Tag der Flüsse

Hilfe für den Lebensraum Fluss


23. September 2022 ,


Nicht renaturierter Kraichbach im GC St. Leon-Rot
Nicht renaturierter Kraichbach im GC St. Leon-Rot | © Marc Biber

Am internationalen Tag der Flüsse fällt der Blick auf renaturierte Flüsse der Golfanlagen.

Text: Petra Himmel

Flüsse sind oft eingeengt. Geradlinig fließen sie zwischen Baugebieten, Straßen oder Dämmen. Das „Kuratorium Sport und Natur“, dem auch der Deutsche Golf Verband seit vielen Jahre angehört, ruft deshalb zum Internationalen Tag der Flüsse am 25. September dazu auf, „Flüsse als Lebens- und Erholungsraum besser zu schützen“.

Freilegung der Drusel im GC Kassel-Wilhelmshöhe

Auf Golfanlagen wird so manchem kleinen Flusslauf allerdings wieder Leben eingehaucht. Die Renaturierung von Flussläufen ist eine beliebte Ausgleichsmaßnahme, die Golfanlagen im Zuge von Baumaßnahmen vornehmen. Beispiele gelungener Renaturierungen gibt es deshalb deutschlandweit einige: Die Drusel zum Beispiel, die heute von der Terrasse des GC Kassel-Wilhelmshöhe zu sehen ist, war lange unterirdisch verrohrt, bevor der Golfclub beschloss, sie wieder freizulegen. 

Der natürliche Lauf wurde wiederhergestellt, der Uferbereich mit geeigneten Blüh- und Grünpflanzen bepflanzt und Steinen befestigt. Stauden schützen vor Erosion, die zahlreichen Pflanzen verschaffen auch Insekten einen Lebensraum. 

Drusel im GC Kassel Wilhelmshöhe
Drusel im GC Kassel Wilhelmshöhe | © Petra Himmel

 

Lebensraum Kraichbach im GC St. Leon-Rot

Wie sehr solch ein renaturiertes Gewässer zur Belebung von Fauna und Flora beiträgt, ergab eine großangelegte Kartierung im GC St. Leon-Rot vor einem Jahr. Hier wurde unter anderem die Artenvielfalt im renaturierten Kraichbach untersucht, der aus seiner „Zwangsjacke“, den hohen Erddämmen befreit wurde, und nun in einem naturnah ausgebauten Bachbett fließt. Wissenschaftlich wird der Bach an dieser Stelle nun als „Fließgewässer mit flutender Wasserpflanzenvegetation“ bezeichnet. 

Tatsächlich dient das Gewässer nicht nur gefährdeten Fisch- und Libellenarten wie der Groppe und der Gebänderten Prachtlibelle als Lebensraum. Auch die brütenden Störche suchen sich hier einen Teil der Nahrung und nützen wie Vögel, Ringelnattern oder Amphibien den Kraichbach als Jagdrevier. 

Auf den ersten Blick mag so mancher Golfer eine derartige Renaturierung zuerst einmal unter optischen Gesichtspunkten beurteilen: Die geschwungenen Gewässer, in denen der Ball allerdings meist auf Nimmerwiedersehen zwischen den Pflanzen verschwindet, sind tatsächlich hübsch anzusehen. 

Renaturierter Kraichbach im GC St. Leon-Rot
Renaturierter Kraichbach im GC St. Leon-Rot | © Marc Biber


Hochwasserschutz im GC Wulfsmühle

Daneben aber tragen sie in vielen Fällen auch zum Schutz vor Hochwasser bei. Im GC Wulfsmühle zum Beispiel, einer 18 Löcher Anlage im Golfverband Schleswig-Holstein, wurde 2002 ein Teil des kleinen Flusses Pinnau, ein Nebenarm der Elbe, renaturiert. Bei Hochwasser kann sich die Pinnau nun in ein über zehn Hektar großes Überflutungsgebiet ausweiten, so dass der Hochwasser-Druck aus anderen Bereichen genommen wird. Außerhalb der Überflutungszeit liegen hier hochwertige Nasswiesen, die von den Golfern nie betreten werden. 

Die Herstellung von ökologisch gesunden Gewässern ist übrigens im Rahmen einer EU-Verordnung festgeschrieben. Die sogenannte Wasserrahmenrichtlinie aus dem Jahr 2000 schreibt vor, dass die Länder innerhalb der Europäischen Union aufgefordert sind, für einen „guten ökologischen Zustand“ ihre Fließgewässer zu sorgen. Golfplätze tragen dazu in erheblichem Maße bei, weil durch die Bepflanzung der Ränder auch die Selbstreinigungskraft der Gewässer steigt. 

Grün 2 im GC Wulfsmühle
Grün 2 im GC Wulfsmühle | © Gut Wulfsmühle/Par Verlag

 

Fließgewässer müssen gereinigt werden

Gleichzeitig sorgen die Fließgewässer bei der einen oder anderen Anlage aber auch für die nötige Wasserzufuhr, wenn es um die Beregnung von Grüns und Abschlägen geht. Angesichts der extremen Dürre im Sommer 2022 wurde diese Entnahme in manchen Regionen Deutschlands stark reglementiert oder sogar verboten. 

Dabei wird manchmal auch unterschätzt, wie hoch der Beitrag der Golfanlagen zur nötigen Durchgängigkeit der Gewässer ist. In den Flussläufen siedeln sich mit der Zeit kleine Buschableger, Schilf und andere Pflanzen an. Einmal im Jahr müssen die Fließgewässer dann entweder vom Greenkeeping-Team oder von einer externen Firma entbuscht und freigelegt werden – eine relativ aufwändige, aber notwendige Arbeit. Im GC St. Leon-Rot ist zu diesem Zweck sogar ein sogenanntes Mähboot auf dem Kraichbach im Einsatz. Auf den ersten Blick sieht das gute Stück ein wenig seltsam aus. Tatsächlich erledigt es die Mäharbeit im Bach aber effizient und schnell. 

Egal ob Kraichbach, Drusel oder Pinnau – für sie alle sind solche Aktionen wichtig, damit sie auch auf Dauer als ökologisch wertvolle Lebensräume Bestand haben können.