Team-EM

Mission Urriðavöllur: „Vermeidet die Lava!“


1. Juli 2022 , Matthias Lettenbichler


Wiedersehen in Reykjavík: Das Team England mit Cheftrainer Mark Day (links) zählt DGV-Bundestrainer Sebastian Rühl - hier mit Physiotherapeutin Sarah Menschl - zu den Favoriten bei der Team-EM in Island. Fotos: DGV/mat
Wiedersehen in Reykjavík: Das Team England mit Cheftrainer Mark Day (links) zählt DGV-Bundestrainer Sebastian Rühl - hier mit Physiotherapeutin Sarah Menschl - zu den Favoriten bei der Team-EM in Island. Fotos: DGV/mat

Im Sommer 2020 holte das Team Germany in der Slowakei mit vier Mädchen den Titel, im letzten Jahr verzichteten Bundestrainer Sebastian Rühl und seine jungen Damen auf den Start bei der Team-EM in Portugal – Corona-bedingt. Vom 5. bis 9. Juli steht nun in Island die Team-Europameisterschaft 2022 der Mädchen auf dem Programm, und die deutsche Delegation fliegt mit einem starken Kader und großem Optimismus nach Reykjavík. Allerdings hat Corona das deutsche Team auch diesmal beeinflusst: Kurz vor dem Abflug musste ausgerechnet Charlotte Back absagen, die Kapitänin und eine der stärksten Spielerinnen des Team Germany. GOLF.de sprach im Vorfeld der Europameisterschaft mit Bundestrainer Sebastian Rühl.

Sebastian Rühl, der Kader für die EMM der Mädchen steht fest, sieben Spielerinnen waren ausgewählt, um vom 5. bis 9. Juli in Island für Deutschland an den Start zu gehen – sechs fix im Kader, Emilie von Finckenstein, wie es offiziell heißt, als „Non-travelling-reserve“. Die Hamburgerin kommt nun tatsächlich zum Einsatz, nachdem sich Kapitänin Charlotte Back am Tag des geplanten Abflugs Corona-bedingt krankmelden musste. Wie beeinflusst das die Erwartungen, mit denen Sie nun mit Ihren Mädchen nach Island reisen?
Sebastian Rühl: „Der Ausfall von Charlotte Back ist eine ganz bittere Pille! Sie ist das Herzstück dieses Teams, und dieses Herzstück wurde uns nun herausgerissen. Sie hatte in drei Jahren drei EMM-Nominierungen, und sie ist definitiv die erfahrenste und eine der stärksten Spielerinnen im Kader. Dieser Ausfall tut uns zweifellos sehr weh. Als Kapitänin hat sie mich schon im Vorfeld ganz großartig unterstützt. Da werden zum Beispiel mögliche Zimmer- und Vierer-Konstellationen besprochen und auch die Teamaufstellungen vor Ort, etwa wer wann wo rausgeht. Und auch die sogenannten weichen Faktoren, etwa welche Klamotten wir in welcher Runde anziehen oder wie wir uns beim Galaabend präsentieren, werden abgestimmt. Charlotte hat sich in jeder Hinsicht akribisch auf das Turnier vorbereitet und sich da sehr viele Gedanken gemacht. Außerdem fehlt sie uns natürlich nicht nur als Kapitänin, sondern auch als sehr starke Spielerin. Vor allem ist es natürlich auch für Charlotte selbst ganz unglaublich bitter, nicht mit uns reisen und spielen zu können. Wir alle freuen uns seit Wochen sehr auf dieses Turnier, denn am Ende sind genau solche Veranstaltungen der Grund, weshalb wir so viel Herzblut und Engagement in ein Projekt wie das Junior Team Germany stecken: Der Wettkampf und das Messen auf einer großen internationalen Bühne. Mit Emilie von Finckenstein rückt nun aber ein Mitglied des Junior Team Germany ins EM-Team nach, das es ohnehin nur sehr knapp nicht in den Sechser-Kader geschafft hat, in das ich großes Vertrauen habe und auf dessen Ankunft sich jetzt hier alle freuen. Emilie ist ein voll integrierter und sehr geschätzter Teil dieses Teams, und sie wird, da bin ich mir sehr sicher, ihre Sache sehr gut machen. Nachdem wir im letzten Jahr in Portugal Corona-bedingt als amtierender Europameister nicht an der EMM teilnehmen konnten, werden wir versuchen, unseren Titel aus dem Jahr 2020 zu verteidigen. Für uns alle, und natürlich ganz besonders auch für Charlotte!“

Die Reise nach Island und die EMM auf dem Platz des Golfklúbburinn Oddur in Urriðavöllur, rund 15 Kilometer südlich von Reykjavík, wäre auch ohne den Ausfall Ihrer Kapitänin Charlotte Back kein Selbstläufer und alles andere als eine Vergnügungsfahrt geworden …
„Keine Frage: Diese EMM wird physisch und psychisch eine ziemlich knackige Woche! Wir werden zweifellos mit sehr vielen Dingen konfrontiert werden, die eine Herausforderung darstellen und die vielleicht nicht ganz perfekt ablaufen. Das beginnt bei der Anreise – Fliegen ist aktuell sehr aufwändig – und setzt sich dann fort mit dem Wetter; die Vorhersage ist mit 8 bis 12 Grad, heftigem Wind und Regen waagerecht ebenfalls sehr knackig. Auf jeden Fall wird das ein guter Kampf werden in Island, auf den stellen wir uns aber ein, und auf den freue ich mich! Und ich glaube, wir sind gut vorbereitet.“

Wann geht es los, wo genau wohnt das Team, und wie groß wird die deutsche Delegation insgesamt sein?
„Wir fliegen am 1. Juli nach Reykjavík, sind im offiziellen Turnierhotel im Stadtzentrum untergebracht, und neben den sechs Spielerinnen werden unser Mentaltrainer Justin Walsh, als Physiotherapeutin Sarah Menschl und ich als Bundestrainer mit dabei sein.“

Kommen wir zum Kader der Spielerinnen: Nach welchen Kriterien haben Sie Katharina Anglett, ursprünglich Charlotte Back, Helen Briem, Marie-Agnes Fischer, Philipa Gollan, Tessa Kremser und schließlich Emilie von Finckenstein – ursprünglich als Reservespielerin – für die EMM ausgewählt, und wann stand der Kader fest?
„Das Gros der Spielerinnen stand für mich bereits seit etlichen Wochen fest, spätestens nach der German Boys & Girls Open im GC St. Leon-Rot. Bei einigen gab es noch kleinere Verletzungsprobleme, bei anderen standen schulische Dinge mehr im Vordergrund. Insofern hatten sich diese Spielerrinnen schon seit einigen Wochen herauskristallisiert. Ich bin mir sicher, dass wir da eine sehr schlagkräftige Truppe aufgestellt haben.“

Wer in der Gruppe ist die größte Party-Granate, die mit Späßen und Sprüchen für gute Stimmung sorgt?
„Da haben wir ein paar! Tessa Kremser ist da sehr weit vorne, ich würde sagen dicht gefolgt von Philipa Gollan und Marie-Agnes Fischer. Aber alle Mädels sind toll im Team, supersozial, das passt sehr gut zusammen. Aber in Sachen Sprüche klopfen sind diese drei schon sehr weit vorne! Dieser Faktor ist zweifellos wichtig bei einem solchen Turnier, aber gleichzeitig ist es auch nicht für jede wichtig, dass sie immer nur lacht und scherzt. Jede Spielerin muss in ihrer individuellen Konstitution sein, in der sie sich wohlfühlt und ihre Höchstleistung abliefern kann. Es geht nicht darum, dass alle zur gleichen Uhrzeit aufstehen und ins Bett gehen und die gleichen Inhalte nochmal trainieren. Golf ist auch bei einer Team-EM ein hochindividuelles Ding, denn am Ende spielen viele Leute ihren eigenen Ball. Die eine Spielerin muss mehr Putten trainieren, eine andere mehr ihre Eisen. Sich selbst treu zu bleiben und den Routinen zu folgen, die sie zur EM geführt haben, ist für die Spielerinnen wichtig.“

Gutes Verständnis ist zumindest für die Vierer von Vorteil. Oder ist da vor allem wichtig, dass sich das Spiel des jeweiligen Duos gut ergänzt?
Dass sie sich die Spielerinnen gut ergänzen, ist der entscheidendere Teil. Natürlich ist auch ein passender Vibe wichtig, aber darauf legen wir ohnehin schon im Nominierungsprozess großen Wert – neben den harten Nominierungskriterien der guten Ergebnisse und der Weltranglistenposition. Weitere solche sogenannten „weiche Kriterien“ sind psychologische Fähigkeiten, Teamfähigkeit, Körpersprache, Teamzusammenhalt, Trainierbarkeit unter Druck, Umgang mit nicht perfekten Dingen, und dazu gehört eben auch die Eignung für den Vierer. Eine gute Vierer-Konstellation ist nicht dadurch gegeben, dass da die besten Freundinnen auf dem Platz stehen – Ja, das hilft – aber Spielanlage, Spielverständnis und Respekt bis hin zum Lauftempo spielen ebenfalls eine große Rolle. All das muss möglichst gut zusammenpassen. Es gibt immer Spielerinnen, die als Vierer-Partner sehr beliebt sind, und auch das hilft natürlich bei der Nominierung für eine Europameisterschaft.

„Dieser Platz ist völlig anders als alles andere, was wir jemals gespielt haben!“

Die deutschen Mädchen konnten 1999 in Finnland, 2006 in Dänemark und 2020 in der Slowakei gewinnen, 1997 gab’s beim Heimspiel im Frankfurter GC Silber. Beim sensationellen Erfolg 2020 waren Sie schon der verantwortliche Bundestrainer. Wie schätzen Sie den Platz des Oddur Golf Club ein, mit dem es die Teams in diesem Jahr zu tun bekommen? Was für eine Anlage erwartet das Team Germany im hohen Norden Europas?
„Wir waren Mitte Mai mit dem gesamten Team in Island und haben uns auf dem Platz auf die EMM vorbereitet – dies war der frühestmögliche Termin, denn wetterbedingt öffnet der Club erst im Mai. Dieser Platz ist völlig anders als alles andere, was wir jemals gespielt haben! Auf vielen Löchern spielt man in eine alte Lava-Landschaft hinein, die Lava geht teilweise zwei, drei Meter bis ans Grün heran, und wenn der Ball auf dieser Lava aufkommt, dann wird es sehr sehr schwierig, von dort aus weiterzumachen. Wenn wir die Lava vermeiden, dann setzten die Mädchen schon mal die wichtigste taktische Ansage meinerseits zumindest für die Zählspielrunden um!“

Mit 5432 Metern bei Par 71 ist der Parcours auch alles andere als eine kurze Wiese, zumal, wenn der Wind von vorne bläst, was hier relativ oft vorkommt. Welche Qualitäten muss eine Spielerin mitbringen, um hier gut zu scoren?
„Korrekt: Der Platz hat eine ordentliche Länge, ist taktisch anspruchsvoll, dazu kommt das Wetter! Das ist eine wirklich gute Herausforderung, auf die wir uns freuen. Wir sind mit den Örtlichkeiten vertraut, ebenso mit den spielstrategischen Anforderungen. Wie immer bei einer Europameisterschaft gibt es auch diesmal eine Zählspiel-Taktik und eine Matchplay-Taktik. Aber dieser Satz hat noch nie so zugetroffen wie in diesem Jahr! Im Zählspiel gibt es an bestimmten Spielbahnen ganz sicher eine etwas defensivere Strategie, um sich hier keine hohen Schlagzahlen abzuholen. Genauso gibt es gerade auf den zweiten neun Löchern Spielbahnen, wo es sich im Lochwettspiel lohnt, einen gewissen Mut und eine gewisse Aggressivität zu zeigen, um dann viel zu holen. Es wird das Schlüsselelement sein, dort in der geeigneten Situation den richtigen Schlag zu spielen.“

Wie weit geht die Vorbereitung auch auf den zu spielenden Golfplatz ein? Wird eventuell sogar auch das Material an die besonderen Platzverhältnisse angepasst? Kommen für Oddur zum Beispiel andere Schläger ins Bag als für einen Platz wie zum Beispiel den des GC St. Leon-Rot?
„Mädchen sind, was diesen Bereich betrifft, nicht ganz so experimentier- und wechselfreudig wie Jungs. Die Jungen probieren öfter mal verschiedene Putter aus, testen Hybriden und lange Eisen, tauschen beim Driver die Schäfte etc. Unsere Mädchen sind mit ihrem Material gut aufgestellt, und machen vor allem keine Experimente zum falschen Zeitpunkt. Maximal packt die eine oder andere Spielerin noch ein langes Eisen mehr ein und nimmt dafür ein Hybrid aus dem Bag, denn das Eisen geht von der Teebox etwas flacher und rollt einen Tick mehr aus, was zum Beispiel bei starkem Wind ein Vorteil sein kann.“

Haben Sie Ihren Spielerinnen ein besonderes Trainingsprogramm für die EM-Vorbereitung an die Hand gegeben, stimmen Sie sich da auch noch jeweils mit den jeweiligen Heimtrainern ab, oder gab es sogar noch eine gemeinsame Vorbereitung?
„Jede Spielerin hat Trainingspläne für die Wochen vor der EM an die Hand bekommen, auch zur individuellen Vorbereitung. Aber das Grundgerüst ist ohnehin vorbereitet, das steht. Auch zu den Heimtrainern haben wir natürlich engen Kontakt. Am Ende des Tages gilt aber: Wir fliegen nach Island, und dort spielen wir einen Golfplatz so gut wir können. Natürlich ist die EMM ein sehr wichtiges Turnier. Aber es wäre jetzt gefährlich, wegen dieser Woche das Rad neu erfinden zu wollen und alles auf links zu drehen, in der Meinung, dass das nicht ausreiche, was bisher gemacht wurde. Das wäre ein schlimmer Fehler! Diese Mädchen sind für diese Europameisterschaft deshalb qualifiziert, weil sie die sechs respektive sieben besten Spielerinnen dieser Altersgruppe in Deutschland sind. Sie alle haben tolle Fähigkeiten zu scoren, sie alle haben Turniere auf unterschiedlichen Ebenen gewonnen, bis hinauf zu den höchsten Ebenen im Amateurbereich. Deswegen dürfen sie Vertrauen in das haben, was sie bisher gemacht haben, denn das ist einfach gut!“

Der Modus der EMM besagt, dass zunächst zwei Zählspielrunden zu absolvieren sind, anschließend geht es im Matchplay-Modus hoffentlich um die Medaillen – Voraussetzung ist, nach dem Zählspiel-Runden unter den Top 8 zu sein. Ist das das absolute Minimal-Ziel, oder soll für Deutschland jedenfalls wieder eine Medaille her, was in der Geschichte des Wettbewerbs ja schon viermal gelungen ist, zuletzt mit dem Sieg 2020 in der Slowakei?
„Einerseits, das ist richtig, gibt es die Erwartung die Top 8 und damit den Flight A zu erreichen, in dem es anschließend um die Medaillen geht. Andererseits ist es auch ganz schnell passiert, dass man diesen Flight A verpasst, denn am Start sind auch hier Menschen, und es läuft eben im Leben nicht immer alles nach Plan. Natürlich ist es ärgerlich, in den zweiten Flight zu kommen, also in die Gruppe B, aber das ist mir während meiner Zeit als Bundestrainer auch schon zweimal passiert. Das passiert vor allem dann, wenn im Zählspiel taktische Fehler und Schläge gemacht werden, die hohe Zahlen zur Konsequenz haben. Wenn man dann aber nun mal im B-Flight ist, dann muss man halt sehen, dass man dort so richtig aufräumt. Aber klar: Unser erstes Ziel ist der Flight A! Und dann schauen wir mal.“

Stichwort Matchplay: Fast das ganze Jahr über messen sich die Spielerinnen im Zählspiel-Modus in Einzelwettbewerben in erster Linie mit den Golfplätzen und nur sekundär mit den Kontrahentinnen. Bei der EMM geht es nun um eine Teamwertung und dann vor allem um Matchplay-Qualitäten in Duellen Frau gegen Frau. Können die Mädchen Letzteres speziell trainieren? Was ist hier die große Herausforderung?
„Die Mädchen, die 2022 bei der Team-EM für Deutschland am Start sind, das sind ziemlich ordentliche Competitors, mit toller Körpersprache, die mit vollem Einsatz und bestens vorbereitet ins Zählspiel und dann auch mit der nötigen Einstellung ins Matchplay gehen. Da mache ich mir keine Sorgen!“

Bei der EMM 2021 in Portugal war Deutschland nicht dabei – Corona-bedingt, obwohl die Europameisterschaft stattfand. War das auch im Nachhinein gesehen die richtige Entscheidung?
„Es war damals eine Frage der Abwägung. Die Delta-Variante war aktiv, es gab strenge Quarantäneregeln. Die Probleme, die auftreten, wenn Jugendliche sich im Ausland infizieren, sind enorm, und am Ende ist Sport zwar wichtig, aber nichts geht über die Gesundheit der Athletinnen. Insofern war es letztlich eine harte, aber ohne Frage die einzig richtige Entscheidung – auch im Rückblick.“

In Portugal setzte sich letztes Jahr Spanien vor Frankreich und Schweden durch – sind das auch in diesem Jahr die Nationen, die ganz vorne dabei sein werden? Als Vize-Kapitän des Junior Solheim Cup 2021 kennen Sie viele Top-Spielerinnen der anderen Nationen ja sehr gut, und auch bei der GBGO in St. Leon-Rot konnten Sie sich einen Eindruck vom Leistungsstand der anderen Länder verschaffen. Wen sehen Sie da ganz weit vorne, und wo ordnen Sie das deutsche Team ein?
„Diese Frage kann ich am besten nach der EM beantworten! Tatsächlich ist es aktuell sehr schwierig einzuschätzen, wie die einzelnen Nationen aufgestellt sind. Wir haben zwei Corona-Jahre hinter uns, und da gibt es Leute, die zum Beispiel aufgrund von Reiserestriktionen sehr lange nicht international gespielt haben. Die haben national viel und gut gespielt, haben auf einmal top Weltranglistenpositionen, sind aber noch nie groß gereist. Ich erwarte, dass in Island Spielerinnen am Start sein werden, die noch nicht groß international in Erscheinung getreten sind, viele neue Gesichter, die aber trotzdem eine gute Performance abliefern. Da wird es sicherlich einige Teams geben, die deshalb überraschend weit vorne sind – das wird sehr sehr spannend. Ich denke aber, dass in jedem Fall Frankreich vorne mitzureden hat, auch die Engländerinnen machen schon immer, speziell aber in den letzten Wochen und Monaten, einen sehr guten Job. Mit Schweden ist natürlich zu rechnen, die Spanierinnen sind Titelverteidigerinnen, und auch Italien ist nicht zu unterschätzen. Daneben gibt es bei diesen Team-EMs immer wieder Nationen, die ein Momentum erwischen, das die Mannschaft, die eigentlich eher als Underdog am Start ist, ganz weit nach vorne trägt. Gerade wenn man im Matchplay nichts zu verlieren hat und auf einen Gegner trifft, der als klarer Favorit gilt, dann geht das manchmal ganz anders aus. Die Tschechinnen zum Beispiel haben sich bei der GBGO sehr stark gezeigt, auch mit großem Kampfgeist!“

Im Corona-Jahr 2020, als das Team Germany den Titel holte, schickte jede Nation bedingt durch die Pandemie nur vier Spielerinnen in den Wettbewerb, diesmal sind für jedes Land wieder sechs Spielerinnen am Start. Ist das eher ein Vorteil oder ein Nachteil für das Team Germany?
„Es ist in jedem Fall anders. Und es verschiebt sich dadurch auch das Kräfteverhältnis zwischen den europäischen Teams. Denn klar ist: Je größer der Kader ist, je mehr Ergebnisse in die Wertung kommen, umso mehr gute Spielerinnen braucht man in der breiteren Spitze. Zum Vergleich: Bei der inoffiziellen Team-WM in Kanada sind nur drei Spielerinnen am Start, mit einem Streichergebnis, das heißt, es genügen unter Umständen zwei gute Spielerinnen, um vorne dabei zu sein. Damit tauchen plötzlich Länder auf dem Leaderboard auf, die bei einer Veranstaltung wie jetzt der Team-EM keine Rolle spielen können, weil sie über zu wenige gute Spielerinnen verfügen. Deshalb ist es auch ein deutlicher Unterschied, ob wie 2020 vier Spielerinnen oder wie jetzt sechs am Start sind. Wir brauchen diesmal fünf gute Ergebnisse und nicht nur drei. Für uns ist das vielleicht eher ein Vorteil, aber nicht nur für uns: Auch für Länder wie Frankreich oder Spanien, die in den letzten zwei Jahren trotz Corona massiv Spielerinnen entwickelt haben. Auch England hat da sehr intensiv gearbeitet, und Schweden ist da sowieso immer vorne dabei.“

Vielen Dank für das Gespräch, Sebastian Rühl, und dem gesamten Team viel Erfolg bei der Mission Urriðavöllur!