Tour-Report

Billys Erlösung, nächster Coup für LIV?


20. Juni 2022 , Thomas Fischbacher


Matt Fitzpatrick macht auch seinen Caddie zum Major-Sieger, Greg Norman arbeitet am nächsten Coup
Matt Fitzpatrick macht auch seinen Caddie zum Major-Sieger, Greg Norman arbeitet am nächsten Coup | © Chris Trotman/LIV Golf/Getty Images | golfsupport.nl

Matt Fitzpatrick beschert auch seinem treuen Begleiter den ersten Major-Titel. Jennifer Kupcho gewinnt einen Thriller und Greg Norman plant den nächsten Transfer-Coup.


Matt Fitzpatrick hat mit seinem Sieg bei der US Open auch seinem Caddie seinen ersten Major-Sieg beschert. Billy Foster ist seit 40 Jahren auf den Touren weltweit unterwegs. Zu seinen prominenten Klienten zählten Lee Westwood, Seve Ballesteros, Darren Clarke, Thomas Bjørn, Sergio Garcia und sogar Tiger Woods.

Erstaunlicherweise war der 54-Jährige dennoch noch nie bei einem Major-Sieg dabei. Bis zu diesem Sonntag in Boston. Die Leute würden immer von einem „monkey on the back” reden, bei ihm wäre es ein Gorilla, scherzte Foster. 
 


Zalatoris und McIlroy bleiben geduldig

Gut gespielt, aber knapp geschlagen. Mal wieder. Will Zalatoris war in Brookline erneut ganz nah dran am Titel. Nur ein Schlag fehlte am Ende. Es war nach dem Masters 2021, der PGA Championship der dritte zweite Platz in kürzester Zeit. Erneut musste er beobachten, wie ein anderer den Pokal in Empfang nimmt. Zalatoris blieb nichts anderes, als Durchhalteparolen zu schwingen: Dranbleiben, den Frust abschütteln, weitermachen, etc. Mit nur 25 Jahren und bereits fünf Top-Fünf-Ergebnissen bei Majors in der Vita, wird es tatsächlich wohl nur eine Frage der Zeit sein, bis dieses Top-Talent einen Major-Titel gewinnen wird. 

Rory McIlroy war einer der ersten Gratulanten bei seinem Ryder-Cup-Kollegen. Dem Nordiren ging es nach der Runde ähnlich wie Zalatoris. Einmal mehr war er vorne dabei (T5 am Ende) bei einem Major, um schlussendlich nicht als Sieger, sondern lediglich als Gratulant aufzufallen. „Ich muss jetzt geduldig bleiben, denn wenn ich mich weiter in Position bringe, wird früher oder später mein Tag kommen”, gab er sich zuversichtlich. Im Juli folgt bei der Open Championship die letzte Chance in diesem Jahr. Seinen bislang letzten Major-Sieg hatte er 2014 errungen. 
 


Was ebenfalls schön war an diesem Wochenende: Das sportliche Geschehen überstrahlte die Golfpolitik. Soll heißen: Spätestens nach den Pressekonferenzen ging es bei der US Open endlich wieder um Sport. Die Besten der Welt gegeneinander auf einem historischen Platz bei einem Turnier voller Traditionen. Gerne mehr davon. 

Murray mit Ausraster

Wie kräftezehrend und nervenbelastend eine Runde auf einem US-Open-Platz so ist? Fragen Sie mal Grayson Murray. Der Amerikaner fiel während seiner Finalrunde unter anderem dadurch auf, dass er ein Wedge über seinem Bein in zwei Teile zerbrach und seinen Putter auf einen Hügel schleuderte. Unschöne Szenen, aber irgendwie menschlich.

Kräftezehrend fanden auch einige Zuschauer aus den USA die TV-Übertragung. Auf Twitter hagelte es Beschwerden aufgrund der vielen Werbeunterbrechungen. Der Chef reagierte persönlich. Mike Whan, CEO der USGA, twitterte von seinem persönlichen Account, dass er sich der Sache annehmen werde. „Wir haben hier mit unserem Partner NBC Sports (Olympische Spiele, Super Bowl usw.) das beste Sportproduktionsteam der Welt, und wenn die Anzahl der Unterbrechungen problematisch ist, werden wir mit unserem Partner zusammenarbeiten, um dies zu verbessern.” Kurzfristige Anpassungen gab es keine.

Kupcho gelingt zweiter Sieg

Vielleicht hat der ein oder andere Golf-Fan stattdessen mit der Fernbedienung das Turnier gewechselt. Auch bei den Damen, die um den Titel bei der Meijer LPGA Classic spielten, war einiges geboten. Drei Solheim-Cup-Spielerinnen zogen ins Stechen ein, das Jennifer Kupcho schließlich für sich entscheiden konnte. Nelly Korda und Leona Maguire aus Irland hatten das Nachsehen. 

Kupcho, 25, hatte zu Beginn der Saison bereits bei der Chevron Championship ihren ersten LPGA- und Major-Titel feiern können. Doch der zweite fühlte sich noch etwas besser an. „Bei meinem ersten Sieg hatte ich einen großen Vorsprung vor dem Finale. Heute war das Leaderboard vorne voll mit Top-Spielerinnen und es war so viel enger”, bilanzierte die neue Nummer drei der Saisonwertung. „Ich bin sehr stolz, hier gewonnen zu haben.” 
 


Caroline Masson erlebte in Belmont ebenfalls eine starke Woche. Am Ende sprang für die deutsche LPGA-Stammkraft ein zwölfter Rang heraus. Isi Gabsa kam als respektable 40. über die Ziellinie. Sophia Popov und Esther Henseleit hatte zuvor den Cut verpasst. 

LIV Golf: Weltranglistenpunkte und Ancer-Coup?

Zum Abschluss doch noch einmal eine kurze Info in Bezug auf die LIV Golf Invitational Series. Die von Saudi-Arabien unterstützte Turnierserie plant, die Aufnahme in das globale Ranglistensystem offiziell zu beantragen, so CEO Greg Norman. So sollen in Zukunft auch bei den LIV-Turnieren Punkte für die Weltrangliste gesammelt werden können. Für die Teilnehmer wäre es auf diese Art einfacher, sich für die Major-Turniere zu qualifizieren. 
 
Bei der US Open hatte er noch kurzfristig abgesagt, nun soll er der jüngste Transfer-Coup von Greg Norman werden. Die Rede ist von Abraham Ancer, 31, und die Nummer 20 der Goflwelt. Der Mexikaner soll Berichten zufolge der PGA Tour den Rücken kehren und beim kommenden LIV-Turnier in Portland dabei sein. Dort werden auch Bryson DeChambeau und Patrick Reed erstmals abschlagen.