DGL 2022

Herter in Doppelfunktion


16. Juli 2022 , Stefan Bluemer


Max Herter (© GC Hubbelrath)
Max Herter (© GC Hubbelrath)

Der vierte Spieltag der Deutschen Golf Liga presented by All4Golf wird auf dem höchsten Punkt der Landeshauptstadt von NRW ausgetragen. Gastgeber ist der GC Hubbelrath. Wie immer, so auch in Düsseldorf, ist die Aussagekraft des Zwischenklassements von begrenzter Aussagekraft, da erst am Ende aus allen Einzeln die beiden schlechtesten aus der Wertung gestrichen werden. Max Herter hat in Hubbelrath eine zweifache Funktion: Im Greenkeeping und als Spieler der Bundesliga-Mannschaft.

Düsseldorf – Bei besten Bedingungen wurde der Doppelspieltag der 1. Bundesliga Nord im Düsseldorfer Osten gestartet. Fast kein Wind am Morgen und ideale Temperaturen von nur wenig über 20 Grad machten es den Athleten leichter, die vielen Steigungen in Hubbelrath zu nehmen. Die ganz große Hitzewelle wird erst ab Montag im Westen ankommen.

Vom Start weg legte ein Routinier los, also ob er den Platz völlig auseinandernehmen wollte. Marcel Zillekens lag nach sieben Löchern schon vier unter Par, fing sich dann aber sein erstes Bogey. Mit seinem fünften Birdie auf Loch zwölf ging es wieder auf -4, ehe ein Triplebogey kurz vor Ende der Runde den Top-Score des Höselers ruinierte. „Die 15 habe ich nicht im Griff“, nahm Zillekens es gelassen, schob auf der 17 noch ein Bogey nach, so dass am Ende statt eines tiefroten Scores Even Par in den Büchern steht.

Zillekens hatte mit seinem fabelhaften Start einen großen Anteil daran, dass Hösel im Livescoring früh in Führung lag und dadurch ein Momentum bekam, das die ganze Mannschaft mitnahm. Nach den Einzeln lag Hösel in Front, weil in der Breite sehr solide und vorneweg mehrfach unter Par gespielt wurde. So hatte Hösel lange unter Par gelegen und nach den Einzeln mit nur einem Schlag über Par Platz eins eingenommen.

David Hahn, der Coach des GC Hösel, war am Abend dennoch nicht ganz zufrieden: „In den Vierern sind wir hinter unseren Erwartungen geblieben, die Einzel waren solide. Wir freuen uns auf den morgigen Tag.“

Da Hösel Luftlinie nur wenige Kilometer von Hubbelrath entfernt ist, hatten die Spieler aus Heiligenhaus in den letzten Wochen mehrfach auf dem Platz trainiert, der an diesem Spieltag Schauplatz des Geschehens ist.

Bester Score des Tages

Den besten Score des Tages lieferte Luis Obiols ab. Der Hubbelrather hatte mit seiner 66 (-6) einen überragenden Anteil daran, dass die Gastgeber sich weiter Hoffnung machen dürften, den Heimspieltag zu gewinnen.

Es kamen zwei Bogeys auf die Karte des Routiniers, aber Obiols spielte sich dennoch fast in einen Rausch, als ihm sechs Birdies und ein Eagle gelangen. Tiefer hatte er noch in keinem Wettspiel geschossen.

„Ich habe an den richtigen Stellen gute Schläge gemacht und die Par-5-Löcher sehr gut genutzt. Das Highlight der Runde war Loch 12. Mein Eisen 5 habe ich aus dem linke Rough auf vier Meter an die Fahne gehauen und dann zum Eagle gelocht“, freute sich der Hubbelrather über seine bislang beste Runde.

Bogeyfrei zur 68

Einen ganz starken Vormittag erlebte auch Hannes Hilburger. Der Berliner hielt seine Scorekarte sauber und drapierte vier Birdies zu den 14 Löchern in Even Par. Die 68 (-4) war der zweitbeste Einzelscore des Tages und hielt den aktuellen Spitzenreiter nach den Einzel in Schlagweite zur Spitze. Allerdings hatte das Team von Coach Felix Katzy am Nachmittag in den Vierern keinen guten Tag erwischt. In Abwesenheit von Tour-Pro und Co-Trainer Philipp Mejow waren die Berliner mit +12 in den Vierern das schwächste Team und muss am Sonntag in den Einzeln nochmal stark performen, um schon vor dem letzten Spieltag sicher die Qualifikation für das Final Four in der Tasche zu haben.

Zweimal HGC in Vierern tief

Am Morgen tauchte Rekordmeister Hamburg im Livescoring mit recht hohen Zahlen über Par schnell weit unten im Klassement auf. Nach den Einzeln lagen die Hanseaten entsprechend nur auf Rang vier. In der sehr kurzen Mittagspause ist dann aber ein Ruck durch die Mannschaft von Trainer Matthias Boje gegangen.

In den Vierern zeigten die Nordlichter aus Hamburg, dass sie ihre Ambitionen mit allen Kräften verteidigen wollen, zum Final Four zu fahren.

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Lucas Liebig und Max Brückner brachten eine blitzsaubere Scorekarte nach Hause, auf denen die beiden auch noch drei Birdies und einen Eagle notierten. Macht unter dem Strich 67 (-5) Schläge. Nur einen Zähler mehr brauchten Anton Albers und Connor Engelmohr, die sieben Birdies auf den anspruchsvollen Ostplatz des GC Hubbelrath zauberte, aber auch Bogeys und sogar einen „Double“ kassierten.

Rechnet man die schlechtesten Einzel aus Runde eins aus den Ergebnissen heraus, hat der HGC vor Hösel mit diesen starken Vierern die Führung übernommen.

Linkshänder-Vierer

Rechtzeitig zu den Vierern hatte es Tour-Pro Jannik de Bruyn zu seinem Team vom GC Hösel geschafft. In einem der sehr seltenen Vierer mit zwei Linkshändern trat der Sportsoldat gemeinsam mit Tim Tillmanns an. Nach fünf Bogeys und zwei Birdies kamen die beiden für ihre Mannschaft mit einer 75 (+3) in die Wertung.

Verletzt, aber trotzdem wichtig auf dem Platz: Max Herter

Beim GC Hubbelrath ist nicht nur die sportliche Ausrichtung besonders und hebt sich von vielen Clubs ab. Auch im Greenkeeping ist jemand auf dem Mäher aktiv, der extrem gut weiß, was Leistungssportler sich auf dem Platz wünschen: Max Herter absolviert gerade seine Ausbildung zum Greenkeeper und ist somit für den Club im Düsseldorfer Osten in doppelter Funktion aktiv. Als Spieler der Herrenmannschaft, die regelmäßig beim Final Four den Titel abräumt und nun eben auch im Greenkeeping.

Aufgrund einer Verletzung war 28-Jährige in dieser Saison noch nicht am Ball, aber auf dem Mäher leistet der Athlet, der 2003 im GC Erftaue mit dem Golfspiel begonnen hat und über eine Zwischenstation auf der Hummelbachaue 2013 zum GC Hubbelrath kam, seinen Dienst.

Die sportlichen Erfolge Herters sind beeindruckend und überwiegend ganz eng mit der Mannschaft des GC Hubbelrath verbunden: NRW Meister 2008 in der AK14, Deutscher Meister 2012 in der AK18 und Luxembourg Amateur Champion 2019. Den Titel als Deutscher Mannschaftsmeister mit dem GC Hubbelrath hat er fünfmal errungen: 2013, 2015, 2016, 2017, 2021

Bei der Bilanz ist eigentlich klar, dass Max Herter als ein Ziel hatte, Golfprofi zu werden. „Das habe ich allerdings nie mit voller Überzeugung verfolgt und parallel Sportmanagement in Köln studiert“, so Herter. Ein Job im Sportmanagement,-marketing, -sponsoring hätte ihn wohl auch gereizt.

Nachhaltigkeit

2020 dann ein Wechsel in der Ausrichtung. Max Herter hat sich schon länger mit dem komplexen Thema der Nachhaltigkeit im Alltag auseinandergesetzt. „Damit verbunden war das Interesse für den Schutz der Natur. Zeitgleich haben meine Eltern in der Eifel ein Haus mit großem Garten gekauft, wo ich anfing, kleinere Projekte zum Schutz und Erhalt der Biodiversität umzusetzen. Es ging um einen Obstgarten, um Staudenbeete, Extensivwiesen, ein Wildbienenhotel und um Nistkästen. Daraufhin bin ich mit anderen Augen über den Golfplatz gelaufen und habe mich für Bäume, Sträucher und Pflanzen interessiert“, berichtet Herter über diese Zeit. Daraus erwuchs das Interesse für die vielseitige Aufgabe der Pflege einer Golfanlage.

„Golfsport ist seit knapp 20 Jahren meine größte Leidenschaft. Dazu kam dann die Faszination für Natur und Gärtnern. Für mich konnte da nur nur dieser Job in Frage kommen, die Arbeit unter freiem Himmel, in und mit der Natur“, so der Lehrling des GC Hubbelrath.

Besonders reizvoll ist für Herter die Vielfältigkeit der Tätigkeiten und dass er in gewohnter Umgebung tätig ist: „Ich fühle mich einfach wohl auf einem Golfplatz. Die Arbeitszeiten sind für mich optimal, denn das frühe Aufstehen als Sohn einer Bäcker-Familie ist für mich kein Problem. Außerdem kann ich unmittelbar nach der Arbeit den schönsten Sport der Welt ausüben. Mein Fazit: Es macht mir einfach Spass und Spass ist die Voraussetzung für Erfolg.“

Dass ein Spieler der Clubmannschaft sich um die Pflege des Platzes kümmert, ist eine Ausnahme, die teils aber zu schönen Begegnungen auf der Anlage führt. Im Arbeitsdress wird der Mannschaftsspieler des GC Hubbelrath zwar nicht immer sofort erkannt, aber wenn, dann ist der Zuspruch der Mitglieder groß und es wird gefachsimpelt, wie gut in diesem Jahr die Chancen stehen, dass der GC Hubbelrath seinen Titel verteidigt.

Langer Weg

Max Herter hat seinen Weg im Greenkeeping gerade erst begonnen. Die Pläne des engagierten Golfers sind aber langfristig ausgerichtet:
2023 beendet Herter seine Ausbildung zum Greenkeeper: „Dann möchte ich noch ein bis zwei Jahre Erfahrung auch auf anderen Anlagen sammeln, um dann die Headgreenkeeper-Ausbildung zu beginnen. Diese dauert ebenfalls zwei Jahre. 2026 oder 2027 möchte ich dann Ausgebildeter Headgreenkeeper sein. Das ist ein langer Weg, den ich aber absolut in Kauf nehme!“

Wünsche und Pläne, sein Wissen zu vervollständigen, hat der Rheinländer viele. England und Schottland stehen als Wiege des Golfsports mit viel Know-How ebenso auf seinem Zettel, wie die USA: „Viele Golfanlagen dort kennen keine Limits. Diese als Best Practice kennenzulernen, reizt mich und über meinen besten Kumpel Max Mehles gibt es auch Kontakte zu Top-Golfanlagen.“

Aber auch in Europa und Deutschland könnte Herter sich gut vorstellen, weitere Erfahrungen zu sammeln. Skandinavien sei ein schöner Fleck Erde, aber auch gute Anlagen in Deutschland wie zum Beispiel Frankfurt, Berlin oder St. Leon-Rot reizen Herter.

Die Vielfältigkeit der Arbeiten, die Maschinen und Bearbeitungstechniken sind für Max Herter so interessant, wenn auch für viele Golfer eher unbekannt. Man höre oft die Frage: „Was macht man denn da noch so, außer mähen?“

Darauf gibt es viele Antworten: Vertikutieren, Aerifizieren, Topdressen, Einbürsten, Nachsäen, Tiefenlockerung. Gerne gibt Herter den neugierigen Mitgliedern ausführlichere Erklärungen: „Für jede Spielfläche und Bearbeitungsmethode gibt es verschiedene Maschinen und oft fehlt die Vorstellung, wie viel Manpower für die vielen Tätigkeiten benötigt wird. In der Regel sind die Greenkeeping-Teams unterbesetzt, sodass am absoluten Limit gearbeitet wird und man den Ansprüchen oft gar nicht gerecht werden kann.“

Einen Wunsch hat Max Herter an alle, die sich auf Golfplätzen generell treffen: „Das Thema Wertschätzung gegenüber dem Greenkeeping von Seiten der Golfspieler, aber auch der Clubverantwortlichen, kann man nicht oft genug erwähnen. Zu oft gibt es noch Konfliktsituationen und mangelnde Wertschätzung. Ich würde mir da von allen drei Parteien, also vom Greenkeeping, von den Golfern und der Clubführung eine bessere Kommunikation wünschen, die zu mehr Verständnis und Rücksichtnahme führen würde.“

Leistungssport

Der Leistungssport wird im GC Hubbelrath auf eine behutsame Art und Weise gepflegt und gefördert. Der Ehrgeiz, immer wieder Titel zu gewinnen, ist groß, allerdings gibt es keinen externen Leistungsdruck. Dies ergibt für die Athleten ein Gelassenheit und Bodenständigkeit, die sportlich vieles möglich macht. Die Erfolge der Mannschaften und der Aushängeschilder, wie Max Kieffer, Nicolai von Dellingshausen, Caroline Masson, Sandra Gal, Sophie Hausmann und ganz aktuell der Neu-Proette Sophie Witt ist für den Nachwuchs ein großer Ansporn, emsig zu trainieren.

Die Anlage des GC Hubbelrath mit seinen beiden 18-Loch-Plätzen ist zudem sportlich anspruchsvoll und in mehrerlei Hinsicht attraktiv. Auf ehemaligem Ackerland ist eine wertvolle Naturlandschaft entstanden, auf der sich nicht nur Golfer wohlfühlen, sondern auch Flora und Fauna gefördert werden. So ist Düsseldorfs größtes Stadtbiotop entstanden und dies steht quasi sinnbildlich für den Uniqe Selling Point des Golfsports: die Symbiose aus Sport und Naturerlebnis.

Große Zeiten

Auf dem Sandberg, dem höchsten Punkt der Landeshauptstadt Düsseldorf, gaben sich einst Weltstars der European Tour die Klinke in die Hand, als mehrfach die German Open auf dem Ostplatz des GC Hubbelrath ausgetragen wurde. Auch wenn der 6.312 Meter lange Par-72-Platz wohl nicht mehr den aktuellen Standards für ein Turnier der großen Tour entspricht, sind in Hubbelrath das Know-How und die Erfahrung, ein solches Turnier auszutragen nach wie vor im Greenkeeping und in der Clubführung vorhanden.

 

Ergebnis Einzel
1. GC Hösel +1
2. GC Hubbelrath +9
3. GLC Berlin-Wannsee +11
4. Hamburger GC +16
5. GC Hannover +31

Ergebnis nach Vierern
1. GC Hösel +15
2. Hamburger GC +19
3. GC Hubbelrath +23
4. GLC Berlin-Wannsee +31
5. GC Hannover +51


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