DGL 2022

6,5:5,5! Vitek Novak macht für Valley den Deckel drauf und das Team den Aufstieg perfekt


14. August 2022 , Matthias Lettenbichler


Endlich! Mit einem knappen Sieg über den GC Am Reichswald sichern sich die Herren des GC München Valley den Aufstieg in die 1. Bundesliga Süd. Foto: DGV/mat
Endlich! Mit einem knappen Sieg über den GC Am Reichswald sichern sich die Herren des GC München Valley den Aufstieg in die 1. Bundesliga Süd. Foto: DGV/mat

Es ist vollbracht: Mit einem knappen 6,5:5,5-Erfolg im Relegationsmatch gegen den GC Am Reichswald Nürnberg spielen sich die Herren des GC München Valley in die 1. Bundesliga Süd der Deutschen Golf Liga presented by All4Golf. Den entscheidenden Punkt für Valley holt Vitek Novak, der seine Partie gegen Jonathan Gard am 17. Grün des Münchener GC gewinnt, auf dessen exzellentem Golfplatz sich beide Teams ein Matchplay-Duell auf hohem Niveau liefern.

Straßlach-Dingharting – „Ich kann meine Gefühle noch gar nicht in Worte fassen“, so der überglückliche Valley-Coach Danny Wilde nach der entscheidenden Partie, die seinen Club erstmals ins Oberhaus der Deutschen Golf Liga bringt. Als feststeht, dass in der Saison 2023 nicht nur die Damen des GC München Valley in der 1. Bundesliga Süd abschlagen und um den Einzug ins Final Four spielen werden, sondern auch die Herren des Clubs, kennt die Freude keine Grenzen. Die Spieler stürmen aufs samtweiche 17. Grün des Münchener GC, wo Vitek Novak exakt um 19:01 Uhr den Siegputt für sein Team verwandelt hatte, standesgemäß zu einem weiteren Birdie. Trainer Danny Wilde hat Tränen in den Augen, als er seine Schützlinge umarmt, und Kapitän Tarek Baraka hüpft und tanzt mit seinen Teamkollegen um die Wette. Es ist geschafft, es ist vollbracht, auch Valleys Herren sind nun erstklassig – endlich.

„Es ist extrem emotional, das kann man nicht in Worte fassen. Es ist einfach nur krass. Seit sechs Jahren bin ich jetzt in Valley, und seither haben wir auf dieses Ziel hingearbeitet. Wir haben damals von Null angefangen, immer wieder ein Team aufgebaut, Spieler abgeben müssen, wieder neu aufgebaut. Letztes Jahr waren wir schon ganz knapp dran, jetzt hat es endlich geklappt; das Team hat sich das sowas von verdient. Ich bin unheimlich stolz auf meine Mannschaft!“, so Wilde.

Dabei hatte das Aufstiegsspiel gegen den Meister der 2. Bundesliga Liga Mitte alles andere als gut begonnen für Valley: Mit einem Rückstand von 1,5:2,5 gegen den Reichswald kam das Team aus dem bayerischen Voralpenland aus den Vierern. Raphael Geißler und Nicklas Borrmann hatten ihr Match gegen Alexander Elsner und Michael Hirmer trotz eines spektakulären Eagles am ersten Loch ebenso verloren wie Tarek Baraka und Ben Kelling ihre Partie gegen Florian Dittrich und Kevin Boyer; Eric Dörrenberg und Nicolas Horder teilten ihr Match mit Konstantin Raab und Jonathan Gard. Damit lastete der Druck in der letzten Partie auf Noah-Elia Auner und Vitek Novak, die unbedingt gegen Adrian Arnold und Maximilian Mayer liefern mussten, damit das Team Valley nicht mit fast aussichtslosem Rückstand in die Einzel musste. Und sie lieferten, holten den Punkt.

„Wir sind dann trotzdem irgendwie mit sehr wenig Schwung in den Nachmittag gegangen“, so Wilde. „Alle wirkten zwischendurch etwas müde. Die Vierer, das war schon ein Schlag, das hatten wir uns anders vorgestellt. Wir haben Reichswald eigentlich nicht unterschätzt, aber mit einem Rückstand hatten wir da nicht gerechnet. Am Schluss sind dann glücklicherweise doch noch alle aufgewacht und haben das Ding gedreht.“

Aufholjagd und Konter

Zunächst wechselte immer wieder die Führung, sobald Valley aufholte, konterte der Reichswald. Als Valleys Eric Dörrenberg an der 18 seinen Schlag aufs Grün nach links in große Büsche verzieht, sich nicht mehr befreien kann und sein Match an Adrian Arnold geben muss, keimt beim Team aus Nürnberg kurz noch einmal Hoffnung auf, doch Nicolas Horder und Noah-Elia Auner punkten wiederum nervenstark für Valley und stellen den 5,5:5,5-Gleichstand her. Damit fällt die Entscheidung um den Sieg und den Aufstieg in die höchste DGL-Liga in der letzten Partie des Tages, zwischen Valleys Vitek Novak und dem Reichswalder Jonathan Gard. Ab Bahn 6 liegt Novak an diesem Tag stets einen oder zwei Schläge vorn, und es ist klar: Wenn er den Vorsprung und damit die Partie nach Hause bringt, dann steigt sein Club auf und feiert anschließend bis zum Morgengrauen.

Mit 1 Auf geht der Tscheche aufs 17. Tee. Beide Spieler platzieren ihren Abschlag perfekt Mitte Fairway, doch während Novak seinen Ball mit dem zweiten Schlag an diesem 496 Meter langen Par 5 perfekt aufs Grün spielt, verzieht Gard nach rechts; sein Chip gerät zu lang, und der Birdie-Putt rollt knapp am Loch vorbei. Novak dagegen macht das Birdie, gewinnt damit die Partie mit 2 Auf und macht damit den Deckel drauf für Valley – der Aufstieg seiner Mannschaft ist perfekt.

Valley kommt damit dort an, wo Wilde mit seinem Team hinwollte, seit er vor sechs Jahren zum Club im bayerischen Voralpenland kam. Bis 2021 hatte er unisono sowohl Damen als auch Herren gecoacht, in diesem Jahr konzentrierte er sich vollends auf die Herren. „Das hat sich definitiv gelohnt, das war schon immer ein ziemlicher Spagat die letzten Jahre“, so Wilde.

Jetzt ist nur noch Freude pur in Valley – vor allem Vorfreude auf die nächste Saison. Wilde: „Wir haben 2023 starke Gegner, und da müssen wir uns jetzt sehr sich intensiv darauf vorbereiten. Es war eine geballte Teamleistung heute und in der gesamten Saison. Herausheben möchte ich unseren Kapitän Tarek Baraka, der absoluter Motivator ist – es gibt keinen besseren Kapitän.“

Dass sein Team „nochmal einen Zahn zulegen“ muss, um nicht sofort mit dem Rücken zur Wand zu stehen, ist ihm klar. „Wir müssen uns erst mal etablieren in dem Haufen, aber ich denke, wir können, wenn wir etwas aufsatteln, ganz gut mithalten. Wir möchten nächstes Jahr nicht gleich gegen den Abstieg kämpfen, aber das erste Jahr ist sicher das schwierigste in Liga 1, denn da hat man es mit ganz vielen bekannten und sehr routinierten Spielern zu tun.“

Besonders freut er sich natürlich auf den möglichen Doppelspieltag der Damen und Herren des GC München Valley, aber auch auf die Spieltage in St. Leon-Rot, Stuttgart und Mannheim, und auf das voraussichtlich spannende Ligafinale beim Münchener GC. „Insbesondere, wenn der Platz in so einem Zustand ist wie heute, denn dann macht es echt Spaß, hier zu spielen.“ Insbesondere, wenn Vitek Novak den entscheidenden Putt an der 17 locht.

Reichswald: „Nächstes Jahr probieren wir es wieder!“

Und der GC Am Reichswald? Zeigte sich als erstklassiges Team, ebenso stark wie sportlich fair. „Die sind einfach besser“, brachte es Reichswalds Kapitän Udo Volland auf den Punkt, weshalb sein Team die Aufstiegspartie gegen Valley verloren hatte und in der 2. Bundesliga bleibt. „Die haben bessere Einzelspieler, die besseren Handicaps, die haben super viele Collegespieler, und in der einen oder anderen Partie hatten sie heute vielleicht auch das Quäntchen Glück.“ Wobei sich die Enttäuschung beim Nürnberger Club in Grenzen hält. Volland: „Die Enttäuschung ist gar nicht so groß, die Freude darüber, die 2. Bundesliga Mitte gewonnen zu haben, ist eigentlich noch immer größer. Wir sind ja erst im letzten Jahr aus der Regionalliga aufgestiegen und jetzt direkt im ersten Jahr Meister geworden, haben die Relegation geschafft und uns hier sehr gut verkauft. Wir haben es Valley extrem schwer gemacht, ich bin sehr stolz auf meine Jungs, denn sie haben toll gespielt und toll gekämpft.“ Und das sogar ersatzgeschwächt, denn mit Marc-André Gehr und Jörg Paulus, der schon 2000 beim Gewinn der Deutschen Meisterschaft dabei war, standen zwei absolute Matchplay-Experten nicht zur Verfügung.

Seit fünf Jahren ist Volland als Kapitän für das Team Reichswald verantwortlich, baut es kontinuierlich auf. „Unser Konzept ist es, Talente aus der Region auf und ins Team einzubauen. Bei uns spielen viele gute Freunde, wir lassen niemanden aus den USA einfliegen, alle sind vor Ort, um Nürnberg herum“, erklärt Volland, weshalb seine Mannschaft vielleicht gerade auch in den Vierern so stark ist. „So machen wir immer weiter. Im Jahr 2000 war Reichswald Deutscher Meister, aber dass wir das erreichen, wage ich zu bezweifeln, denn da haben die anderen Clubs einfach viel mehr auch finanzielle Möglichkeiten. Aber die 1. Liga ist auf jeden Fall das Ziel, und nächstes Jahr probieren wir es wieder.“