielt. Nach einem halben Jahr hatte ich Handicap 14 und heute habe ich mich bis auf 6 heruntergespielt.

Gesund und auch dank Golf wieder stimmgewaltig: Mit seiner neuen Band Gewaltig tritt Anderl Laubert unter anderem bei Abendveranstaltungen von Golfturnieren auf…
Gesund und auch dank Golf wieder stimmgewaltig: Mit seiner neuen Band Gewaltig tritt Anderl Laubert unter anderem bei Abendveranstaltungen von Golfturnieren auf… | © Facebook A. Laubert

 

Was hat sie so begeistert?
Es tat mir wahnsinnig gut, der Zucker ging runter. Ich kann auch kein Insulin spritzen, weil meine Rezeptoren keins aufnehmen. Man sieht deutlich, wie sich der Wert verbessert, wenn ich auf den Platz gehe. Witzigerweise sinkt der Wert nach guten Runden deutlicher als an weniger erfolgreichen Tagen. Und bei Turnieren nochmal etwas mehr als auf Privatrunden. Ich merke sofort, wenn ich ein paar Tage nicht auf dem Platz bin. Sowohl am Stoffwechsel als auch an einer Unausgeglichenheit. Insofern denke ich auch, dass es ganz gut für meine Frau war, dass ich nicht ständig zu Hause war. (lacht…) Sie war ja daran gewöhnt, dass ich die meiste Zeit über auf Tour bin. 

Und an die Lust auf Golf hat offenbar auch zehn Jahre später nicht nachgelassen.
Ja, ich muss mich bewegen wegen meiner Diabetes und das fällt mir beim Golfen einfach sehr leicht. Und wenn ich sowieso auf den Platz gehe, spiele ich lieber auch gleich ein Turnier. Mittlerweile arbeite ich auch im Sekretariat hier im Golfclub Eschenried, das macht die Wege kürzer und spart mir auch etwas Geld, da ich als Club-Mitarbeiter bisweilen weniger Greenfee und Nenngeld bezahlen muss. 

"Ich behaupte, dass mir Golf mein Leben gerettet hat..."

Golf war also enorm hilfreich, auf Ihrem Weg zurück zu einem gesunden Leben.
Absolut, ich habe vor zehn Jahren angefangen und wiege heute 42 Kilo weniger. Und das nicht radikal durch eine Diät, sondern eben über einen langen Zeitraum hinweg. Während des Lockdowns konnte ich nicht spielen und bin stattdessen spazieren gegangen. Der Effekt auf meinen Zuckerspiegel war aber leider deutlich geringer. Da ist Golf wesentlich effizienter. 

Sie können Golf also jedem wärmstens empfehlen, der mehr auf die Gesundheit achten möchte… 
Ich behaupte, dass Golf mir mein Leben gerettet hat. Wenn mir damals mein Freund nicht die Golfschläger in die Hand gedrückt hätte, wäre ich wahrscheinlich nicht mehr da. Das klingt theatralisch, aber ich glaube wirklich, dass es so ist. Mein Stimmband war chronisch entzündet, das ist sehr gefährlich. Als Musiker bewegt man sich außerdem in einer lebensfeindlichen Atmosphäre. Zigaretten, Alkohol, alles maximal ungesund. Golf hat mir dabei geholfen, meinen Lebensstil komplett umzukrempeln.

Championship-Platz im Münchener Nordwesten: Golfpark Gut Häusern
Championship-Platz im Münchener Nordwesten: Golfpark Gut Häusern | © Münchener Golf Eschenried

Das Highlight: Par-Runde eines 16-Jährigen bei den Clubmeisterschaften in Eschenried

Was war das interessanteste Erlebnis in diesem Jahr auf einer ihrer vielen Runden?
Da fällt mir die spontan Clubmeisterschaft ein. Ich habe am zweiten Tag mit einem Nachwuchsspieler zusammen gespielt – und der hat in Gut Häusern von den weißen Abschlägen und Grüns mit mehr als zehn Stimpmeter eine Par-Runde gespielt. Konstantin ist erst 16. Es war wirklich beeindruckend, weil er sich in einen Tunnel gespielt hat und keine Miene verzogen hat. Am Ende wurde er sogar Clubmeister. 

Sie haben also bei der Herren-Konkurrenz und nicht bei den Senioren abgeschlagen?
Ja, aus einem einfachen Grund: Ich wollte unbedingt vier Turnierrunden spielen. In Eschenried geht es ja mit Gut Häusern, Eschenhof und Eschenried auf drei Plätzen zur Sache und bei den Herren werden am Sonntag zwei Mal 18 Löcher absolviert, das war gut für das Projekt, die 150 voll zu bekommen. Zum Glück habe ich den Cut geschafft. 

In zehn Jahren auf Handicap 6 ist eine starke Leistung – wie wichtig waren Besuche beim Golflehrer für die Verbesserung des Golfspiels?
Ich bin Autodidakt und habe noch nie einen Pro besucht. Ich habe ein Metallimplantat in der Halswirbelsäule durch einen Unfall auf der Bühne. Mein Schwung sieht eher nach einem Eishockey-Punch aus, weil ich nicht besonders weit drehen kann. Mein Schwung ist sehr individuell und außerdem macht es mir auch wahnsinnig viel Spaß, selbst ein Spiel für mich zu finden, das funktioniert. Ich gehe auch nicht auf die Driving Range, da würden mich schlechte Schläge nur verunsichern. Ich unterbreche mein Golfspiel zum Arbeiten, zum Essen und zum Schlafen, aber es ist immer da. Zumindest rede ich mir das ein. (lacht…)

Vielen Dank für das Gespräch!