Gut zu erkennen, wie die Kanten herausgenommen worden sind | © Golfsustainable/P.Himmel/D.Lüttger

Am Thema Rough scheiden sich die Geister

Die Variante eins ist die perfekte ausgemähte „Autobahn“ in Grün, bei der ein Golfer seinen Ball selbst bei den übelsten Schlägen auf kurzgemähtem Grad findet. Das gilt selbst dann, wenn der Ball nach dem Treffpunkt am Abschlag eine verheerende Rechtskurve genommen haben, weil der Spieler eben mit einem hartnäckigen Slice kämpft. 

 

Die Variante zwei ist ein Golfplatz mit klar gekennzeichneten Spielbereichen: Den sauber gemähten Fairways, dem etwas höher stehenden Semirough und dem hohen Rough. Bei Variante zwei wird der treffsichere Spieler mit einer sauberen Lage belohnt und der weniger treffsichere Spieler beginnt seinen Ball zu suchen. 

 

Die Diskussion um die Breite der Spielbahnen und die Dichte des Roughs beschäftigt deutschlandweit in Golfclubs immer wieder ganze Vorstände oder Spielgruppen. Diskutiert werden dabei Fragen wie Spielgeschwindigkeit, Fairness, die Akzeptanz des Roughs durch Greenfeespieler und sein Einfluss auf das Handicap. Was dem Golfer allerdings nur selten vermittelt wird, ist das Thema Kosten. Die Gestaltung der Fairways, Semiroughs und Roughs ist nämlich auch genau das: Eine Frage der Wirtschaftlichkeit. 

St. Leon-Rot: fünf Hektar Mähfläche weniger

Wie man das Thema intelligent adressiert, hat in diesem Sommer das Greenkeeping- und Managementteam des GC St. Leon-Rot vorgemacht. „Wir haben auf dem Platz St. Leon insgesamt fünf Hektar Fläche aus der intensiven Fläche herausgenommen“, erklärt Course Manager Daniel Lüttger die Vorgehensweise. Dabei wurden vor allem die Bunker, die an den Außenrändern der Spielbahnen lagen „halbmittig mit in die Roughbereiche integriert“. 

 

Die Auswirkungen sind enorm: „Wir sparen uns einen kompletten Semirough-Mäher und zirka zehn Stunden Arbeitszeit pro Mähgang der Fairways auf dem Platz St. Leon. Das machen wir zweimal die Woche. Außerdem fallen alle vier Wochen sechs bis acht Stunden Arbeitszeit beim Mähen der Bunkerkanten Flymow weg, der in Handarbeit eingesetzt wird.“ Damit werden Ressourcen frei, die das Greenkeeping-Team um Lüttger an anderer Stelle wieder einsetzen kann. 

Wasserverbrauch geht ebenfalls zurück

Der GC St. Leon-Rot geht damit keineswegs einen Sonderweg. Vielmehr ist international bereits seit mehr als einem Jahrzehnt ein Trendwechsel beim Management der Platzflächen Standard. Als einer der Vorreiter gilt dabei Pinehurst No.2., jener amerikanische Platz, auf dem Martin Kaymer 2014 die US Open gewann. Damals hatten die Betreiber bereits 14 Hektar beregnete Grasfläche durch natürliche Sandflächen, Gräser aus der Region und Piniennadeln ersetzt. Zudem wurden Gräser eingesät, die weniger Wasser verbrauchen. Tatsächlich senkte man den Konsum um 50 Prozent. 

Weniger Dünger und Wasser

Wer Flächen umwandelt, braucht also eine langfristige Strategie. Die hatte auch der GC St. Leon-Rot: Die Umwandlung der fünf Hektar Fläche in Roughbereich wurde durch diverse Maßnahmen vorbereitet, die auch dafür sorgen, dass die Bespielbarkeit für die Golfer einfacher ist. „Früher wurden viele der Flächen hinter den Bunkerkanten noch gedüngt, so dass das Gras deutlich fetter war“, erklärt Lüttger. Damit hat man bereits vor zwei Jahren aufgehört und gleichzeitig auch die Beregnung deutlich nach unten geschraubt, so dass der Grasbestand weniger dicht ist. Dazu trägt auch die Tatsache bei, dass der Grasschnitt nach der Mahd immer weggenommen wird. So wird das Rough durch die Nährstoffe aus dem alten Gras nicht mehr zusätzlich gedüngt, sondern wird mit der Zeit immer magerer. Die Konsequenz: Die Golfbälle finden sich deutlich besser. 

 

„Am Anfang war die Umstellung trotzdem nicht einfach“, resümiert Clubmanager Moritz Lampert. Durch intensive Kommunikation sei es aber inzwischen gelungen, die Mitgliedschaft an die neuen Fairwaybreiten zu gewöhnen. Die Optik des Golfplatzes habe durch die Änderung außerdem gewonnen. 

Rough gehört zur schwarzen Piste

Dass solch eine Herangehensweise nicht auf einen der deutschen Top-Plätze beschränkt sein muss, erkennt man auch bei der Golf Lounge in Hamburg-Moorfleet – eine Anlage, deren Zielgruppe eher der Einsteiger oder Wenig-Golfer ist. Dort hat man sich bei der Integration des Roughs am System der Skipisten orientiert: Wer vom einfachen Sechs-Löcher-Platz auf den anspruchsvolleren 9-Löcher-Platz wechselt, muss auch mal 90 Meter carry vom Tee über lichtes Rough schlagen. Entsprechend tragen die beiden Platzvarianten die Bezeichnungen rot und schwarz. Die schwarze Piste enthält dann eben die Extradosis Spannung und macht das Spiel durchaus ein wenig interessanter. 

Weiteres zum Thema

Tipps der Redaktion

Partner des DGV