Kolumne

„Angst essen (Golf-) Seele auf“


15. Juni 2022 , Carsten Moritz


Botschafter des Golfsports: Payne Stewart
Botschafter des Golfsports: Payne Stewart | © H.How/Allsport/GettyImages

Im Gastbeitrag mobilisiert Golfmentor Carsten Moritz zu Willkommenskultur, zusammen im Sinne der Sache aktiv zu sein, keine Angst vor Arbeit und Scheitern zu haben und dem Golfsport und der Entwicklung etwas Seele und Spirit of the Game wiedergeben.

Der etwas abgewandelte Filmtitel „Angst essen (Golf-) Seele auf“ von Rainer W. Faßbender ist fest in die deutsche Kultur eingegangen. Er dient als Synonym vor dem „großen“ Unbekannten und suggeriert unter anderem auch den Eintritt einer schlimmen Folge. In Bezug auf das Mentalspiel auf dem Platz kann man sich vorstellen, was man mit diesem Zitat in einer Spielsituation ausdrücken könnte. Der Bezug auf die restliche Golfsphäre ist aber ebenso interessant! Die Menschen sind in der Regel sehr unterschiedlich ausgeprägt. Sie, ich, unsere Familien, Freunde, Bekannte und Kollegen. Unsere Golffreunde, Golfmanager, Professionals, Vorstände sowie alle anderen ebenso.

Jede Persönlichkeit ist unterschiedlich dynamisch oder bequem. Jede Persönlichkeit ist unterschiedlich ängstlich oder zweifelnd. Gerade allgemein, vor etwas Neuem oder speziell vor einer neuen Aufgabe, vor der man steht. Alle Persönlichkeiten in unserer gemeinsamen Golf-Bubble haben ein gemeinsames Ziel; beziehungsweise sollten ein gemeinsames Ziel haben! Die positive Förderung und Entwicklung, die nicht nur in schwarzen Zahlen der Betreibergesellschaften abzulesen ist. Auf den demographischen Wandel müssen wir alle vorbereitet sein, damit die Gelder zur Unterhaltung von schön gepflegten Anlagen nicht nur kurz-, sondern auch langfristig zur Verfügung stehen. Eine mögliche finanzielle Versorgungslücke muss auch mittelfristig gesichert werden. Denkbar ist doch, dass die vielen älteren Golfer, von denen viele Vollzahler sind, unseren Sport in zehn bis 20 Jahren nicht mehr ausüben und finanzieren können. Die zurecht geförderte Jugend wird dann finanziell noch nicht ausreichend in der Lage sein, neben den Schwerpunkten Familie und Wohnraum dann den Golfsport zu finanzieren. Fehlende Geldmittel können Anlagen mittels einer Abwärtsspirale dann in die Knie zwingen. Weniger Pflegemaßnahmen führen zu schlechteren Platzzuständen und diese zu (noch) weniger Mitgliedern. Deshalb gilt es bereits jetzt meiner Ansicht nach, diesem Szenario entgegenzutreten.

Um sich als Golfnation furchtlos allen Zielgruppen zu widmen, sollten verschiedene Mittel und Möglichkeiten von uns allen genutzt werden. Es gibt zahlreiche neuartige Konzepte und Best-Practice-Beispiele. Nicht nur im Bereich der Vermarktung. Nicht alle Verantwortlichen arbeiten mit diesen Möglichkeiten. Alle würden von einer positiven Entwicklung profitieren! Anlagen, Professionals und auch Golfer selbst. Diese verschiedenen neuen Mittel und Möglichkeiten sind teilweise vielleicht ungewohnt und unbequem; aber man sollte nicht automatisch „Angst“ vor Ihnen haben.

Willkommenskultur 

Golfer sollten keine Angst vor neuen Entwicklungen und neuen Gesichtern haben. Wir sind Golf und wollen den hochgelobten Spirit doch auch nicht nur den anderen überlassen? Müssen wir Angst haben, dass uns die Tee-Times gestohlen werden? Im Gegenteil; neue Golfer finanzieren die eigene Anlage mit und zufriedene Gäste können die Mitglieder von morgen sein. Nur ein Grund, warum es sich lohnt, eine besondere Willkommenskultur zu leben.

Zusammen im Sinne der Sache

Ich habe letztens vernommen, dass es Professionals zum Teil gar nicht gerne sehen, wenn Golfer Ihre Freunde auf Range oder Platz mitnehmen und Ihnen vielleicht ein paar Dinge mit dem Schläger zeigen oder diese für den Sport begeistern. Sind diese Golfer eine Konkurrenz, die sich an der großen Torte bedient oder führt dieser Einsatz letztendlich zu einer Sicherung des Geschäfts. Die meisten Golflehrer hätten bei den vollen Auftragsbüchern auch gar keine Zeit sich zum Beispiel ausführlich mit der Entwicklung der neuen Golfer oder dem Verhalten neuer Golfer auf dem Platz auseinanderzusetzen. Warum können hier nicht Golfer und Professionals im Sinne der Sache zusammenarbeiten?

Keine Angst vor Arbeit und Scheitern

Es ist eine der großen Fragen dieser Zeit. Wie hält eine Anlage die sogenannten Coronaboomer bei der Sportart Golf? Zack, damals Platzreife verkauft und ins Golfleben entlassen? Haben die Mitglieder auf den Anlagen die Wertschätzung und Beachtung, die Sie brauchen? Wir dürfen keine Angst haben, uns intensiver mit neuen Golfern und Mitgliedern auseinanderzusetzen. Wir müssen uns Gedanken machen, wie wir sie halten und nicht zum Beispiel nach der Öffnung anderer Sportangebote wieder verlieren. Wir sollten bei einem neuen Ansatz keine Angst vor „Arbeit“ haben oder davor, an Versuchen zu scheitern.

Golfseele = Spirit of Golf

„Angst essen die Golfseele auf“, denn zu viele Tendenzen in unserer Bubble scheinen uns trotz vielzähliger positiver Impulse noch irgendwie zu hemmen. Jetzt werden die Einen diesen Gedankengang nur auf sich beziehen und abwinken. Ja, es gibt sehr viele Personen und Anlagen, die sich darum eigentlich keine Sorgen machen müssen. Diese werden das nachvollziehen können und aus ähnlicher Motivation handeln. Es gibt aber auch zu viele andere, denen es nicht schaden würde, die eigene Position zu überdenken. Die Golfseele ist hier der Spirit of Golf. Die besondere, von Miteinander und Respekt geprägte Ballsportart. Eine Tradition, die sich über nun schon Jahrhunderte entwickelt hat, entwickelt sich gerade weiter. Und wir sollten alle mit unserem Verhalten und unserer Denkweise dem Golfsport und der Entwicklung etwas Seele wiedergeben.  - Think about it! -

Über den Autor: Carsten Moritz, Moers. Heimatclub: GC Elfrather Mühle. Seit 1985 dem Golfsport verbunden. Netzwerker mit dem Forum Golfmentor. Schwerpunkte sind Golfentwicklung, Neugolfergewinnung und Mentoring. Kontakt: [email protected], www.golfmentor.jimdo.com

Golfmentor Carsten Moritz
Golfmentor Carsten Moritz | © Carsten Moritz

 

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