Panorama

Golfende Olympioniken


24. Januar 2022 , Thomas Kirmaier


Cooles Duo: Die Rennrodler Tobias Wendl (l.) und Tobias Arlt sind mehrfache Olympiasieger und leidenschaftliche Golfer. In Peking gehören sie im Doppelsitzer zu den Favoriten. © Franz Hübner
Cooles Duo: Die Rennrodler Tobias Wendl (l.) und Tobias Arlt sind mehrfache Olympiasieger und leidenschaftliche Golfer. In Peking gehören sie im Doppelsitzer zu den Favoriten. © Franz Hübner

Der Countdown für die Olympischen Winterspiele in Peking läuft. Gibt es unter den deutschen Athleten, die in China um Medaillen kämpfen, eigentlich Golfer? Ja, gibt es – und zwar nicht wenige.

Sven Hannawald, Fritz Fischer, Rosi Mittermaier und Katarina Witt – sie sind Legenden des deutschen Sports. In ihren Disziplinen haben sie so gut wie alles erreicht und zahlreiche Olympische Medaillen gewonnen. Sie alle haben nicht nur gemeinsam, dass sie erfolgreiche Wintersportler waren. Sie sind heute, nach ihren aktiven Karrieren, vor allem eines: leidenschaftliche Golfer.

Natürlich werden sie in den kommenden Tagen und Wochen verfolgen, was in Peking passiert. Dort, in Chinas Hauptstadt, finden vom 4. bis 20. Februar die Olympischen Winterspiele 2022 statt. Nahezu in allen Disziplinen finden sich Athleten aus dem aktuellen Team Deutschland, die mindestens schon einmal einen Drive Richtung Fairway abgefeuert haben. Zahlreiche von ihnen sind sogar des Öfteren im Sommer auf den Golfplätzen der Republik unterwegs, denn Golf ist auch und vor allem für Wintersportler eine willkommene Abwechslung.

So wurden beispielsweise die Skistars Josef Ferstl, Linus Straßer und Kira Weidle bereits auf Benefiz- oder Charity-Golf-Events gesichtet. Ferstl ließ sich vor zwei Jahren am Waginger See zeigen, wie das geht mit der kleinen, weißen Kugel; Speed-Queen Weidle nahm im Vorjahr an einem Sponsoren-Turnier im GC Gäuboden bei Straubing teil. Unter den Cracks der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft sind ebenfalls zahlreiche Golf-Begeisterte. So wie Leon Draisaitl, der in Nordamerika inzwischen zum Star gereift ist. „Wir spielen gern Golf mit den Jungs; das ist ein Super-Sport, um runterzukommen“, so Draisaitl über sein Hobby. Wenn er den Ball richtig treffe, könne er weit fliegen. Wenn nicht, „kann er genauso gut auf der Autbahn links daneben landen“.

Bobfahrer Johannes Lochner golft ebenfalls gerne und wird Deutschland bei den Spielen in Peking vertreten.
Bobfahrer Johannes Lochner golft ebenfalls gerne und wird Deutschland bei den Spielen in Peking vertreten. | © Stefan Heigl


Auf die Dienste des deutschen Topstars müssen sie in Peking allerdings wohl verzichten, denn die nordamerikanische Profiliga NHL lässt ihre Spieler wegen der Pandemie nicht nach Peking. Dafür werden Bobfahrer Johannes Lochner und Rodler Felix Loch bei den Spielen 2022 um Medaillen kämpfen. Beide sind begeisterte Golfer und zeigten in der jüngeren Vergangenheit beim ProAm der BMW International Open in Eichenried, dass sie durchaus wissen, wo Fairway und Grün sind. Ebenso Skispringer Markus Eisenbichler. Er nutzt im Sommer seine freien Tage gerne für eine Runde im Heimatclub GC Ruhpolding, wo er sich jedoch noch einiges bei den Oldies abschauen kann. Altstars wie Peter Angerer, Fritz Fischer und Präsident Herbert Fritzenwenger sind dort nämlich mit einstelligem Handicap-Index unterwegs.

Wer Glück hat, trifft auf Ruhpoldings Golfplatz auch auf Tobias Wendl und Tobias Arlt. Die beiden sind Olympiasieger im Doppelsitzer von 2014 (Sotchi) und 2018 (Pyeongchang). Klar gehören die beiden zu den heißesten Medaillenanwärtern in Peking – und zu den leidenschaftlichen Golfern im Team D. Auch sie waren schon beim ProAM in Eichenried dabei. „Da waren wir mit Bernd Wiesberger unterwegs. Ein sehr cooler Typ“, erzählen sie. Das Duo Wendl-Arlt bewegt sich von der Spielstärke her irgendwo zwischen 10 und 20, was den WHI betrifft.

Natürlich finden sich nicht nur im deutschen Team für Olympia 2022 zahlreiche begeisterte Golfspieler. Der kleine, weiße Ball ist auch für Skifahrer, Biathleten und Eishockeyspieler anderer Nationen faszinierend. Sven Hannawald, der auch schon Olympia-Gold holte und 2002 als erster Skispringer überhaupt die Vierschanzentournee mit Siegen in allen vier Wettbewerben holte, verrät, was ihn so reizt: „Der Sport hat mich von Anfang an fasziniert. Beim Golf kannst du so viel über dich lernen. Es ist Ausgleich, Panorama, Entspannung, aber gleichzeitig Ehrgeiz und sportliche Herausforderung.“

Deutschlands Athleten für die Olympischen Winterspiele in Peking