GBGO 2022

Internationales Quartett an der Spitze


2. Juni 2022 , Matthias Lettenbichler


Die Italienerin Francesca Pompa übernahm am ersten Turniertag zwischenzeitlich schon die alleinige Führung auf dem Rot-Platz, ist mit ihrer starken 69er-Runde in St. Leon-Rot nun aber Teil eines Quartetts an der Spitze. Foto: DGV/mat
Die Italienerin Francesca Pompa übernahm am ersten Turniertag zwischenzeitlich schon die alleinige Führung auf dem Rot-Platz, ist mit ihrer starken 69er-Runde in St. Leon-Rot nun aber Teil eines Quartetts an der Spitze. Foto: DGV/mat

Gelungener Auftakt des sportlichen Teils der German Boys & Girls Open 2022 im Golf Club St. Leon-Rot auch bei den Damen: Mit jeweils 69 Schlägen auf dem Platz „Rot“ teilen Lokalmatadorin Charlotte Back, Francesca Pompa aus Italien, die Französin Nastasia Nadaud und Amalie Leth-Nissen aus Dänemark nach dem ersten Turniertag Rang 1. Bei perfekten äußeren Bedingungen und hochsommerlichen Temperaturen forderte der Par-72-Parcours das internationale Feld.

St. Leon-Rot – Eisen 7, 133 Meter, direkt ins Loch: Der Schlag des Tages gelang im ersten Durchgang des Damenturniers in St. Leon-Rot zweifellos Lilian Joy Bühle. An Bahn 14, einem malerischen Par 3, lochte die 16-Jährige vom GC Kirchheim-Wendlingen auf Anhieb ein und jubelte über das erste Ass ihrer noch jungen Golfkarriere. Dass sie den Glücksball am nächsten Loch postwendend verlor, trübte die Freude nur unwesentlich: Am Ende stand eine 76er-Runde zu Buche und ein gelungener Start in Europas bedeutendstes Jugendturnier.

Impressionen aus Runde 1 >>>


Nicht weniger als 105 Spielerinnen jünger als 18 Jahre gehen in dieser Woche auf den Plätzen des GC St. Leon-Rot an den Abschlag, und dabei ist alles, was Rang und Namen und eine Zukunftsperspektive hat in diesem Sport. Allein die Ungarin Emma Jaczkovics geht mit einem positiven Handicap-Index an den Start (0,5), der Rest des Feldes agiert im negativen Bereich, allen voran Helen Briem vom Stuttgarter GC Solitude, mit -7,8 die auf dem Papier stärkste Spielerin im Feld.

Am ersten Turniertag waren letztlich 69 Schläge das Maß der Dinge auf dem Parcours „Rot“, drei unter Par, und diese Bestmarkte setzte gleich am frühen Vormittag die Dänin Amalie Leth-Nissen. Die ging in der ersten Gruppe um 8 Uhr zwar mit Kniebandage an den Start, zeigte aber mit Birdies an den Löchern 2 und 5, dass dies nur eine Präventivmaßnahme ist und keine wirkliche Einschränkung bedeutet. Präzise zirkelte sie ihren Ball an die Fahnen, musste an Bahn 8 zwar ein Bogey hinnehmen, feierte aber zwei weitere Birdies auf den Grüns 14 und 16 und war wenig später die mit 3 unter Par die Führende im Clubhaus.

Charlotte Back ohne Fehler

Absolut fehlerfreie Runden unterschrieben wenig später Nastasia Nadaud aus Frankreich und Charlotte Back, aktuell stärkste Spielerin des GC St. Leon-Rot. Beiden gelangen im Laufe des Vormittags drei Birdies, womit sie mit Amalie Leth-Nissen gleichzogen und für etliche Stunden das Führungs-Trio des Feldes bildeten. Zwischendurch schickte sich Lilly Schulz-Hanßen an, die Spitze des Leaderboards zu ergänzen, als sie stark auf den Back Nine begann und an 12 und 13 jeweils zum Birdie einlochte. Doch auf dem Weg zurück zum Clubhaus holperte es ein wenig und sie teilte schließlich mit einer 73er-Runde Rang 7. Mit 70 Schlägen bewältigten die Tschechin Denisa Vodickova und Sophie Renner vom GC Schloss Monrepos den Parcours, und das Trio an der Spitze richtete sich schon auf erste Glückwünsche zur Führung nach dem ersten Turniertag ein, als plötzlich Spätstarterin Francesca Pompa in großen Sprüngen das Leaderboard aufrollte.

Die Italienerin war um 13 Uhr spät in der Nachmittagsgruppe von Tee 1 aus ins Turnier gegangen, und sie legte mit Birdies an den Bahnen 1 und 2 gleich mächtig los. Vom Doppelbogey an Loch 3 ließ sie sich nicht wirklich beeindrucken, schob postwendend drei Birdies an den Bahnen 5, 6 und 7 hinterher und schloss damit zu den drei Führenden auf. Und damit nicht genug: An Bahn 14, wo eine gute halbe Stunde später ein Ass fallen wird, gelingt auch ihr ein exzellenter Abschlag und ein sicheres Birdie, womit sie nun mit 4 unter Par die alleinige Spitzenreiterin ist. Doch das Finale des Rot-Platzes hat es in sich: An der 15, einem Par 4, verliert Francesca Pompa einen Schlag, und der erneute Vorteil durch das Birdie an der 16 ist mit einem weiteren Bogey an der 17 wieder dahin. Damit wird aus dem Führungstrio endgültig ein Führungs-Quartett, und Spannung ist garantiert, wenn sich die jungen Damen der GBGO am Freitag in Runde 2 mit dem Platz St. Leon messen.

Stelldichein der Elite des Kontinents

Aus Schweden und der Schweiz, aus Italien und Island sind die Spielerinnen zum Turnier nach St. Leon-Rot angereist, Französinnen und Tschechinnen sind am Start, England, Portugal, Dänemark als Nationen vertreten, Slowenien und Österreich, Irland ebenso wie Belgien und Norwegen, die Niederländerinnen haben gemeldet und eine Athletin aus Ungarn. Es ist ein Stelldichein der besten Nachwuchsspielerinnen des Kontinents und das erste richtig große Turnier nach zweieinhalb durch Corona bedingt schwierigen Jahren. Dieser Umstand, und dass in ziemlich genau vier Wochen die Team-EM der Mädchen in Island auf dem Programm steht, machen das Turnier natürlich auch für Bundestrainer Sebastian Rühl zum absoluten Pflichttermin. Gemeinsam mit DGV-Mentaltrainer Justin Walsh folgte der Coach in St. Leon-Rot seinen designierten Topspielerinnen, beobachtete sowohl deren Vorstellung als auch die Runde jener Kandidatinnen, die sich Hoffnung machen, noch in den deutschen Kader zu rutschen.

„Durch Corona konnten in den letzten zweieinhalb Jahren viele Nationen bei Turnieren nicht antreten, auch uns hat es da ja ein paarmal erwischt. Dies ist seit langer Zeit eines der komplettesten Turniere, bei dem alles, was Rang und Namen hat, wieder vertreten ist“, so Rühl. „Direkt nach dem Turnier wird für die Europameisterschaft nominiert, und deshalb wollen einige Spielerinnen anhand von guten Ergebnissen und von tollen Dingen, die sie auf dem Platz machen, zeigen, dass sie in Richtung Nationalkader tendieren. Deshalb gibt es hier für uns Trainer einiges zu beobachten, und gerade in der Konkurrenz mit den Spielerinnen vieler guter Länder können die Athletinnen hier besonders gut zeigen, was sie draufhaben.“

Am Freitag ab 8 Uhr, dann haben die Damen der GBGO ein Jour-fixe mit dem Platz St. Leon, der vielleicht ein paar mehr Birdies erlaubt, und vielleicht ja auch wieder ein Ass.