DGL 2022

Klein, aber fein: Marienburgs neuer Neun-Loch-Platz besteht den Härtetest


16. Juli 2022 , Thomas Kirmaier


Himmel weiß-blau über dem Clubhaus des Marienburger GC, Gastgeber des vierten Spieltages in der 1. Bundesliga Süd der Herren.
Himmel weiß-blau über dem Clubhaus des Marienburger GC, Gastgeber des vierten Spieltages in der 1. Bundesliga Süd der Herren. | © DGV/Kirmaier

Zum wichtigen vierten DGL-Spieltag treffen sich die Herren aus der 1. Bundesliga Süd im Marienburger GC. In vielerlei Hinsicht eine Premiere - mit Spannung, Historie sowie besten Bedingungen. Nach den Einzeln und Vierern vom Samstag führt Mannheim (-8) vor München (+5) und St. Leon-Rot (+19).

Sechs Stunden, zehn Minuten für 18 Löcher. Da stöhnten einige, dass die Runden zum Auftakt der British Open in St. Andrews so lange dauerten. US-Open-Champion Matthew Fitzpatrick hielt das für einen „Witz“, und Collin Morikawa meinte nur: „Ich wusste, dass es lange dauern würde, aber so lange…“. Slow Play mag keiner besonders gern. Vor allem dann nicht, wenn es um Spitzensport geht. Wie in der 1. Bundesliga Süd der Herren, die ihren vierten Spieltag in der Deutschen Golf Liga presented by All4Golf im Marienburger GC ausrichten. Und das ist eine Premiere, denn der Club im Kölner Süden verfügt lediglich über neun Löcher.

„Ich hatte so etwas noch nie. Im Vorfeld hat es einige Gespräche gegeben, wie wir das am besten lösen“, sagt DGV-Spielleiter Max Brunner. Wie es im Leben aber oft ist: Vorher macht man sich groß Gedanken, und hinterher läuft doch alles wie geschmiert. Die Einzel und die Vierer am Schillingsrotterweg zu Köln gingen am Samstag reibungslos, zügig, bei besten Bedingungen und ohne Probleme über die Bühne. Klar mussten die ersten Zweier-Gruppen nach neun Löchern erst einmal warten, „aber das ist überhaupt kein Problem. Alles ist vorher besprochen, alle wissen Bescheid“, so Münchens Felix Krammer, der in der ersten Morgengruppe unterwegs war. Als er seinen letzten Putt lochte, stand gegenüber an Tee eins gerade die vorletzte Start-Gruppe. Genug Zeit, in Ruhe eine Banane zu essen.

> > > Impressionen vom Samstag in Marienburg


Das Tempo war deutlich höher als bei der Open in St. Andrews. „Einen Spieltag in der 1. Bundesliga Süd der Herren mit Betrieb am Samstag und am Sonntag hatten wir zwar noch nie, aber auch das kriegen wir hin“, erklärte Norbert Hemb. Er ist seit 39 Jahren (!) im Büro des Clubs beschäftigt (gemeinsam mit Bruder Richard/36 Jahre) und hat schon einiges erlebt. „Wir hatten ja auch die Damen in der 2. Bundesliga auf der Anlage. Da lief auch alles rund“, so Hemb mit Kölsche Gelassenheit. Nach so vielen Jahren in der Branche schmeißt einen eben nichts mehr so schnell um. Auch nicht der Tross der 1. Bundesliga Herren Süd, der ja samstags und sonntags im Einsatz ist.

Spieler, Trainer und Betreuer der fünf Herrenteams zeigten sich begeistert vom Platz. „Klein, aber fein“, sagten einige. Was nicht weiter verwundert, denn der Club an der viel befahrenen A4 hat zuletzt in einer aufwändigen Sanierung neue Grüns, Fairways und Abschläge bekommen. Alles noch frisch, offiziell war die Wiese erst zu Pfingsten 2022 eröffnet worden. Für den Gastgeber eine gute Gelegenheit, seinen neuen Platz (6304 Meter, Par 72) zu zeigen und vielleicht doch noch den einen oder anderen zu ärgern. Der Marienburger GC, in dessen Clubhaus der Name Adenauer allgegenwärtig ist (Nachfahren des ersten Bundeskanzlers/siehe Bildergalerie), wird das deutsche Oberhaus nach nur einem Jahr wieder verlassen müssen. Zu stark ist die Konkurrenz und zu schwer sind Spieler wie der auf die Tour abgewanderte Nick Bachem zu ersetzen. Aber der renovierte Kurs weiß zu begeistern: „Ein wirklich toller Golfplatz“, lobte Mannheims Nico Lang. Stuttgarts Yannick Schütz: „Wenn er 18 Löcher hätte, wäre er einer der schönsten Plätze Deutschlands.“

So lief der Platzumbau


Die Teams aus der 1. Bundesliga Süd der Herren müssen in der so wichtigen vierten DGL-Runde Gas geben. Zwar ist Spitzenreiter St. Leon-Rot so gut wie sicher fürs Final Four (6./7. August) im GC Pfalz qualifiziert, die Wölfe mussten am Samstag krankheitsbedingt aber auf ihre EM-Helden Finn Kölle und Carl Siemens sowie Philipp Katich verzichten. „Da dürfen sich eben andere zeigen“, so SLR-Captain Axel Stadler. Für das Trio München, Mannheim und Stuttgart geht es schon um mehr, denn ein Ticket fürs Final Four ist in der Südstaffel noch zu vergeben. Wer’s bekommt? Das wird sich wohl erst am letzten Spieltag in zwei Wochen in München entscheiden. Aber eine kleine Vorentscheidung könnte das Match in Marienburg durchaus bringen.

Stand nach Einzeln und Vierern vom Samstag

1. GC Mannheim-Viernheim                -8
2. Münchener GC                                   +5
3. GC St. Leon-Rot                               +19
4. Stuttgarter GC Solitude                 +20
5. Marienburger GC                           +29