Sebastian Rühl

„Man sieht bei diesem Turnier sehr gut, wer aktuell was kann!“


2. Juni 2022 , Matthias Lettenbichler


Aufmerksame Beobachter: Mädchen-Bundestrainer Sebastian Rühl und DGV-Mentalcoach Justin Walsh (rechts) verfolgten Runde 1 der Damen auf dem Rot-Platz live bei der German Boys & Girls Open 2022.
Aufmerksame Beobachter: Mädchen-Bundestrainer Sebastian Rühl und DGV-Mentalcoach Justin Walsh (rechts) verfolgten Runde 1 der Damen auf dem Rot-Platz live bei der German Boys & Girls Open 2022.

Die German Boys & Girls Open (GBGO) ist für Sebastian Rühl ein Pflichttermin. Im Interview erklärt der Bundestrainer der Mädchen, weshalb dem Turnier in diesem Jahr besonders große Bedeutung zukommt.

Sebastian Rühl, welche Eindrücke konnten Sie am ersten Tag der GBGO sammeln – die Veranstaltung gilt als das herausragende Jugendturnier in diesem Jahr in Deutschland.
„Die GBGO ist meiner Ansicht nach nicht nur das bedeutendste Jugendturnier, das wir in Deutschland haben, sondern es ist das wichtigste Turnier in ganz Europa für diese Altersgruppe. Die besten Spielerinnen und Spieler aus jedem Land kommen sehr gerne hierher, denn es ist bekannt, dass es ein absolutes Top-Event ist. Der Golfplatz präsentiert sich einmal mehr in überragendem Zustand. Das freut mich ganz besonders, denn je besser der Platz, je schneller und treuer die Grüns und je schwieriger die Fahnenpositionen, desto aussagekräftiger sind die Leistungen, die hier gezeigt werden; dadurch entsteht eine gewisse Trennschärfe, und man sieht besser, wer was kann!“

Sind Sie mit den heutigen Leistungen der deutschen Spielerinnen zufrieden?
„Aus deutscher Sicht hatten wir heute einen sehr brauchbaren Tag, und es ist noch vieles möglich! Ganz vorne sind wir mit Charlotte Back vertreten, und gerade auch einige der jüngeren Nachwuchstalente haben auf sich aufmerksam gemacht und gezeigt, dass sie da sehr gut mitspielen können. Ich bin sehr gut gelaunt!“

Impressionen aus Runde 1 >>>
 

Dieses Turnier ist zum einen ja eine Standortbestimmung der deutschen Spielerinnen. Zum anderen erlaubt es einen Blick auf das aktuelle Niveau der anderen Nationen. Wie genau schauen Sie auch da hin – vor allem auch in Hinblick auf die bevorstehende EMM im Juli in Island?
„Richtig: Dieses Turnier ist auf jeden Fall beides, ein nationaler Maßstab und auch eine sehr interessante internationale Bühne! Und dieses Jahr ist es ganz besonders spannend, denn durch Corona war die Turnierlandschaft in den letzten zweieinhalb Jahren ja völlig anders. Es gab immer Reiserestriktionen, viele Nationen konnten bei Turnieren nicht antreten, auch uns hatte es da ein paarmal erwischt. Deshalb ist dies seit langer Zeit eines der komplettesten Turniere, bei dem alles, was Rang und Namen hat, wieder vertreten ist. Deswegen ist es neben der Trennschärfe des Golfplatzes ein besonders wichtiges Event. Direkt nach dem Turnier wird der Kader für die Europameisterschaft nominiert, und deshalb wollen einige Spielerinnen anhand von guten Ergebnissen und von tollen Dingen, die sie auf dem Platz machen, zeigen, dass sie in Richtung Nationalkader tendieren. Deshalb gibt es hier für uns Trainer einiges zu beobachten, und gerade in der Konkurrenz mit den Spielerinnen vieler guter Länder können die Athletinnen hier besonders gut zeigen, was sie draufhaben.“

Die Spielerinnen gehen demnach aber auch mit völlig unterschiedlichem Druck und unterschiedlichen Erwartungen in dieses Turnier.
„Absolut! Ich würde sogar sagen, dass das fast unterschiedliche Sportarten sind diese Woche hier in St. Leon-Rot. Denn es ist ein gewaltiger Unterschied, ob Du weißt, die Schläge, die ich gerade mache, entscheiden darüber, ob ich mich für das deutsche EM-Team qualifiziere, oder ob man halt mal bei einem großen Turnier mitspielt und schaut, was passiert. Das sind zwei völlig unterschiedliche Welten mit völlig unterschiedlichen Rahmenbedingungen!“

Dennoch ist es gut, dass all diese Spielerinnen gemeinsam bei einem Turnier an den Start gehen?
„Ja! Und dass das möglich ist, dafür bin ich dem Club St. Leon-Rot unendlich dankbar. Die Mitglieder stellen hier nämlich fast die ganze Woche lang zwei Golfplätze zur Verfügung. Dadurch konnte das Feld der Mädchen zuletzt massiv erweitert werden, und viele junge Spielerinnen unterschiedlichen Niveaus haben die Chance, sich zu beweisen. Die einen wollen in den Nationalkader, andere sammeln erstmals Erfahrung auf internationaler Bühne – die Bandbreite ist unglaublich groß, gerade das macht aber auch die ganz besondere Stimmung bei diesem Turnier aus.“

Nach Runde 1 teilen sich vier Spielerinnen mit 69 Schlägen die Führung. Können wir da in den nächsten Tagen auf noch etwas tiefere Scores hoffen?
„Die Mädchen haben heute den Platz „Rot“ gespielt, morgen schlagen sie auf St. Leon ab, am Samstag dann wieder auf „Rot“; es gibt bei diesem Turnier ja keinen Cut. Generell spielt sich Rot etwas schwieriger, St. Leon ist mindestens genauso anspruchsvoll, aber je nach Fahnenpositionen sind dort etwas mehr Birdies möglich. Schauen wir einfach mal, was dort morgen passiert!“