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Die stillen Örtchen des GC Lauterhofen


24. Januar 2022 , Thomas Kirmaier


Panoramablick aus dem WC-Häuschen: Die Toilette an Bahn 14 des GC Lauterhofen.
Panoramablick aus dem WC-Häuschen: Die Toilette an Bahn 14 des GC Lauterhofen.

Der GC Lauterhofen liegt zwischen Nürnberg und Regensburg. Wer dort golft, wird was erleben: außergewöhnliche Toilettenhäuschen.

Golf ist Sport. Aber auch Genuss, Naturerlebnis und Erholung. Auf so einer Runde über 18 Löcher gibt es ganz verschiedene Meinungen, wann ein Platz besonders ist. Manche stehen auf ein tolles Panorama oder herausfordernde Bahnen und schnelle Grüns, andere sind ausschließlich mit ihrem Score beschäftigt. Wer tief schießen will, muss fit sein – und viel trinken. Vor allem im Sommer. Und wer ausreichend Flüssigkeit zu sich nimmt, der muss auch mal. Also austreten. Und dafür braucht es stille Örtchen. Auch auf einem Golfplatz.

Genau in dieser Hinsicht hat der GC Lauterhofen eine Art USP, also ein Alleinstellungsmerkmal. Denn der Gastgeber der Deutschen Meisterschaften AK 50 des Jahres 2021 ist für seine außergewöhnlichen WC-Häuschen sogar prämiert worden. Auf der weitläufigen Anlage, die sich in er Oberpfalz zwischen Nürnberg und Amberg befindet und lediglich eine gute Drive-Länge von der A6 entfernt liegt, sollten Gäste – so komisch es klingt – unbedingt mindestens einmal auf die Toilette müssen, denn: So etwas erlebt der Golfer wohl kaum ein zweites Mal.

Für seine stillen Örtchen hat der Club sogar eine Auszeichnung des Bundes Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) erhalten, eine Art Oscar für Architekten sozusagen. „Unsere kleinen, aber feinen Gebäude machen unseren Platz nicht nur landschaftlich sondern auch in architektonischer Hinsicht zu etwas Besonderem“, erklärt Clubmanager Guido Hoferer. Wir haben den GC Lauterhofen besucht.

Dem ersten kuriosen WC begegnet man zwischen den Bahnen 3 und 8: eine Toilette aus rostigem Stahl des innovativen Platz- und Gebäudewarts Johannes Berschneider, der ebenso dem Vorstand angehört. Der Farbtupfer im Innenraum ist die rot lackierte Mörtelmaschine, deren Trommel mit knallblauem Innenleben als Waschbecken dient. Das Wasser kommt über den großen Mischhebel in Feuerwehr-Dimension, ein alter LKW-Rückspiegel sorgt für den Kontrollblick und ist wie alle Griffe und Haken einfach an die Stahlwände geschweißt.

Die stillen Örtchen des GC Lauterhofen

Das WC-Häuschen an Bahn 3 des GC Lauterhofen von außen.
Und das WC-Häuschen an Bahn 3 des GC Lauterhofen von innen.
Das WC-Häuschen an Bahn 5 des GC Lauterhofen von außen.
Und das WC-Häuschen an Bahn 5 des GC Lauterhofen von innen.
Weitere Innenansicht des WC-Häuschens an der 5. Bahn.
Wo sich die Attraktionen des GC Lauterhofen befinden, zeigt ein Hinweisschild am Clubhaus.
Das rostige Gebilde
Und ein Blick in das rostige Gebilde
Betonquader: das WC-Häuschen an Bahn 14.
Das Gebäude ist ein Hingucker vor der schönen Natur im GC Lauterhofen.
Und die Toilette an der 14 von innen.

Das nächste sehenswerte WC-Häusl gibt es bereits an Loch 5. Vielleicht etwas hübscher anzusehen, weil es sich zart in die hügelig Landschaft schmiegt. Als Holzbau wurde die Box in einer Zimmerei vorgefertigt und vor Ort in einem Stück auf die vorbereitete Bodenplatte gesetzt. Wände und Decken sind Cross Laminated Timber. Das Innenleben zeigt sich als rot lasiertes Holzgehäuse; die Außenfassade wird von gestapelten Ästen und Stämmen der umliegenden Bäume bestimmt, die bei einer Entbuschung der Landschaftspflege angefallen waren. Auf der Toilette bietet sich dem Spieler ein Panoramablick über das Tal und zwei Greens. Keine Angst: Eine verspiegelte Scheibe verwehrt den Blick von außen nach innen.

Und dann ist da noch die Toilette an Loch 14, ein Betonquader, der Schicht für Schicht gefertigt wurde. Die Materialien stammen unmittelbar vom Bauort. Die beim Aushub gefundenen, für die Oberpfalz typischen Kalkbrocken liegen als Naturstein-Boden im Innenraum. Ein Baum, der für den Bau gefällt werden musste, lieferte das Holz für die Eingangstür mit klarer Form und bewusst derber Oberfläche. Eine antike Viehtränke ist nun das Waschbecken. Highlight: Die rahmenlosen Glasflächen sorgen für besten Panoramaausblick über den Golfplatz. Von außen reflektiert sich die Landschaft in den Spiegelglasflächen, durch die die Intimität des stillen Örtchens im Inneren auch hier jederzeit gewahrt bleibt.

Neben Insektenhotels und Bienenschaukästen gibt es noch eine weitere architektonische Attraktion im GC Lauterhofen: In dem etwas mystisch anmutenden Gebilde mit dem Namen „See the light“ an Tee 12 können Golfer Trinkwasser nachfüllen. Wer das rostige Gebilde betritt, wird Tiergeräusche wahrnehmen. Hoferer: „Ein weiterer Beitrag für unsere Natur und Umwelt in Lauterhofen, denn die verwendeten Werkstoffe sind überwiegend aus recyceltem Material.“

Es wird also keineswegs langweilig auf dem Platz des GC Lauterhofen. Vor allem dann nicht, wenn es darum geht, seine „Geschäftstermine“ zu erledigen. Und das muss auf so einer Golfrunde so gut wie jeder irgendwann einmal. „Wir haben Gäste aus dem europäischen Ausland, die deswegen zu uns kommen“, erzählt Clubmanager Hoferer. Golf ist eben nicht nur Sport und Genuss oder Erholung, sondern manchmal sogar Erlebnis. Sogar, wenn es um Notdurft geht. Manchmal sind aber auch Toiletten charming places.

Der GC Lauterhofen in Zahlen

  • 18 Löcher inkl. 6-Löcher-Kurzplatz
  • Länge: 5960 m von Gelb, 5291 von Rot
  • Par 72
  • Greenfee: 60 Euro (wochentags) bzw. 75 Euro (Wochenende+Feiertag)
  • Entfernungen: 50 km/30 Minuten nach Nürnberg, 70 km/50 Minuten nach Regensburg
  • Ruppertslohe 18
  • 92283 Lauterhofen