Caddie-Größen

Major-Sieger dank Seves Brief


5. August 2022 ,


Der größte Moment: Billy Foster und Matt Fitzpatrick gewinnen die US Open
Der größte Moment: Billy Foster und Matt Fitzpatrick gewinnen die US Open | © Rob Carr/Getty Images

Billy Foster sammelt in 40 Jahren als Caddie unzählige Erfolge. Fast schon kurios: Ein Major-Sieg war bis diesen Sommer nicht dabei. Ein Blick zurück auf die Karriere, die ohne einen Brief des großen Seve Ballesteros fast vorzeitig beendet gewesen wäre.

Billy Foster hat als Caddie eine Weltkarriere hingelegt. Der 58-Jährige aus Yorkshire im Norden Englands ist seit mehr als vier Jahrzehnten auf den Touren weltweit unterwegs. Er arbeitete für die ganz Großen. Für Ballesteros, Westwood, Garcia, Clarke, Bjørn und sogar für Tiger Woods, für den er bei einem Presidents Cup einsprang, als sich Steve Williams wegen der Geburt seines Kindes abmeldete.

Seine Bilanz ist mehr eindrucksvoll: 40 Siege sammelte er weltweit, 14 Mal war er Teil des europäischen Ryder-Cup-Teams. Er begleitete Lee Westwood auf seinem Weg an die Spitze der Weltrangliste. Doch bis zum Juni fehlte eine nicht ganz unbedeutende Errungenschaft: der Titel bei einem der Majors.

Gorilla, nicht Affe 

Die Leute würden immer von einem "monkey on the back" reden, bei ihm wäre es ein Gorilla, scherzte Foster. Denn es war nicht so, dass er mit seinen Auftraggebern nie Chancen auf einen der ganz großen Titel hatte. Unvergessen der Kollaps von Thomas Bjørn bei der Open 2003 in Royal St. George's, als der Däne drei Schläge benötigte, um aus einem der Grünbunker der 16. Bahn zu kommen – und sich am Ende hauchdünn Ben Curtis geschlagen geben musste. Foster erlebte das Drama an dessen Tasche mit und vergoss nach der Runde Tränen. Im weiteren Verlauf seiner Laufbahn folgten insgesamt neun Podiumsplatzierungenn bei Majors an der Seite von Lee Westwood. 

Im Juni erlebte der Engländer im The Country Club von Brookline schließlich doch noch die späte Vollendung seiner imposanten Karriere. Sein Schützling Matt Fitzpatrick hatte sich bei der US Open durchgesetzt, es war sein erster Major-Titel – und der erste seines Ratgebers an der Tasche. Erneut flossen Tränen, dieses Mal jedoch vor Freude.
 


Tischler-Lehrer abgebrochen

"Für Billy bedeutet es die Welt", freute sich Fitzpatrick auch für seinen Side Kick. "Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie viel es Billy bedeutet. Es ist unfassbar. Ich weiß, dass er sich das schon lange, lange, lange Zeit gewünscht hat. Dass es heute klappt, ist unglaublich."

Foster brach als Jugendlicher eine Tischler-Lehre bei seinem Vater ab, um sich schrittweise auf der Tour zu etablieren. Caddie war damals kein lukrativer Beruf. Mittlerweile sei alles sehr professionell, analysierte Foster in einem Gespräch mit Today’s Golfer die Entwicklungen des Golfsports. "Wir alle kleiden uns schicker. Und wir benehmen uns auch besser. Es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht zu früher", verrät er. 

Foster übernachtete in den 80er Jahren in Bussen, Zügen und manchmal sogar an der frischen Luft. Auf der Tour gab es keine Yardage Books und auf dem Übungsareal keine Range-Bälle. Die Spieler spielten mit ihren eigenen und die Caddies standen auf dem Feld als Zielhilfe. 

Foster und Seves Brief

Es war gefährlich, scherzt Foster. “Aber ich würde nichts davon um alles in der Welt tauschen wollen. Es war eine großartige Erziehung. Es würde einigen der jüngeren Jungs hier draußen nicht schaden, etwas Ähnliches durchzumachen. Ich würde gerne einige von ihnen eine Woche lang ohne ein Yardage-Buch sehen. Und kostenloses Essen.

Nach der Anlaufphase ergatterte er 1983 seinen ersten Full-Time-Job bei Hugh Baiocchi aus Südafrika. "20 Pfund pro Woche als Lehrling oder die Chance, ein bisschen von der Welt zu sehen? Unschlagbar", begründete er damals seine Entscheidung. 

Einige Jahre später tendierte Foster dazu, seine Laufbahn zu beenden und einen Job als Assistenz-Pro in der Heimat anzunehmen. Doch dann klopfte ein gewisser Severiano Ballesteros an seiner Türe. Der Spanier umwarb das Caddie-Talent und schrieb ihm schließlich einen Brief, der ihn endgültig überzeugte, seine Laufbahn fortzusetzen. Noch heute hängt dieser Brief in seinem Büro.