Panorama

Die zehn größten Champions aus 50 Jahren Open


12. Mai 2023 , Thomas Kirmaier


Champion 1977: Tom Watson setzte sich im „Duel in the Sun“ von Turnberry gegen den großen Jack Nicklaus durch.
Champion 1977: Tom Watson setzte sich im „Duel in the Sun“ von Turnberry gegen den großen Jack Nicklaus durch. | © Peter Dazeley/Getty Images

Die Open Championship ist das einzige Major, das noch nie von einem Deutschen gewonnen wurde. Vor der 151. Auflage im Royal Liverpool Golf Club (16. bis 23. Juli) haben wir die zehn größten Sieger der vergangenen 50 Jahre gesucht – und sind auf denkwürdige Momente in der Welt des Golfsports gestoßen.

Lee Trevino, 1972

Der Mann aus Texas mit den mexikanischen Wurzeln. Trevino hatte bereits die Open 1971 gewonnen und liefert sich ein Jahr später einen Zweikampf um den Titel mit keinem Geringeren als Jack Nicklaus, der bereits im Clubhaus sitzt und auf einen Patzer des Kontrahenten wartet. Auf seinem vorletzten Loch, der 17 von Muirfield Links in Schottland, schlägt Trevino seinen Ball mit dem Driver in einen Topfbunker. Von dort segelt der zweite über das Grün. Trevino scheint verloren. Denkste! Ohne mit der Wimper zu zucken, chipt er den dritten Ball zum Birdie ein. Mit einem soliden und coolen Par auf der 18 rettet er sich zum Sieg und zu seinem zweiten Triumph in Folge, was zehn Jahre zuvor Arnold Palmer gelungen war.

Tom Watson, 1977

Die älteren Semester werden sich an dieses legendäre „Duel in the Sun“ erinnern. Auf dem Kurs von Turnberry schießen Jack Nicklaus und Tom Watson am Samstag jeweils eine 65 und zeigen ihren Verfolgern die Rückleuchten.  Auf Bahn 16 der Schlussrunde soll Watson zu Nicklaus gesagt haben: „This is what is all about“. Den beiden US-Stars ist mitten in Schottland bewusst, dass sie Geschichte schreiben. Am letzten Tee hat Watson einen Schlag Vorsprung. Nicklaus locht zwar einen sensationellen Birdie-Putt aus elf Metern, es reicht aber nicht, weil Watson ebenfalls das Birdie schreibt und seinen zweiten (nach 1975) Open-Titel holt. 1980, 82 und 83 siegt er erneut.

Das Duel in the Sun


Seve Ballesteros, 1984

Der Spanier ist einer der größten Golfer aller Zeiten. Bei der Open 1984 schreibt Seve Geschichte, als er auf der 18 des Old Course von St. Andrews einen Birdie-Putt aus fünf Metern locht. Danach ballt er seine Hand zur Siegerfaust – die Kameras der Fotografen laufen heiß. Dabei entsteht ein Bild, das noch Jahre später um die Welt geht. Ballesteros (-12) verweist seine ärgsten Verfolger Bernhard Langer und Tom Watson (je -10) auf T2 und feiert seinen zweiten Open-Triumph nach 1979. Im Mai 2011 stirbt er im Alter von nur 54 Jahren an Krebs, beim Ryder Cup 2012 widmet Team Europa, das in den Farben Ballesteros aufläuft, den Sieg dem verstorbenen Golf-Star aus Spanien. 

Nick Faldo, 1987

Manchmal genügt eine blitzsaubere Par-Runde, um ein Major zu gewinnen. Nick Faldo kommt im Sommer 1987 jedenfalls mit einer blütenweißen Scorekarte in der Finalrunde von Muirfield Links nach Hause und holt sich seinen ersten von insgesamt sechs Major-Siegen. Es war das erste Mal seit Tony Jacklin 1969, dass ein Engländer einmal wieder die Open gewinnt. Faldo siegt mit gesamt -5 und einem Schlag Vorsprung auf seine Verfolger Paul Azinger (USA) und Rodger Davis (AUS). Das Preisgeld damals: 75.000 englische Pfund (rund 87.000 Euro).

John Daly, 1995

So einen Dämpfer musst du erst einmal wegstecken. Als John Daly bei der Open 1995 in St. Andrews schon wie der sichere Sieger aussieht, hüpft plötzlich Costantino Rocca um die Ecke. Der Italiener locht auf Bahn 18 einen unglaublichen 20-Meter-bergauf-Putt und zwingt Daly ins Stechen. Damals wird das Playoff über die Löcher 1, 2, 17 und 18 ausgetragen und ein Gesamtscore dieser Vierer-Kombi gewertet. Daly, der schon nach 72 regulären Löchern wie der Sieger aussieht, muss also doch noch in die Verlängerung, meistert die Extra-Time und krallt sich die Claret Jug. Nach der PGA Championship 1991 ist es Dalys zweiter Majorsieg – und sein letzter.

Tiger Woods, 2006

Dieser Sieg ist vielleicht nicht nur einer der denkwürdigsten bei einer Open, sondern auch der sentimentalste. Es war nur zwei Monate nach dem Tod seines Vaters Earl. Tiger Woods wählt diesen Moment, um seinem Vater mit einem großartigen Triumph zu gedenken. Er zerlegt den Platz des Royal Liverpool GC in Hoylake mit einer Präzision, die man im Golf selten zuvor gesehen hatte. Er umschifft die tückischen Topfbunker, ist bis zum Ziel komplett im Tunnel, versenkt seinen letzten Putt zum Gesamtscore von -18 und bricht in Tränen aus. Was für ein spezieller Moment – und das, obwohl Tiger Woods die Open bereits zweimal zuvor gewonnen hatte (2000 und 2005).

Emotionaler Champion: Tiger Woods (mit Caddie Steve Williams) widmete seinen Sieg 2006 seinem kurz zuvor verstorbenen Vater.
Emotionaler Champion: Tiger Woods (mit Caddie Steve Williams) widmete seinen Sieg 2006 seinem kurz zuvor verstorbenen Vater. | © Ross Kinnaird/Getty Images


Pádraig Harrington, 2007

Sergio Garcia hatte vielleicht nie zuvor eine bessere Chance, einen großen Titel zu gewinnen. Mit sechs Schlägen Vorsprung geht er am Sonntag in Carnoustie auf die Runde. Aber er rechnet nicht mit Pádraig Harrington, der am Finaltag trotz eines Doppelbogeys auf der 18 eine 67 schreibt und Garcia ins Playoff zwingt. Harrington schlägt Garcia im Vier-Loch-Stechen und sorgt für einen ganz besonderen Moment für sein Heimatland, denn: Er ist der erste Ire seit 60 Jahren, der die Claret Jug mit nach Hause nehmen darf. Das gefällt ihm scheinbar so gut, dass er die Open Championship ein Jahr später gleich nochmal gewinnt.

Phil Mickelson, 2013

Bei der Open 2013 sieht es nach 54 Löchern ganz und gar nicht so aus, als würde Phil Mickelson seinen ersten, lang ersehnten Titel bei diesem Turnier holen. Fünf Schläge liegt er hinter der Spitze, feuert dann aber ein Finale ab, das sein Caddie hinterher als „beste Runde seiner Karriere“ bezeichnet. Lefty schiebt sich auf Muirfield Golf Links mit einer 66 vorbei an Poulter, Westwood, Scott und Stenson. Es ist Mickelsons fünfter Major-Sieg, aber sein erster bei der Open. „Ich habe es lange Zeit versucht, jetzt habe ich es endlich geschaffft“, so der glückliche Gewinner.

Henrik Stenson, 2016

Man sieht sich im Leben immer zweimal. Drei Jahre zuvor hatten sich Mickelson und Stenson schon ein Duell um die Trophäe gegeben, diesmal sind es im Royal Troon Golf Club wieder diese beiden. Mickelson spielt im Finale großartiges Golf, das an jedem anderen Tag zum Sieg reichen würde. Diesmal nicht, denn Stenson wächst über sich hinaus, bleibt eiskalt, bringt den bis heute gültigen Rekordscore von -20 ins Clubhaus, weil er im Finish eine 63 schreibt. Rekord. Dieses Match Stenson-Mickelson geht als das vielleicht beste Duell bei der Open seit Watson-Nicklaus 1977 in die Bücher ein, und der Schwede, Europas aktueller Ryder-Cup-Captain, hat endlich seinen lang ersehnten Majorsieg.

Shane Lowry, 2019

Wenn ein Ire in Irland gewinnt, ist das immer etwas ganz Besonderes. Die Herren von der grünen Insel sind bekannt dafür, dass sie die Feste feiern, wie sie fallen. Und wenn einer der Ihren (oder Iren) auch noch die Claret Jug mit ins Pub bringt, ist die Party gerettet. Lowry siegt im Royal Portrush GC sehr deutlich mit gesamt -15 und sechs Schlägen Vorsprung auf den Engländer Tommy Fleetwood. Lowry: „Unglaublich, ich kann es kaum erwarten, morgen aufzuwachen und das alles erst zu verstehen.“ Aufwachen? Es wurde spät, die Videos von der Feier im Pub mit Gläsern, Claret Jug und Irish Folk Songs gehen um die Welt.

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